Sportliche Traditionen in der Landeshauptstadt

Schachspieler, Sportschützen und Sportgymnastinnen mit großen Erfolgen …

 

Zwei Sportarten, wie sie unterschiedlicher kaum sein können, können auf eine stolze Tradition in Schwerin zurückblicken: der Schachsport und der Schießsport.

Sportgymnastik in SchwerinEinen „runden“ jungen Geburtstag begeht in diesen Tagen auch die Abteilung Rhythmische Sportgymnastik des TSV Schwerin !

Während sich vor 500 Jahren bereits eine Schweriner Schützengilde um ca. 1510 bildete, eine „Keimzelle“ der späteren Schützenzunft, so entstand vor rund 150 Jahren, 1859, der erste Schweriner Schach-Verein.
Geht es beim Schachspiel zunächst „auf dem Brett“ sehr leise und „ruhig“ zu, so geht es nach der Partie zwischen den Akteuren mitunter nachher verbal „hoch her“ – erinnert sei nur an die Psychokriege zwischen den Amerikaner Robert Fisher und dem Russen Boris Spasski in den 1970er Jahren sowie zwischen Garri Kasparow und Anatoli Karpow in den 80ern bzw. 90ern – so  lassen es die Schützen erst einmal „krachen“ und feiern dann „gemütlich“ ihren Erfolg.
Dass Schwerin beiden Sportarten eine gute „Heimstätte“ bietet, ist daher ja selbstverständlich …

Ähnliches gilt für die Rhythmischen Sportgymnastinnen des TSV Schwerin, die allerdings in diesem Jahr erst 20 Jahre jung wurden !

Zwischen Königsschuß und Schützenkette – Vorläufer und Anfangsjahre der Schweriner Schützenzunft

Logo SportschießenGemeinschaftliche Interessenvertretungen insbesondere der einzelnen Bereiche des Schweriner Handwerks bildeten sich im 15.Jahrhundert. So entstanden folgende Handwerksämter und -gilden: Gerbergilde, Knochenhaueramt, Schmiedeamt, Schroderamt, Krämeramt (Schneider), Krämeramt, Bäcker, usw..

Die Zünfte bildeten gleichzeitig Sterbegenossenschaften oder Brüderschaften. Jährlich mußte jedes Mitglied eine bestimmte Summe Geld oder Wachs für Seelenmessen, Lichter und andere Begräbniskosten zur Verfügung stellen.

Dieses diente dem Zweck, sich ein angemessenes bzw. ehrenvolles Begräbnis, Totenmessen, usw. zu sichern. Außerdem beging man in den Brüderschaften auch gemeinsam Gottesdienste oder traf sich zu geselligen Zusammenkünften bzw. Mahlzeiten.
 
Eine Schützengilde gab es in Schwerin im 15.Jahrhundert ebenfalls schon. Das älteste Schießhaus stand auf der Höhe westlich der Rostocker Straße, wo bis in die Hälfte des 20.Jahrhunderts die beiden Schützenstraßen daran erinnerten.

Der genaue Gründungstermin ist zwar unbekannt, aber anhand mündlicher Überlieferungen entsprechender Zeitzeugen an Schweriner Stadtchronisten ist davon auszugehen, daß sich eine Schweriner Schützengilde ca. 1510 konstituierte.

Erstmals urkundlich erwähnt wird eine Schützengilde in Schwerin allerdings erst zu Beginn des 16.Jahrhunderts. Überliefert ist allerdings, daß die Schweriner Schützen wohl besonders trinklustige Leute gewesen sein müssen, denn zu den Gelagen, die der Schweriner Gildemeister den Schützenbrüdern gab, durften die Frauen nicht kommen !
 
Die Schützengilde bildete den Vorläufer der1640 gegründeten Schützenzunft, auch wenn sie nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit dieser steht. Der Anlaß zur Gründung einer Schweriner Schützenzunft war ein ziemlich trauriger.

Im Jahr 1638 – im Jahr 20 des „Dreißigjährigen Krieges“ wurde eine seuchenartige Krankheit durch fremde Truppen in Schwerin eingeschleppt, die sich schnell ausbreitete – so schnell, daß die Schweriner Einwohner nicht nachkamen, die Toten zu bestatten.

