Schöne Zahlen und bittere Realität

„Arbeitslosigkeit“ in M-V „sinkt“ ?!

Die Zahlen scheinen jedenfalls zu stimmen.

Wie die Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit mitteilte, sank die Zahl der Erwerbslosen in M-V im Februar um 1700 auf 144200 – der „günstigste Wert“ seit Februar 2005.

LogoDie „Quote“ soll nun bei 16,3 % liegen (Januar 2008: 16,5 % / Februar 2007: 19,3 %). Seltsam nur, dass man den Eindruck hat, dass die tatsächliche Arbeitslosenzahl oder zumindest derjenigen, die keine „so richtige Arbeit“ haben, beträchtlich höher liegen dürfte.

Einerseits spricht dafür die Tatsache, dass mindestens jeder fünfte Beschäftigte im Ostteil der wieder vereinten Republik nicht nur in prekären Arbeitsverhältnissen „malocht“ sondern ebenso prekäre Löhne bezieht.

Andererseits: In Schwerin waren im Februar 2008 rund 7500 Personen offiziell als arbeitslos registriert, wie der Leiter der Schweriner Arbeitsagentur, Helmut Westkamp, mitteilte.

Der Geschäftsführer der Schweriner ARGE Peter Gerth zog im Bereich der Vermittlung von Jugendlichen eine positive Bilanz.

Bei so vielen positiven Zahlen müßte doch auch die „allgemeine, die gefühlte Stimmung“ in der Bevölkerung eine andere sein. Sie ist es aber nicht, nicht in Schwerin und nicht in weiten Teilen Deutschlands.

Rekordgewinne werden in den verschiedensten Konzernen und Großbetrieben gemeldet, die einst hohe staatliche Subventionen für die heimatliche Ansiedlung erhielten, um dann – aus „Rendite-Gründen“ – möglichst viele Angestellte und Mitarbeiter wieder „freizusetzen“.

Wie meinte eine Amerikanerin mir gegenüber jüngst – auch angesichts der hohen Firmen-Subventionen in Deutschland: „Ich dachte ihr habt in Deutschland freie Marktwirtschaft, dabei ist es ja `nur` ein Staatskapitalismus …“.

Schaut man sich die „arbeitsmarktpolitischen Elemente“ zur Beseitigung der Arbeitslosigkeit an – „Ein-Euro-Job“, „400-Euro-Jobs“, „Förderung der Selbständigkeit“, „Weiterbildungsmaßnahmen“, „ABM/SAM“, „Kombilöhne“ – so hat man bisweilen den Eindruck, hier handele es sich um Aktionismus zur Verbesserung der Statistik und nicht um nachhaltige Maßnahmen zur tatsächlichen Reduzierung der Arbeitslosigkeit.

Wenn nun auch der Schweriner ARGE-Geschäftsführer Peter Gerth seine Besorgnis darüber zum Ausdruck bringt, dass immer häufiger Arbeitnehmer von ihrem Verdienst allein nicht leben können, dann dürfte nicht nur wirtschaftspolitisch in diesem Lande etwas nicht stimmen.

Preise für Grundnahrungsmittel und Waren des täglichen Bedarfes steigen kontinuierlich. Ähnliches gilt für Kraftstoff, Strom, Heizöl oder Wasserverbrauch.

Das „Einzige“, was angenehm ist, ist die Preisentwicklung bei manchen elektronischen Gegenständen aus Ostasien. Doch bei denen ist man schon froh, wenn diese nach dem Kauf vor dem Weihnachtsfest noch eine „Lebensdauer“ bis zum nächsten Osterfest haben.

Blickt man zudem auf die „Lohn“steigerungen im Bereich der Einkommen der Politiker, Manager und Spitzensportler im Vergleich zu den wirklichen Leistungsträgern der Gesellschaft, dann dürfte hier nicht allein eine „Neid-Diskussion“ drohen, sondern die Frage nach der weiteren Existenz der real existierenden Demokratie gestellt werden.

Wer sich zudem angesichts dieser Entwicklung über den Zulauf bei Parteien am linken Rand oder „rechts draußen“ wundert, der leidet anscheinend an Realitätsverlust.

Schöne Zahlen reichen eben nicht. „Hinter diesen Zahlen“ muß auch eine ehrliche Bestandsaufnahme stehen !

Marko Michels

PS: Arbeit gibt es in Deutschland und auch in Mecklenburg-Vorpommern in ausreichendem Maße, sei es in der Altenpflege, im Jugendbereich, bei gemeinnützigen Vereinen , usw., usw.. Doch leider wird diese zunehmend schlechter oder gar nicht bezahlt. Wer gerade aber im Kultur-, Sport-, Gesundheits-, Bildungs- oder Sozialbereich spart, wird früher oder später in exorbitanter Form die „Zeche“ zahlen. mm

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