Schwerin droht eine “graue Wohnungsnot”

Senioren haben schlechte Chancen, in den eigenen vier Wänden alt zu werden

Nachholbedarf besteht bei der Schaffung von altengerechtem Wohnraum Bereits in 15 Jahren werden in Schwerin 1.500 altengerechte Wohnungen benötigt. Das geht aus einer aktuellen Regional-Untersuchung zur „Wohnsituation im Alter“ hervor. Damit haben Verbände der Bau- und Immobilienwirtschaft gemeinsam mit der IG BAU erstmals den Wohnbedarf älterer Menschen für die Kommunen in Deutschland ermittelt. Sie haben sich dazu in der Kampagne „Impulse für den Wohnungsbau“ zusammengeschlossen.

Die vom Pestel-Institut durchgeführte Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass es in Schwerin einen enormen Bedarf an seniorengerechten Wohnungen gibt. Das bedeute neben dem Sanieren für Senioren auch den Neubau von altengerechten Wohnungen. Denn ein Teil der Altbausubstanz lasse sich nicht mehr wirtschaftlich barrierearm umbauen: ohne Stufen in den Wohnungen und mit einem Aufzug im Haus.

Das Pestel-Institut hat errechnet, dass es im Jahr 2025 in Schwerin gut 11 Prozent mehr Haushalte mit einem Über-70-Jährigen geben wird als heute. Wenn man davon ausgehe, dass nur jeder Fünfte der dann 7.500 Senioren-Haushalte auf eine Wohnung ohne Barrieren angewiesen sei, müsse dringend saniert und neu gebaut werden – mit Türen, durch die ein Rollator oder Rollstuhl passt, und mit schwellenfreien Duschen. „Es kann nicht sein, dass ältere Menschen nur deswegen ins Heim müssen, weil sie zu Hause keine altengerecht ausgebaute Wohnung haben“, sagt Matthias Günther vom Pestel-Institut.

Neben der Schaffung von altengerechtem Wohnraum sieht das Pestel-Institut in Schwerin auch einen erheblichen Nachholbedarf bei der energetischen Gebäudesanierung. So weist die Kampagne „Impulse für den Wohnungsbau“ auf den hohen Anteil älterer Bausubstanz in Schwerin hin: Rund 25 Prozent aller Wohngebäude sind demnach Nachkriegsbauten, die bis Ende der 60er-Jahre errichtet wurden. „Es ist eine Mammutaufgabe, diese Bausubstanz zu sanieren. Hier stecken aber erhebliche Reserven, die Hausbesitzer und Wohnungseigentümer nutzen können, um Energie einzusparen“, so Matthias Günther.

Die Situation in Landkreisen und Städten wie in Schwerin zeige, dass Förderprogramme wie das der staatlichen KfW-Bank zur CO2-Gebäudesanierung dringend notwendig seien. Hier – wie von der Bundesregierung geplant – zu kürzen, sei „umwelt- und baupolitisch ein völlig falsches Signal und kontraproduktiv“, sagt Dr. Ronald Rast, Koordinator der Kampagne „Impulse für den Wohnungsbau“.

Der Bund dürfe den Wohnungsbau nicht aus den Augen verlieren. „Es müssen dringend mehr Anreize geschaffen werden, damit private Investoren stärker in energieeffizienten, altersgerechten und bezahlbaren Wohnraum investieren“, sagt Dr. Ronald Rast. Die Kampagne „Impulse für den Wohnungsbau“ fordert daher insbesondere bessere steuerliche Rahmenbedingungen für den Neubau – allen voran die Wiedereinführung der degressiven Abschreibung.

Zur Kampagne „Impulse für den Wohnungsbau“ haben sich der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB), der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW), die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerksbau (DGfM), die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) und der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) zusammengeschlossen.

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