SSC: Erste BL-Niederlage

Beim den Roten Raben Vilsbiburg musste der Schweriner SC am heutigen Abend seine erste Niederlage in der Saison 2009/10 mit 3:1 hinnehmen. Interview mit SSC-Spielerin Jule Paul.

Vilsbiburg/Schwerin (Live-Bericht ViB24.TV/pb): Die ersten beiden Sätze verlor der Schweriner SC jeweils mit 25:21, spielte dann im 3. Satz groß auf und gewann diesen klar mit 25:14.

Satz 4 war lange Zeit hart umkämpft, Schwerin führte 1:0, 8:5, 11:7, 16:13. Beim Satzstand 17:17 kam der Gastgeber Rote Raben Vilsbiburg zum Ausgleich und erreichte danach seine erste Führung in diesem 4. Satz (18:17). Beim 20:20 war der Satz- und Spielausgang nochmals völlig offen, aber der Schweriner SC kam zu keinen weiteren Punkt (25:20). Satz- und Spielgewinn Rote Raben Vilsbiburg, 3:1.

Der SSC spielte mit: Thomsen, Jans, Roll, Pachale, Retzlaff, Thormann, Kauffeldt, Kasperski, Hanke,  , Brandt, Völker

Nach dem CEV-Spiel gegen Bukarest und noch vor der Abreise nach Vilsbiburg sprach Marko Michels (Schwerin) mit SSC-Spielerin Jule Paul (Trikot-Nr. 3):

julepaulbild1.jpgNachgefragt bei SSC-Spielerin Jule Paul, die am 31.Januar 2010 „20“ wird …

Jule Paul über das Europapokalspiel gegen Bukarest, den Trainerwechsel, die sportlichen und persönlichen Ziele 2010 und das Sportjahr 2010.

Frage: Neues Jahr, neue Spiele, neues Glück und neue Herausforderungen … Erst einmal noch nachträglich alles erdenklich Gute 2010 ! Eine verspätete volleyballsportliche Neujahrsrakete wurde ja gerade in der Schweriner Sport- und Kongreßhalle entzündet. Ein 3:0 nach einem 1:3 im Hinspiel und vielen „Begleiterscheinungen“ in den letzten Tagen. Ein erträumter Sieg ?

Jule Paul: Ja, es ist wirklich ein super Ding ! Wir haben diesen Sieg nicht erwartet, aber wir wussten, dass wir besser spielen konnten als eine Woche zuvor in Bukarest. Natürlich haben wir, die Spielerinnen, es uns alle ungemein gewünscht, aber dass es ein so deutlicher 3:0-Erfolg wird, nein, damit konnte man wirklich nicht rechnen. Um so größer ist jetzt die Freude. Es ist ein unbeschreiblich schönes Gefühl !

Frage: Ja, das Jahr ist noch sehr jung und brachte schon so „einiges“ mit sich … Wie feierte eine Volleyball-Spielerin eigentlich Silvester – mal ohne Ball, Netz und SSC-Trikot ?

Jule Paul: Es war ein optimaler Start ins neue Jahr. Ich habe mit verschiedenen Spielerinnen des Teams ins neue Jahr ordentlich  hineingefeiert – wir blieben auch in Schwerin. Eine Feier wirklich ohne Ball und Netz!

Frage: Einen „Kracher“ gab es aber mit 11tägiger Silvesterverspätung: Ein Holländer ging, ein Norweger kam: Wegen unüberbrückbarer Differenzen zwischen Coach und Mannschaft sowie Trainer und Teamleitung trennte sich der SSC von Edwin Benne. Ein in Schwerin bereits „Gedienter“, Tore Aleksandersen, wird neuer Trainer. Aleksandersen betreute das SSC-Team bereits von der Saison 2003/04 bis einschließlich der Spielzeit 2007/08. Was erhoffen Sie sich bzw. die Mannschaft vom neuen Coach ?

