Sportlicher Rückblick einer fünffachen Paralympics-Siegerin

„Sotschi, das war ein Wahnsinnsereignis“ – 4 Fragen an Anna Schaffelhuber

Sotschi ist längst Wintersport-Historie. Es waren mehr als zwiespältige, anstrengende und diskussionswürdige Winterspiele. Der zunehmende Einfluß der Politik, der Sponsoren und einzelner Sportverbände auf Inhalte, Gestaltung und letztendlich auf die Austragungsorte der Olympischen Spiele widerspricht mitunter der olympischen Idee. Dennoch: Eines bleibt festzustellen, die Menschen in Sotschi, die echten Sportfans vor Ort und vor allem die Athletinnen bzw. Athleten haben für zahlreiche positive Momente gesorgt. Die Gastfreundschaft der Russinnen und Russen bleibt unvergessen, daran ändert auch das Verhalten bestimmter russischer Politiker nichts. Mit viel Liebe und Engagement gestalteten die Organisatoren die Eröffnungs- und Abschlussfeiern der Olympischen und Paralympischen Winterspiele. Die Wettkämpfe verliefen fair, stimmungsvoll und mit oftmals zahlreichem Zuspruch.

Anna Schaffelhuber mit fünfmal Gold in Sotschi

Eine „schürfte“ das Gold mehr als erfolgreich in den Bergen von Sotschi – Anna Schaffelhuber aus Bayern, Jahrgang 1993, Jura-Studentin. Sportliche Bilanz: 5x Gold, 1x Bronze. Mehr als drei Goldmedaillen bei den gleichen Winterspielen zu gewinnen, das ist schon außergewöhnlich.
Bei den „Olympics“ fallen einem da die Namen des Eisschnellläufers Eric Heiden (USA/5 x Gold 1980 in Lake Placid), der Eisschnellläuferin Lidija Skoblikowa (UdSSR/4 x Gold 1964 in Innsbruck) oder des Biathleten Ole Einar Björndalen (Norwegen/4 x Gold 2002 in Salt Lake City) ein. Im Hinblick auf die „Paralympics“ gibt es da ähnliche Beispiele, wie unter anderem die Alpinen Gerd Schönfelder (Deutschland/4 x Gold 2002 in Salt Lake City), Martin Braxenthaler (Deutschland/4 x Gold 2002 ebenfalls in Salt Lake City), Lauren Woolstencroft (Kanada/5 x Gold 2010 in Vancouver) und Verena Bentele (Deutschland/5 x Gold im nordischen Skisport und Biathlon 2010 in Vancouver) ein.

Nun ist auch Anna Schaffelhuber, die bereits bei den Weltmeisterschaften 2011 und 2013 insgesamt 4x Gold, 3x Silber und 2x Bronze gewann, „in einem Atemzug“ mit diesen großartigen Sport-Persönlichkeiten zu nennen.

Marko Michels fragte bei Anna Schaffelhuber nach.

„Es war ein Wahnsinnsereignis…“

Marko Michels: Anna, die Winter-Paralympics sind seit fast vier Wochen Geschichte… In der Rückblende: Die Spiele in Sotschi – was verbinden Sie mit den Tagen in der Olympiastadt 2014? Sportlich und persönlich?

Anna Schaffelhuber: Sportlich war es natürlich ein Wahnsinnsereignis. Ich habe immer von Rennen zu Rennen gedacht und dass es so ausgegangen ist, ist überwältigend. Aber auch persönlich war es super. Die Atmosphäre war toll und der Zusammenhalt im Team, gerade nach meiner zwischenzeitlichen Disqualifikation im Slalom, war sensationell. Hier kann ich mir nur bei allen bedanken. Das hat mich sicherlich geprägt

MM: Welche Ihrer fünf Goldmedaillen ist Ihnen die „liebste“?

AS: Keine. Jede hat ihre eigene Geschichte und ist für mich sehr wertvoll.

MM: Die Olympischen und Paralympischen Winterspiele 2014 wurden vielfach von politischen Diskussionen überlagert… Wie war die Stimmung vor Ort, das sportliche Miteinander, die Organisation? Wie würden Sie die Spiele charakterisieren?

AS: Wir Sportler haben uns auf den Sport konzentriert und da gab es keinerlei Unstimmigkeiten. Russische Sportler haben mit ukrainischen Sportlern Tischtennis gespielt. Wir haben uns alle gut verstanden. Die Spiele waren sehr gut organisiert und emotional. Die Eröffnungsfeier, die Zuschauer bei den Wettkämpfen, bei den Siegerehrungen und bei der Schlussfeier waren toll. Da kann ich gar nichts Negatives sagen, nur Positives. – Das Essen vielleicht …

MM: Welche Ziele – sportlich, beruflich und persönlich – haben Sie nun?

AS: Mein nächstes sportliches Ziel ist die WM 2015 und die Spiele 2018. Mein Jurastudium werde ich weiter intensiv verfolgen und ich hoffe, dass ich ein wenig etwas bewegen kann!

MM: Vielen Dank und weiterhin alles Gute für Sie!

… Übrigens: Auch die Landeshauptstadt MV hat eine paralympische Erfolgstradition. So konnten die Judo-Zwillingsschwestern Ramona und Carmen Brussig (PSV Schwerin) schon einige Medaillen bei den Sommer-Paralympics erkämpfen. Ramona wurde 2004 in Athen bzw. 2012 in London Paralympics-Siegerin und belegte 2008 in Peking Rang zwei. Carmen schaffte 2008 Bronze und 2012 ebenfalls Gold.

Außerdem erreichte der gebürtige Schweriner Torben Schmidtke bei den olympischen Schwimm-Wettkämpfen 2012 in London Silber. Und die gebürtige Schwerinerin Vanessa Low, die 2012 an den paralympischen Leichtathletik-Wettbewerben teilnahm, verpasste vor zwei Jahren mit dem 4. Platz über die 100 Meter nur knapp die Bronzemedaille – hinter der Rostockerin Jana Schmidt.

mm

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