Nicht einmal die Handwerksämter konnten – wie eigentlich üblich – ihre Zunftgenossen zu Grabe tragen. Es bildeten sich daher in Schwerin zwei Vereinigungen von Bürgern, die es sich zur Aufgabe machten, für die Beerdigung der Zunftgenossen und deren Familien bzw. Angehörige zu sorgen. Die eine „Totenzunft“ oder auch „Totenbeliebungen“ bildete sich im Juni 1638, die andere „Totenzunft“ folgte im September 1638.

Meist Handwerker und einfache Leute gehörten der älteren der beiden „Totenzünfte“ an, während die vom Ratsherren Heinrich Scheffues begründete jüngere Zunft 19 Mitglieder aus Rats-, Beamten- und besseren Bürgerkreisen zählte. Ziemlich gleich war die Verfassung der beiden Zünfte; die jüngere hatte 18 Artikel die ältere hingegen 26 Artikel. Zwei „Älterleute“ standen an Der Spitze der Zünfte.

Zusammenkünfte oder Morgensprachen gab es viermal im Jahr. Eintrittsgelder oder Abgaben aus dem Vermögen Verstorbener bildeten die Einnahmen.
Aus der jüngeren, auch der „großen“ gegenüber der „kleinen“ älteren genannten „Totenzunft“ entstand 1640 die ältere Schützenzunft, indem ihr Herzog Adolf Friedrich ihr am 26.Mai 1640 das Recht des „Königschusses“ verlieh.
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Einige Jahre später erhielt dann die Zunft die Erlaubnis, ihr eigenes Schützenhaus zu bauen. Es entstand „nächst unter dem Windmühlenberg“, d.h. an der Stelle des heutigen Augustenstiftes in der Schützenstraße. In den Jahren 1694-1697 wurde dieses Schießhaus neu gebaut und dort bis 1850 genutzt.

Der Königsschuß erfolgte auf eine Scheibe, außerdem wurden silberne Löffel und Zinngewinne verschossen. Bis 1704 war die Königswürde käuflich.

Die „ältere“ Schützenzunft bestand in ihrer Form – die Mitglieder waren neben der Schützenzunft auch Angehörige der „jüngeren Totenlade“ – bis 1697. So weigerten sich die Zunft bereits 1671, die Leiche der Frau des Scharfrichters Flohr zu tragen; die Mehrzahl der „Schützenzünftler“ sprach sich dagegen aus auch als „Leichenträger“ tätig sein zu müssen.

Im Februar 1697 löste sich die „jüngere Totenlade“ unter Rückgabe ihrer Konfirmationsurkunde an den Rat auf, während die eigentliche Schützenzunft bestehen blieb.

Allerdings stellte diese bald ihre „Totenlade“ wieder her (ca. 1701), denn im 18.Jahrhundert ist stets von der „großen“ oder „ältesten Schützenzunft“, aber „jüngsten Schützenzunft“ die Rede.

Dieser gehörten seit der Gründung bis 1707 annähernd 300 Mitglieder an.  Die „kleine“ oder „älteste“ Leichenzunft zählte bis 1666 immerhin 60 Mitglieder (Brüder). Sie erhielt am 6.Februar 1731 ebenfalls das Recht des „Königsschusses“, so daß diese seitdem als „jüngere Schützenzunft“, aber als „älteste Leichengesellschaft“ neben der ältesten Schützenzunft bestand.
 
Die „jüngere Schützenzunft“ errichtete sich ihr Schützenhaus in der heutigen Münzstraße am Beutel.

Die Totenzünfte oder Totenbeliebungen – und damit auch sie Schützenzünfte – hatten sich gebildet aus dem einfachen Bestreben der Bürger, sich eine anständige Beerdigung zu sichern.

Eine soziale Motivation lag also keineswegs zugrunde, wenn auch die Totenzunft vom Juni 1638 in ihrem Statut den Mitgliedern zur Pflicht machte, das Gesinde der Zunftgenossen ebenfalls zu Grabe zu tragen. Zudem wollten die Schützenbrüder bei den Schützenfesten ihren Gemeinsinn und ihre Kameradschaft dokumentieren.

Die Festlichkeiten der beiden Schweriner Schützenzünfte fanden sowohl auf den Schießplätzen sowie Schießhöfen in der Vorstadt als auch auf der Schelfe statt.
Um ca. 1810 vereinigten sich die beiden Schützenzünfte aufgrund von Geldproblemen. Die vereinte Schweriner Schützenzunft nutzte das Schützenhaus (Augustenstift) bis zum Jahre 1850.

Nach dem Verkauf des Schützenhauses im selben Jahr siedelte die Schützenzunft nach dem Schelfwerder über, wo neben entsprechenden Schießständen auch eine Gaststätte vorhanden war. Auf diesem Gelände wurden dann viele Jahre die Schützenkönige ermittelt.

