Rückblick auf den 50. Sachsenhausen-Gedenklauf

99 Läuferinnen und Läufer gedachten den Opfern des Todesmarsches. Interview mit Dietmar Büch


Am ersten Mai-Wochenende war Laufzeit allerorten. So fanden bspw. in Nassau/Bahamas die zweiten Weltspiele in den Staffelwettbewerben statt. „Ein paar Kilometer“ weiter, im mecklenburgischen Schwerin, wurde indes ein besonderer Jubiläumslauf ausgetragen: der 50. Sachsenhausen-Gedenklauf.

Wie dieser verlief, erfuhren wir von Dietmar Büch vom Schweriner Fünf-Seen-Lauf e.V.

„Besonders die Minuten des Erinnerns waren eindrucksvoll…“

Frage: Seit 50 Jahren gibt es den Sachsenhausen-Gedenklauf. Wer hatte die Idee zu diesem Lauf?

Dietmar Büch: Der Sachsenhausen-Gedenklauf wurde 1965 vom Sportclub Traktor Schwerin erstmals ausgerichtet. Sieger war damals der spätere Marathon-DDR-Meister Gerhard Lange, der den Start der diesjährigen 20 Kilometer-Strecke vollzog. Am Start über die 10 Kilometer-Strecke war in diesem Jahr auch der 67-jährige Hans-Werner Büch, der bereits beim ersten Lauf dabei war und es sich nicht nehmen ließ, bei der 50. Auflage des Schweriner Sachsenhausen-Gedenklaufs wieder zu starten.

Frage: Was waren dabei die besonderen Highlights in 50 Jahren Sachsenhausen-Gedenklauf?

Dietmar Büch: Nachdem der Sachsenhausen-Gedenklauf eine lange Zeit den leistungsorientierten Leichtathleten der damaligen Nordbezirke vorbehalten blieb, wurde er mit den Ranglistenläufen Anfang der 1980er Jahre zum Volkslauf.

Er war danach Mittelpunkt der Meilenbewegung im Bezirk Schwerin und sah bis zu 6.000 Läufer am Start. Begleitet wurde der Lauf von pompösen Feiern zum Tag der Befreiung. Ende der 1980er Jahre wurden beim Sachsenhausen-Gedenklauf mehrere Jahre lang die Deutsche Straßenlaufmeisterschaften über 20 Kilometer bzw. 15 Kilometer ausgetragen. In die Siegerlisten trugen sich so Werner Wachenbrunner, Michael Heilmann, Birgit Jerschabek und viele andere ein.

Nach der Wende versuchte man das Niveau mit eingekauften Top-Läufern aus Kenia, Australien, usw. zu halten. Als dieses scheiterte, gab der Nachfolger des SC Traktor Schwerin, der Schweriner Sportclub, 1996 den Lauf auf. Seit 1998 organisiert der Schweriner Fünf-Seen-Lauf e.V. den Sachsenhausen-Gedenklauf wieder als reinen kleinen Volkslauf mit jährlich 70 bis 150 Teilnehmern.

Frage: Wie gestaltete sich der diesjährige Jubiläumslauf?

Dietmar Büch: 99 Läuferinnen und Läufer erreichten das Ziel. Da am Wochenende auch ein Ranglistenlauf in Neubrandenburg stattfand, ist die Teilnehmerzahl zufriedenstellend. Besonders die Minuten des Erinnerns an die Opfer des Todesmarsches an den Startorten mit der Niederlegung von Blumengebinden war sehr eindrucksvoll. Was das Sportliche betrifft: Bei sonnigem Wetter erreichten viele gute persönliche Leistungen.

Frage: Der nächste große Schweriner Lauf, der Fünf-Seen-Lauf, „ruft“ Anfang Juli… Wie ist da der Stand der Meldungen?

Dietmar Büch: Rund zweitausend Meldungen liegen vor. Die Organisation liegt im Plan. Das Problem der Überquerung der Verkehrstrassen an der abgebrochenen Stadionbrücke wurde dabei mit Hilfe der Stadtverwaltung gut gelöst. Schwerin ist zum nächsten Lauffest am 4. Juli 2015 bereit.

Frage: Es gibt ja ungemein viele Volksläufe hierzulande. Welches sind für Sie persönlich die schönsten?

Dietmar Büch: In den letzten Jahren war ich als Aktiver nicht mehr viel unterwegs. Top sind für mich der Darß-Marathon sowie der Stoltera-Küstenwaldlauf, aber auch viele andere Läufe sind sehr attraktiv und eine Teilnahme bzw. einen Besuch wert.

Vielen Dank
Die Fragen stellte Marko Michels

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