Schwerin bekommt 13 neue STOLPERSTEINE

Zum Gedenken an die Opfer des Euthanasie-Programms

Am Freitag, dem 14.10.2016 verlegt der Kölner Künstler Gunter Demnig zum fünften Mal STOLPERSTEINE in Schwerin. Zu den bereits 51 vorhandenen kommen dieses Mal 13 weitere hinzu. Diese werden für Menschen verlegt, die der sogenannten „T 4 – Aktion“ – ein Euthanasieprogramm des NS in Schwerin – zum Opfer gefallen sind. Sie wurden durch eine Verlegung von der Heilanstalt Sachsenberg nach Bernburg in der Gaskammer ermordet.

STOLPERSTEIN in der Werderstr. 33 für Otto Trost
STOLPERSTEIN in der Werderstr. 33 für Otto Trost

Die 10 mal 10 Zentimeter großen Messingplatten werden vor den Hauseingängen des jeweils letzten freiwilligen Wohnsitzes von Opfern des NS in den Bürgersteig eingelassen. Auf jedem steht geschrieben: „Hier wohnte…“, denn ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist. Bisher gibt es in Schwerin 51 STOLPERSTEINE für Menschen aus allen Bevölkerungsgruppen – Juden und Nichtjuden, Denunziationsopfer, Opfer des Euthanasieprogramms, Gewerkschafter und Christen. Derzeit liegen der Initiative 26 Vorschläge für weitere STOLPERSTEINE in Schwerin vor. Diese wurden zum Teil von Angehörigen an sie herangetragen oder sind Ergebnisse von Recherchen.

Informationsveranstaltung am 13. Oktober

Am Vorabend, am Donnerstag, den 13.10.2016, findet um 18:00 Uhr im Festsaal der Carl-Friedrich-Flemming-Klinik (Haus 13) eine Informationsveranstaltung zum Thema statt. Die Landeszentrale für Politische Bildung hat ein neues Buch mit dem Titel „Die Heil- und Pflegeanstalt Sachsenberg/Lewenberg 1939-1945“ veröffentlicht. Darin stellen die Autoren Dr. Kathleen Haack, Dr. Bernd Kasten und Dr. Jörg Pink erstmals neue Erkenntnisse vor.

Dr. Haack hält einen Vortrag über die „Euthanasie“-Maßnahmen in Mecklenburg und widmet sich darin der Schlüsselrolle der Heilanstalt Sachsenberg sowie der „Aktion T4“. Während sie die neuen Erkenntnisse zu den Patientenmorden aus der Opferperspektive darstellt, fokussiert sich Dr. Pink in seinem Vortrag auf die Täter. Zudem berichtet er über den Umgang mit den Verantwortlichen und geht auf den sogenannten „Sachsenberg-Prozess“ ein. Abschließend wird Dr. Kumbier etwas zum Thema Erinnerungskultur sowie ethische Implikationen aus den Patientenmorden für die Gegenwart beisteuern.

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen!

 

Programm -13.10.2016

18.00 Uhr:
„Euthansie“ in Mecklenburg – Übersicht und neue Erkenntnisse
Dr. rer. hum. Kathleen Haack
(AG Philosophie und Geschichte, der Psychiatrie, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin Rostock)

18.30 Uhr:
Tatort Sachsenberg – Täter, Strafverfolgung, Aufarbeitung
Dr. med. Jörg Pink
(Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, HELIOS Kliniken Schwerin)

19.00 Uhr:
Auseinandersetzung mit Geschichtsbildern – Vergangenheit als Wert der Gegenwart?“
Priv.-Doz. Dr. med. Ekkehardt Kumbier
(Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universität Rostock)

 

13 Stellen / 13 Steine – 14.10.2016

09:00 – 09:10 Uhr Schwerin-Zippendorf, Alte Dorfstr. 1

HIER WOHNTE
GERTRUD KEMPKE
GEB. LUNOW
JG.1895
EINGEWIESEN 1929
HEILANSTALT SACHSENBERG
„VERLEGT“ 1.8.1941
BERNBURG
ERMORDET 1.8.1941
„AKTION T4“

09:20 – 09:30 Uhr Schäferstr. 17

HIER WOHNTE
MARIA SENKPIEL
JG.1877
EINGEWIESEN 1936
HEILANSTALT SACHSENBERG
„VERLEGT“ 1.8.1941
BERNBURG
ERMORDET 1.8.1941
„AKTION T4“