Ein Höhepunkt für die Schweriner Schützenzunft waren zweifellos die Ausrichtung des VII. Mecklenburgischen Landes-Schützenfestes vom 5.Juli bis zum 6.Juli 1880 in Schwerin bzw. die Ausrichtung des XI. Mecklenburgischen Landes-Schützenfestes vom 5. bis zum 8.Juli 1891 in Schwerin, nachdem Schweriner Schützenzünftler bereits 1867 beim ersten Landes-Schützenfest in Güstrow ihre Heimatstadt vertraten.

Beim ersten Landes-Schützenfest errang übrigens der mecklenburgische Großherzog beim Schießen auf die Festscheibe „Mecklenburg“ den dritten Preis, einen von Schweriner Einwohnern, darunter einigen Schweriner Schützenzünftlern, gestifteten Pokal. Schützenkönig in Güstrow wurde Herr Stellmachermeister Raatz aus Waren.

Grund zum Jubeln gab es für die Mitglieder der Schweriner Schützenzunft beim IV. Landes-Schützenfest 1874 in Grevesmühlen als der Schweriner Büchsenmacher Görcke gewann sowie beim V. Landes-Schützenfest 1876 in Wismar als der Schweriner Konditor Barczewski siegte.

Für die jährlich stattfindenden, städtischen Schützenfeste in Schwerin stiftete der mecklenburgische Großherzog eine Schützenkette für den jeweiligen Schützen-König. So durften, beispielsweise, 1887 der Bürgermeister Held bzw. 1888 der Zigarrenmacher Klöcking als Sieger die Schützenkette tragen.

… Die gegenwärtige Geschäftsstelle der Schützenzunft befindet sich in Schwerin, Krösnitz 44.

Die Und natürlich werden noch immer die besten Schützenkönige und –„königinnen“ gekürt !

„Schachmatt“ – Die schachsportliche Tradition in Schwerin

Am 31.Januar 1911 erfolgte die Neugründung des „Schweriner Schachklubs“. Der erste „Schach-Verein“ in Schwerin war im Jahr 1859 gegründet worden und löste sich mangels Interessenten wieder auf.

SchachspielEin zweiter Schweriner „Schach-Verein“ konstituierte sich am 17.Mai 1878. Auch dieser stellte seinen „Spielbetrieb“ infolge der dürftigen Resonanz unter den Schwerinern wieder ein.

Im Jahr 1911 lud Schwerin dank des Engagements des „SSK“ zum 14.Schachkongreß in Mecklenburg ein. Der Schachsport hatte Schwerin nun endgültig „erobert“.

J.PolgarHeute bieten insbesondere u.a. die Vereine „Schachfreunde Schwerin von 1949“ und der „Sportverein Einheit Schwerin“ diesen mehr als interessanten Denksport in der Landeshauptstadt an !

Sportliche Ästhetinnen seit  zwei Jahrzehnten erfolgreich …

Anmut u. Können - SportgymnastikDie Abteilung Rhythmische Sportgymnastik beim TSV Schwerin feierte am heutigen Sonntag  mit einer beeindruckenden Turn-Gala in der Sport- und Kongreßhalle ihr 20jähriges  Bestehen.

Als die Gymnastinnen 1987 bei der damaligen BSG Hydraulik, aus der sich nach 1990 der  TSV Schwerin herausbildete, ihre sportliche Heimat in der Landeshauptstadt fanden, war  die Rhythmische Sportgymnastik noch eine junge olympische Disziplin. Der erste  olympische Einzel-Wettbewerb fand während der Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles  statt und dort siegte die Kanadierin Lori Fung.
   
Sportgymnastische Show am Einheitstag in SNZahlreiche hervorragende Sportlerinnen brachte die TSV-Abteilung Rhythmische  Sportgymnastik seitdem hervor.

Seit fünf Jahren ist der TSV Schwerin Landesleistungszentrum. Eine besondere Würdigung  gab es sogar im letzten Jahr: Aufgrund der herausragenden Erfolge der Athletinnen und  der hohen Kompetenz der Trainerinnen erhielt der TSV den Status einer Turntalentschule  vom Deutschen Turner-Bund. 
 
Sportgymnastik synchronAuf die nächsten erfolgreichen (mindestens) 20 Jahre !

Marko Michels

Fotos: Michels (5), Autogrammkarten (2)

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