Jule Paul: Die Trainer mögen wechseln, aber die Ziele für die Mannschaft, die Ansprüche, die jede einzelne Spielerin an sich stellt, die bleiben doch. Wir werden jetzt das Beste aus der Situation machen. Heute, am 13.Januar, war es ein guter Start. Es hat in der Bundesliga-Saison bisher mit Edwin geklappt und es wird mit Tore ebenfalls klappen. Wir wissen um den Stellenwert des Volleyballsportes in Schwerin. Den klasse Ruf dieser Volleyball-Hochburg wollen wir verteidigen. Am besten wäre dabei natürlich die Verteidigung des deutschen Meistertitels. Wir, die Spielerinnen, sind nach wie vor hoch motiviert und wollen natürlich den Erfolg.

Eine etwas längere dritte Fragestellung: Jule, das Jahr 2009 war für Sie ein Wechselbad der Gefühle. Von Parchim wollten Sie eigentlich nach Leverkusen, um dort nicht nur Volleyball zu spielen, sondern weil es zugleich die Möglichkeit geben sollte, Medizin zu studieren. Doch der TSV Bayer 04 geriet in schwieriges wirtschaftliches Fahrwasser, wechselte in Liga zwei. Ihre Leverkusener Träume zerschlugen sich. Andere wurden wahr: So wechselten Sie zum amtierenden deutschen Meister, den SSC, bewiesen bzw. beweisen dort ihr beeindruckendes Talent. Im letzten Jahr gehörten sie dem erweiterten deutschen U20-Nationalkader an. Die neue Bundesliga-Saison 2009/10 beendete der SSC 2009 ungeschlagen, feierte Erfolge gegen VC Kanti Schaffhausen zum Auftakt des Europapokals. Die Schweriner Volleyball-Welt war bis zum 30.Dezember völlig in Ordnung. Dann kam der Dresdner SC zum DVV-Pokal-Halbfinale nach Schwerin, das Team, welches man drei Tage zuvor relativ sicher mit 3:1 bezwungen hatte, und gewann mit 3:2 – Aus der Traum vom DVV-Pokalfinale in Halle/Westfalen. Nächstes Spiel, nächster Tiefschlag dann am 6. Januar im Europapokal gegen Bukarest – auswärts setzte es ein klares 1:3.
Woran lag es ? War das Team vielleicht schon zu siegessicher ? Wurden die Gegner unterschätzt ? Oder fehlte die Puste ? War die Trainer-Diskussion schuld ? Aber zuvor: Wie beurteilen Sie Ihr persönliches und sportliches 2009 ?

Jule Paul: Das sehe ich nicht so. Wir haben kein Spiel, keinen Gegner zu leicht genommen. Jedes Team, das gegen uns, als amtierenden deutschen Meister, spielt, ist motiviert, uns zu schlagen, bzw. uns das spielerische Leben auf dem Parkett so schwer wie möglich zu machen. Nur: Wenn man jeden Tag so hart, so intensiv trainiert, dann kommt letztendlich der Punkt, an dem man nicht mehr kann. Wir haben seit Anfang August durchtrainiert, aber „irgendwann“, nach einem halben Jahr, ist dann ein wenig die Luft raus, dass man nicht mehr die erhofften Leistungen bringen kann. Die Folgen davon waren die verlorenen Spiele im DVV-Pokal-Halbfinale gegen Dresden oder das Europapokal-Hinspiel in Bukarest.

