Schach in Schwerin und darüber hinaus

Interview mit LSV-Vize-Präsident Sven Helms

Der Sommer 2016 stand ganz im Zeichen der Olympischen und Paralympischen Spiele in Rio de Janeiro. Doch auch in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku ging es olympisch zu. Denn hier trafen vom 1. bis 14. September die weltbesten Schachspieler aufeinander – mittlerweile zum 42. Mal. Die vom FIDE ausgerichtete Schach-Olympiade wird traditionell in zwei Turnieren ausgetragen. In einem treten reine Damen-Mannschaften gegeneinander an. im anderen, dem offenen Turnier, sind hingegen beide Geschlechter startberechtigt. Dennoch waren auch dieses Jahr deren Vierer-Teams fast ausschließlich mit Männern besetzt. In letzterem siegten die USA vor der Ukraine, Russland, Indien und Norwegen. Die deutsche Mannschaft belegte Platz 37. In der reinen Frauenkonkurrenz setzte sich China vor Polen, der Ukraine und Russland durch. Deutschland wurde 31ter. Beste Einzel-Spieler waren Wesley So (Philippinen) und Andrei Volokitin (Ukraine) sowie bei den Frauen Tan Zhongyi (China).

Schach in MV – Landesmeister 2016 kommt aus Schwerin

Zurück auf die Regienale Bühne. Mecklenburg-Vorpommerns Brettspieler trugen bereits Ende April/Anfang Mai in Greifswald ihr wichtigstes Turnier aus – die Landeseinzelmeisterschaften der Männer und Frauen. Den Titel nahmen am Ende Svetlana Morozova (Makkabi Rostock) und Karsten Schulz (Schachfreunde Schwerin) mit nach Hause.

Ein Titel für Schwerin! Wir haben diesen zum Anlass genommen, um mit Sven Helms, dem Vorsitzenden der Schachfreunde Schwerin und Vize-Präsidenten des Landesschachverbandes M-V, zu sprechen.

„Die Ligen in M-V sind aktuell sehr ausgeglichen…“

 

Gerade fand die Schach-Olympiade in Baku statt – mit den Siegern USA und China. Wie lautet Ihr Resümee zur diesjährigen Schach-Olympiade?

Sven Helms: Mit USA bei den Männern und China bei den Frauen gab es zwei Siegerteams, die man durchaus vorne erwarten konnte. Zu den beiden amerikanischen Spitzenspielern Hikaru Nakamura und Wesley So konnte mit Fabiano Caruana ein dritter Weltklasse-Athlet gewonnen werden.
Caruana hat zwar einige Zeit für Italien gespielt, ist aber in Miami geboren und verfügt über amerikanische Wurzeln. Die amerikanische Mannschaft spielte souverän durch, hatte aber in der letzten Runde gegenüber den zweitplatzierten Ukrainern Glück mit der Wertung. Das System ist derart kompliziert, kurz gesagt: Der Ausgang des Wettkampfs Deutschland gegen Estland an Tisch 28 (!) entschied über Gold und Silber. Das können sich so auch nur Schachspieler ausdenken…

Bei den Frauen ist China schon lange in der Weltspitze angekommen und verfügt eine große Anzahl ausgezeichneter Spielerinnen. Es gab es in der letzten Runde ein echtes Finale gegen Russland, China gewann knapp mit 2,5:1,5 und sicherte sich so die Goldmedaille.

Wie sahen die letzten Monate schachsportlich in M-V aus? Was waren die Höhepunkte?

Sven Helms: Zum einen wurde Schachpolitik geschrieben. Nach 10 Jahren als Präsident trat der Stralsunder Niklas Rickmann auf der Jahreshauptversammlung im Juli nicht mehr an. Extra zu seinen Ehren kam sogar der Präsident des Deutschen Schachbundes zur Veranstaltung und überreichte die Silberne Ehrenmedaille des Deutschen Schachbundes. Sein Nachfolger kommt aus Rostock und heißt Christian Lüth, seine beiden Stellvertreter sind Sven Helms aus Schwerin und Dirk Haman ebenfalls aus Rostock.

Das traditionsreiche SSC-Open in Rostock konnte mit Marcin Szelag aus Polen ein alter Bekannter gewinnen, es war nicht seine erste siegreichte Teilnahme bei diesem Turnier. 61 Teilnehmer gingen an den Start. Und auch ein weiteres Turnier fand viel Zuspruch. Das Schnellturnier in Wittenberge ist eines der größten in Norddeutschland. Diesmal gewann Großmeister Henrik Teske, es waren 88 Teilnehmer dabei.

Welche wichtigen Nachwuchsturniere gab es hierzulande?

Sven Helms: Im Zeitraum wurden noch die Titel in diversen Vereinsmeisterschaften ausgespielt. In der Altersklasse U 10 konnten die Schachfreunde Schwerin gewinnen, in der Altersklasse U 12 siegte die FHSG Stralsund. Und die Altersklasse U 14 entschied Makkabi Rostock für sich. Die Jugendliga (U 16) sah wiederum die Schachfreunde als Sieger.

In Neubrandenburg gab es zudem die Landesjugendsportspiele. Hier siegte in der Altersklasse U 12 Hugo Röste von Makkabi Rostock, in der Altersklasse U 16 Adrian Focke von SF Schwerin und in der Altersklasse U 18 Florian Schmekel von der SAV Torgelow. Das traditionsreiche Prignitzer Jugendturnier in Wittenberge gewann dann in der Altersklasse U 12 Helene Müller von der TSV TSV Kitzscher, bei „den Großen“ in der Altersklasse U 18 war Lars Karrasch von der STG Gadebusch der Beste.

Welche Herausforderungen stehen für MVs Schach-Sportlerinnen und -Sportler noch auf dem Programm?

Sven Helms: Die Saison 2016/ 2017 geht wieder los! In der Oberliga Nord/Ost spielt nun erstmals der Aufsteiger aus Güstrow. Gleich in der ersten Runde geht es nach Greifswald zum zweiten Vertreter aus Mecklenburg-Vorpommern. In der Staffel Nord/Nord spielen die beiden ehemaligen Zweitligisten aus Rostock und Schwerin. Ansonsten scheinen die Ligen in M-V diesmal sehr ausgeglichen, insbesondere der Greifswalder SV hat seinen Standortvorteil mit der Universität Greifswald im Rücken genutzt und sich mit einigen spielstarken Spielern verstärkt. Wünschen wir allen Ligen spannende Spiele und viele attraktive Partien.

Vielen Dank und weiterhin bestes Engagement für den Schachsport!
Die Fragen stellte Marko Michels

 

Weitere Infos unter www.lsvmv.de .

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