Schweriner Ruder-Tradition auch 2010 gelebt

Schweriner Rudergesellschaft mit optimalem Jahr

Das Ruder-Jahr 2010 ging mit den 19. Landesmeisterschaften im Ergometer-Rudern ebenfalls in das obligatorische Finale. Die letzten Monate standen dabei insbesondere – rudersportlich betrachtet – im Zeichen der Ruder-EM in Portugal und der Ruder-WM in Neuseeland. Mit Marie Dräger aus Rostock konnte sich eine leichte Ruderin gleich zwei WM-Titel auf dem Lake Karapiro sichern.

Doch wie sieht der Vereinsvorsitzende der Schweriner Rudergesellschaft von 1874/75, Martin Meermann, das 2010er Ruder-Jahr?

„Wäre gern selbst in den Achter eingestiegen …“

Frage: Auch für die Ruderinnen und Ruderer heißt es „Goodbye, 2010!“. Was waren aus Ihrer persönlichen Sicht, regional, national und international, die Highlights des Ruder-Jahres 2010? Was waren für Sie die besonderen Momente im Schweriner Sport in diesem Jahr?

Martin Meermann: Zwei Dinge haben mich als Vereinsvorsitzender in diesem Jahr besonders bewegt. Das war der Bezug unseres neuen Bootshauses am Franzosenweg und die damit einhergehende rasante Entwicklung der Rudergesellschaft. Sportlich hat mich besonders die Teilnahme eines Junioren-Achters der Rudergesellschaft an den diesjährigen Norddeutschen Landesmeisterschaften gefreut.

Nur wenige Rudervereine sind ja in der Lage, innerhalb einer Altersklasse einen eigenen Achter ohne Renngemeinschaften mit anderen Vereinen aufzustellen. Uns ist das nach mehr als 15 Jahren 2010 erstmalig wieder gelungen. Wenn ich dann miterlebt habe, wie viel Spass die Jungs dabei hatten, wäre ich gerne selbst mit eingestiegen.

Frage
: Die Rostockerin Marie Dräger erruderte in Neuseeland zweimal Gold. Insgesamt lautete die Bilanz – bei Berücksichtigung der olympischen und nicht-olympischen Disziplinen – der Ruder-WM für den Deutschen Ruder-Verband: 5 x Gold, 1 x Silber, 3 x Bronze, das bedeutete Rang zwei im Medaillenspiegel hinter Großbritannien. In den olympischen Disziplinen wurden hingegen nur drei Medaillen erkämpft.
Wie ist Ihre Meinung zur Situation im deutschen Rudersport zwei Jahre vor Olympia 2012? Welche Ruderinnen bzw. Ruderer aus Schwerin hätten nach Ihrer Meinung „das Zeug“ für Olympia in naher Zukunft?

Martin Meermann: Immerhin ist unser Flaggschiff, der Deutschland-Achter, Weltmeister geworden. Richtig ist allerdings, dass wir schon erfolgreicher waren. Der Deutsche Ruderverband arbeitet aber zielgerichtet auf das Olympia-Jahr 2012 hin. Da können einfach nicht in jedem Jahr Top-Leistungen erzielt werden. Bei den Olympischen Spielen in London werden dann hoffentlich zwei Schweriner Ruderer dabei sein. Ich meine damit Anne-Sophie Agarius und Hannes Ocik. Beide rudern schon jetzt in der absoluten Weltspitze mit. Wegen ihres Alters sind sie derzeit allerdings noch in der U23-Nationalmannschaft aktiv.

Frage: Wie beurteilen Sie die Trainingsbedingungen, die Unterstützung und den Zuspruch zum Rudersport in Schwerin?

Martin Meermann: Mit dem vom Landessportbund großzügig geförderten Neubau unseres Bootshauses steht uns nunmehr ein optimaler Trainingsstandort zur Verfügung, um den uns viele beneiden. Wir können unseren Mitgliedern ein allerdings etwas in die Jahre gekommenes Bootsmaterial im Wert von 30.0000 Euro zur Verfügung stellen. Unser Kraftraum entspricht der Ausstattung eines Fitnessstudios. Auch sonst haben unsere Mitglieder auf unserem Gelände umfangreiche Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Über die vorhandene Wasserfläche muß ich wohl nichts sagen …

Die Zusammenarbeit mit dem Sportamt der Landeshauptstadt, dem Stadtsportbund und dem Landessportbund ist optimal. Es gibt also derzeit aus unserer Sicht nichts zu klagen.

Frage: Mit Joachim Dreifke hat die Schweriner Rudergesellschaft auch einen renommierten Trainer, der selbst Olympiasieger und mehrfacher Weltmeister ist, in ihren Reihen. Was zeichnet den Trainer Joachim Dreifke aus?

Martin Meermann: Unseren Trainer beschreiben wir gelegentlich als Mischung aus liebevollem Vater und Ausbilder bei den amerikanischen Ledernacken. Seinen Schwerpunkt sieht er in der Förderung sportlicher Talente, die ab einem bestimmten Alter die Möglichkeit umfassender Betreuung im Landesleistungszentrum in Rostock erhalten. Unsere Kinder und Jugendlichen schauen zu ihm auf und mögen ihn.

Frage: Zurück zur Gegenwart … Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Rudersportes in M-V, speziell in Schwerin? Gibt es in M-V, in Schwerin, noch genügend Talente und junge Ruder-Interessierte?

Martin Meermann: Mecklenburg-Vorpommern leidet seit Jahren unter dem Rückgang der Einwohnerzahlen bei gleichzeitiger Erhöhung des Durchschnittsalters der Bevölkerung. Diese Entwicklung geht natürlich auch an den Rudervereinen nicht spurlos vorbei. Die Schweriner Rudergesellschaft ist da allerdings eine Ausnahme. Wir haben allein im Jahr 2010 unseren Mitgliederbestand um dreißig Prozent erhöht. Dabei hatten wir sogar noch mehr Interessenten, sind allerdings an unsere Ausbildungskapazitäten gestossen.

Zu uns sind viele Kinder aber auch Erwachsene in unterschiedlichsten Altersklassen gekommen. Wir sind bereits jetzt größter Ruderverein Mecklenburg-Vorpommerns. Geht das so weiter, werden wir über kurz oder lang einen Aufnahmestopp verhängen müssen. Aus der großen Anzahl unserer Kinder erkennen wir bereits jetzt zwei oder drei Talente, die ohne weiteres das Zeug zu einem Olympiasieg haben.

Gegenwärtig freuen wir uns ebenfalls noch über neue Mitglieder in allen Altersgruppen und zwar auch solche, die keinen Leistungssport betreiben wollen. Es scheint sich in Schwerin herumgesprochen zu haben, dass Rudern eine der gesündesten Sportarten für das Herz-Kreislaufsystem ist und ohne Verletzungsgefahr nahezu alle Muskelgruppen des Körpers beansprucht.

Dann weiterhin alles Gute im und neben dem Ruderboot!

Die Fragen stellte Marko Michels.

Nach oben scrollen