Zur Trainer-Diskussion: Ich würde die Diskussionen um die Trainerfrage nicht als Grund für die beiden Niederlagen gelten lassen. Vor allem nicht für das DVV-Pokal-Halbfinale: Gegen Dresden war es sehr, sehr knapp und wir hatten auch nicht unseren allerbesten Tag erwischt. In Bukarest hatte die Diskussion um den Trainer schon einen Anteil an der Niederlage, aber nicht nur … Aber ich bin nicht der Typ, der in Ausreden flüchtet. Wir, die Spielerinnen, stehen noch immer selbst auf dem Feld und müssen es richten …

Zum persönlichen Resümee des zurückliegenden Jahres: Ich war ja immerhin im erweiterten Kader der deutschen U20-Auswahl, die in Mexiko Weltmeister wurde. Leider wurde ich dann doch nicht nominiert, aber das war nun auch nicht weiter schlimm – trotz anfänglicher Enttäuschung. Aber die Chance, in Schwerin spielen zu dürfen, hat das wieder wettgemacht. Ich freue mich wirklich sehr, SSC-Spielerin zu sein. Es eröffnen sich für mich neue Möglichkeiten – gerade bei einem so starken und traditionsreichen Team. Ich bin davon überzeugt, dass ich in diesem Jahr eine Menge beim SSC lernen kann.

Frage: Bald gibt es Jule Paul zwei Jahrzehnte … Wie sieht Ihre weitere sportliche, berufliche und persönliche Planung aus ? Gibt es einen „Fünfjahresplan“, den Sie gern übererfüllen möchten ?

Jule Paul: Mein Ziel bleibt nach wie vor, ein Medizin-Studium zu absolvieren. Ob das schon 2010 möglich sein wird, bleibt abzuwarten. Es muß aber zeitlich passen und sich mit meinen volleyballsportlichen Ambitionen verbinden lassen. Sportlich möchte ich mich natürlich weiter entwickeln und dann mal schauen, was das Jahr noch so mit sich bringt. Bloß keine detaillierten Pläne, heute muß man flexibel sein – ohne seine Ziele aus den Augen zu verlieren.

Frage: Ein Saison-Ziel, das DVV-Pokalfinale, konnte leider nicht geschafft werden. Nun muß es in der Meisterschaft „laufen“. Wie schätzen Sie das Potenzial des SSC in der laufenden Saison ein ?

Jule Paul: Wir sind ein sehr leistungsorientiertes und motiviertes Team. Sowohl in der Vorbereitung als auch in der laufenden Meisterschaft haben wir unsere Stärke bewiesen. Wir dürfen durchaus selbstbewusst in die kommenden Spiele gehen. Wir haben jedenfalls das Potenzial, alle schlagen zu können. Gerade gegen die Top-Mannschaften sollten wir uns aber keine noch so kleinen Patzer erlauben. Aber wir wissen um unsere Kraft und glauben an uns. Ein Platz unter den besten drei Mannschaften ist absolut im Bereich des Möglichen. Wenn es mehr wird, um so besser.

Frage: 2010 ist auch ein Sportjahr mit vielen Höhepunkten, auch in den Ballsportarten. Werden Sie die kommenden Olympischen Winterspiele auch per TV verfolgen ?
Ein paar „Tipps“: … Wer wird nach Ihrer persönlichen Einschätzung Fußball-Weltmeister 2010 ? Und: Vom 19. bis 31.Januar finden die Handball-EM in Österreich statt – wer ist Ihr dortiger Favorit ?

Jule Paul: Ja, sportlich bin ich sehr interessiert, nicht nur in puncto Volleyball. Vancouver ist für mich auch ein echter Highlight des Sportjahres 2010. Ich finde dabei Skispringen und Eisschnelllaufen sehr attraktiv, beides werde ich mir auf alle Fälle anschauen. Gerade unserer mecklenburgischen Olympionikin Aika Klein im Short Track drücke ich die Daumen. Was die Fußball-WM betrifft … Hm, ich bin ehrlich gesagt nicht der große Fußball-Fan. Ich denke aber, dass Jogi Löws Truppe in Südafrika vorn dabei ist. Was die baldige Handball-EM betrifft: Hier hoffe ich, dass Deutschland ganz weit vorne ist, weil das Team total engagiert spielt. Dem deutschen Team von Trainer Heiner Brand zuzuschauen, macht einfach nur Spass !

Dann maximale Erfolge im neuen Jahr ! Foto: Marko Michels

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