09:40 – 09:50 Uhr Von-Thünen-Straße 19

HIER WOHNTE
ADOLFINE STUTZER
JG.1879
EINGEWIESEN 1929
HEILANSTALT SACHSENBERG
„VERLEGT“ 18.7.1941
BERNBURG
ERMORDET 18.7.1941
„AKTION T4“

09:55 – 10:10 Uhr Obotritenring 122

HIER WOHNTE
ANNA HUBANA
GEB. HÜTTL
JG.1898
EINGEWIESEN 1936
HEILANSTALT SACHSENBERG
„VERLEGT“ 18.7.1941
BERNBURG
ERMORDET 18.7.1941
„AKTION T4“

10:15 – 10:25 Uhr Heinrich-Heine-Str. 8

HIER WOHNTE
AUGUSTE GOHLKE
JG.1889
EINGEWIESEN 1936
HEILANSTALT SACHSENBERG
„VERLEGT“ 1.8.1941
BERNBURG
ERMORDET 1.8.1941
„AKTION T4“

10:35 – 10:50 Uhr Wismarsche Str. 156

HIER WOHNTE
HANS BRENNECKE
JG.1897
EINGEWIESEN 1929
HEILANSTALT SACHSENBERG
„VERLEGT“ 1.8.1941
BERNBURG
ERMORDET 1.8.1941
„AKTION T4“

11:00 – 11:15 Uhr Walter-Rathenau-Str. 3

HIER WOHNTE
WALTER SCHILLER
JG.1904
EINGEWIESEN 1931
HEILANSTALT SACHSENBERG
„VERLEGT“ 18.7.1941
BERNBURG
ERMORDET 18.7.1941
„AKTION T4“

11:20 – 11:30 Uhr Bornhövedstr. 78

HIER WOHNTE
HELLA CORDS
JG.1879
EINGEWIESEN 1932
HEILANSTALT SACHSENBERG
„VERLEGT“ 1.8.1941
BERNBURG
ERMORDET 1.8.1941
„AKTION T4“

11:35 – 11:50 Uhr Barcastr. 12

HIER WOHNTE
FRIEDRICH
GEBHARDT
JG.1898
EINGEWIESEN 1932
HEILANSTALT SACHSENBERG
„VERLEGT“ 1.8.1941
BERNBURG
ERMORDET 1.8.1941
„AKTION T4“

11:55 – 12:10 Uhr Hospitalstr. 10

HIER WOHNTE
MARIE WITT
GEB. SASS
JG.1896
EINGEWIESEN 1935
HEILANSTALT SACHSENBERG
„VERLEGT“ 1.8.1941
BERNBURG
ERMORDET 1.8.1941
„AKTION T4“

12:15 – 12:25 Uhr Hospitalstr. 28

HIER WOHNTE
OLGA STEINHAGEN
JG.1891
EINGEWIESEN 1922
HEILANSTALT SACHSENBERG
„VERLEGT“ 18.7.1941
BERNBURG
ERMORDET 18.7.1941
„AKTION T4“

12:30 – 12:40 Uhr Landreiterstr. 34

HIER WOHNTE
CARL LEOPOLDT
JG.1888
EISENBAHNSEKRETÄR
EINGEWIESEN 1923
HEILANSTALT SACHSENBERG
„VERLEGT“ 18.7.1941
BERNBURG
ERMORDET 18.7.1941
„AKTION T4“

12:45 – 12:55 Arsenalstr. 10

HIER WOHNTE
ELSA CARSTENS
JG. 1894
EINGEWIESEN 1937
HEILANSTALT SACHSENBERG
„VERLEGT“ 18.7.1941
BERNBURG
ERMORDET 18.7.1941
„AKTION T 4“

13:00 Uhr auf dem Markt
Feierliche Einweihung der STOLPERSTEINE (ca. 30 Minuten)
Musik: Minorswing Schwerin
Wo und für wen wurden STOLPERSTEINE verlegt?
Grußwort Stellvertretender Oberbürgermeister, Bernd Nottebaum
Dank der STOLPERSTEIN-Initiative Schwerin
Musik: Minorswing Schwerin

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