Sport mit Handicap zelebriert!

Tolle Stimmung und klasse Leistungen beim Norddeutschen Sportfest für Athleten mit Handicap in Schwerin

Ein rundes Jubiläum gab es am ersten April-Wochenende zu feiern. Das Norddeutsche Sportfest für Athletinnen und Athleten mit Handicap feierte den 20. Geburtstag. Neben dem Mehrkampf für Jedermann standen auch die Landesmeisterschaften im Rollstuhl-Fechten und Unihoc sowie Turniere im Fußball, Hallenboccia, Tischtennis, Elektro-Rolstuhlhockey und Rollstuhlbasketball auf dem Programm.

In den letzten zwanzig Jahren nahm der Sport für Athletinnen und Athleten mit Handicap in Deutschland und insbesondere auch in Mecklenburg-Vorpommern eine rasante Entwicklung. Karl-Christian Bahls (Greifswald), Goldmedaillengewinner im Bogenschützen-Team bei den Paralympcs 1992, Natalie Ball (Greifswald), vierfache Medaillengewinnerin im Schwimmen bei den Paralympics 2004, Ramona Brussig (Schwerin, Goldmedaillengewinnerin im Judo bei den Paralympcs 2004) oder Zarife Imeri (Rostock), die sehr erfolgreiche Fechterin – nur vier Beispiele von vielen – stehen für die internationale Erfolgsgeschichte des Sportes für Athletinnen und Athleten mit Handicap hierzulande.

Kürzlich gewannen bei den IPC-Leichtathletik-WM in Christchurch Jana Schmidt (1. LAV Rostock) Silber über die 100 Meter sowie die gebürtige Schwerinerin Vanessa Low Bronze im Weitsprung.
Aber auch breitensportlich verlief die Entwicklung des Sportes für Athleten mit Handicap in M-V sehr positiv.

Nachgefragt bei Dr. Monika Knauer, Geschäftsführerin des VBRS M-V

„Das Sportfest hat eine große Tradition …“

Frage: Das Norddeutsche Sportfest für Sportlerinnen und Sportler mit Handicap – was verbinden Sie mit diesen sportlichen Wettkämpfen?

Dr. Monika Knauer: Das Norddeutsche Behinderten-Sportfest gehört zu den traditionsreichsten Veranstaltungen unseres Verbandes. Es ist für mich ein ganz besonderes Sportfest, nicht nur, weil es das erste Sportfest war, das ich im Verband mit organisiert habe, auch und vor allem weil es für unser Verbandsmotto „Leistungs-Begeisterung-Dabeisen“ in besonderem Maße steht.

Durch die einzigartige Sportartenvielfalt, verschiedene Informations- und Beratungsangebote sowie Show und Unterhaltung bietet es für alle Beteiligten Möglichkeiten, Neues kennenzulernen, eigene Leistungsfähigkeit zu testen und um Sieg und Medaillen zu kämpfen. Zu sehen und zu erleben waren spannende Wettkämpfe mit beeindruckenden sportlichen Leistungen, aber auch Lebensfreude und Spaß am gemeinsamen Sporttreiben.

Frage: Wie viele Vereine in M-V bieten eigentlich Sport für Interessierte mit Handicap an. Welche Angebote (Sportarten) können betrieben werden?

Dr. Monika Knauer: Gegenwärtig sind in unserem Verband 7300 Sportlerinnen und Sportler mit Handicap in 92 Vereinen landesweit im Breiten-, Leistungs- und Rehabilitationssport aktiv. In circa 20 Sportarten gibt es Trainings- und Übungsgruppen, der Rehabilitationssport wird für zahlreiche Diagnosegruppen abgesichert, im Surfen, Reiten und Tauchen finden regelmäßig Sportfreizeiten und Schnupperangebote statt.

Weitere Informationen zu den Sportarten und Angeboten im Rehabilitationssport sowie zu unseren Langzeitprojekten finden Interessierte auf unserer Homepage.

Frage: Auch international feierten Athletinnen und Athleten mit Handicap aus M-V in den letzten 20 Jahren zahlreiche Erfolge. Wie sieht die Situation ein Jahr vor den Paralympics 2012 in London aus? Wer hat gute paralympische Teilnahme-Chancen?

Dr. Monika Knauer: Ich glaube, dass zum jetzigen Zeitpunkt wirklich nur die Athletinnen und Athleten genannt werden können, die, wenn die weitere Vorbereitung planmäßig verläuft, Chancen für London hätten. Dazu zählen  auf jeden Fall die beiden Judoka Carmen und Ramona Brussig (PSV Schwerin), die Leichtathleten Jana Schmidt (1. LAV Rostock) und Nick Weihs (SG 01 Ludwigslust/Grabow), evt. auch Sebastian Voigt (1. LAV Rostock), der Schwimmer Torben Schmidtke (HSG Uni Greifswald) sowie die Fechterin Zarife Imeri (TuS Makkabi Rostock).

Vielleicht schafft auch der eine oder andere Goalballer und Rugbyspieler die Qualifikation mit der Nationalmannschaft, ebenso wie Markus Klemp in seiner neuen Bootsklasse im Handicap-Rudern.

Frage: Der Sport mit Handicap ist medial nicht so sehr im Fokus, auch wenn es hier schon ein positives Umdenken in der journalistischen Zunft gerade in den letzten 10 Jahren gab. Wie beurteilen Sie die Akzeptanz des Sportes für Athleten mit Handicap in der Gesellschaft?

Dr. Monika Knauer: Die Akzeptanz ist sicherlich gewachsen, aber die Präsenz unseres Sports, auch des Spitzensports, in den Medien ist noch immer nicht vergleichbar mit der im Nichtbehindertensport. Ich bin davon überzeugt, dass es nicht am Willen und der Bereitschaft der Beteiligten liegt. V.a. sind es Unkenntnis und Berührungsängste auf beiden Seiten, aber auch fehlende Rahmenbedingungen, die Aufeinanderzugehen, gegenseitige Akzeptanz, Toleranz und gleiche Teilhabe erschweren.

Daher sehen wir in der Aufklärungsarbeit, aktuell im Rahmen unserer AUFKLÄRER-Kampagne „Handicapsport bewegt Schulen“ eine wichtige Schwerpunktaufgabe in der Verbandsarbeit.

Frage: Welche weiteren sportlichen Höhepunkte des VBRS M-V wird es 2011 noch geben?

Dr. Monika Knauer: Neben vielen anderen Höhepunkten in unsrer Sportarbeit zählen zu den besonderen Höhepunkten 2011 die Deutschen Meisterschaften im Tischtennis/stehend in Greifswald, und im Kegeln/Bohle in Stralsund, der Euro-Cup im Elektro-Rollstuhlhockey in Güstrow, das 20. Herbstspiel- und –sportfest in Rostock und die erste integrative Kinderturnshow „Affen stark und Löwen schlau“, die in Zusammenarbeit mit dem Landesturnverband erstmalig in M-V in Ueckermünde stattfinden wird.

Dann weiterhin maximale Erfolge!

Weitere Infos zum Sport mit Handicap in M-V unter: www.vbrs-mv.de .

Übrigens: Die Judo-Schwestern Ramona und Carmen Brussig vom PSV Schwerin nehmen zurzeit an den Weltmeisterschaften für Judoka mit extremer Sehbeeinträchtigung in Antalya/Türkei bis zum 10. April teil.

Marko Michels

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