SSC-Volleyballspielerin Berit Kauffeldt im Interview

Die talentierte Athletin über die EM 2007, die Saison 2007/08 und weitere Ziele
“Geiles Gefühl und schöne Härtetests …”

Fragen an Berit Kauffeldt, Jahrgang 1990, SSC-Mittelblockerin und Volleyball-Jugend-Europameisterin von 2007

Berit_KauffeldtFrage: Berit, erinnern Sie sich noch an den 15. April vor 12 Monaten ?! Damals schrieben Sie und Ihre deutschen Team-Kolleginnen bei den Jugend-EM Volleyball-Geschichte. “Team Germany” bezwang im Finale Serbien glatt mit 3:0. Bis dato hatte kein DVV-National-Team im Jugendbereich einen derartigen Erfolg. Sie wurden gar beste Blockspielerin des Turniers. Wenn Sie die EM-Tage von Brno Revue passieren lassen, was waren für Sie die besonderen Momente ?

Berit Kauffeldt: Ich glaube dieses Datum ist in mein Gehirn eingebrannt, das war so ein unglaublich “geiles Erlebnis”, das ich einfach nie vergessen werde.

Wir im Finale – das alleine war schon der Hammer, aber dann die Rote Karte für mich, ich war am Boden zerstört, so verzweifelt wie nie zuvor …

Dann werden wir Europameister und ich beste Blockerin. Ich war überglücklich und so froh wie nie zuvor ! Dieses Auf und Ab der Gefühle ist so unvergesslich, dass ich mich mein Leben lang daran erinnern werde.

Frage: Zuletzt “pendelten” Sie zwischen Juniorinnen-EM Qualifikation und Bundesliga mit dem SSC “hin und Her”. Ist so etwas ein “Härtetest der besonderen Art”. Stecken Sie diese Mehrfachbelastungen “locker” weg ?

Berit Kauffeldt: Ich habe Volleyball noch nie als “Härtetest” empfunden ! Es macht mir so viel Spaß und ich kann mir im Moment keinen schöneren “Härtetest” vorstellen. Ich wäre ziemlich enttäuscht gewesen, wenn ich die EM-Quali verpasst hätte.
Und außerdem gibt es eine Menge Leute, die mir immer und überall helfen und an mich glauben.

Frage: Mecklenburg und nationale Team-Wettbewerbe in den traditionellen Erfolgsdisziplinen: Das waren an den letzten beiden Wochenenden (29./30.3 und 5./6.4.) “Horror-Szenarien” aus der Sicht eines M-V-Sport-Fans.

Die Post-Handballer aus Schwerin mußten in der 2.Bundesliga herbe Niederlagen einstecken, den Handball-Spielerinnen der TSG Wismar (mit der Schwerinerin Stefanie Laas), die einst Weltmeisterinnen in ihren Reihen hatte, droht der Absturz in die Regionalliga, das beste mecklenburgische Boxteam, das von Hanse Wismar, verlor den letzten Staffel-Kampf in der 2.Bundesliga deutlich, die Hansa-Kicker befinden sich auf einem Abstiegsrang (Von dem sie dank eines 2:1-Sieges in Karlsruhe am 12.4. knapp “entkamen” … – Anm.d.R.) und auch die Volleyball-Damen der SSC “versemmelten” wahrscheinlich auch die mögliche Meisterinnen-Krone mit 0:3 gegen Leverkusen.

VolleyballHaben die mecklenburgischen Sport-Teams zur Zeit einen “schlechten Lauf”, ist “Voodoo-Zauber” gegen die Mecklenburger “im Spiel” oder sind “die Nerven” schuld ?

Wie ist Ihre Meinung zum aktuellen Sportgeschehen aus Ihrer Sicht, speziell natürlich im Hinblick auf Ihr Team ?

Berit Kauffeldt: Ich glaube, dass alle Meck-Pomm-Teams so “down” sind, ist einfach ein böser Zufall. Und bei uns war im Moment einfach der Wurm drin. Wir wussten, dass dieses Jahr eine Menge drin ist und wurden mit jeder Niederlage unsicherer.

Frage: Zu erfreulicheren Dingen – Sie waren, wie angegeben, Jugend-Europameisterin, konnten in der Juniorinnen-WM-Quali Platz 1 belegen, waren Teilnehmerin an der Jugend-WM, konnten deutsche Meisterin (A-Jugend) werden, bestritten rund 70 Jugend-Nationalspiele und spielen zur Zeit in einer der erfolgreichsten Klub-Mannschaften Europas. Wo soll das “Ganze” sportlich enden ?
Ist Olympia 2012 Ihr großes Ziel ?

Berit Kauffeldt: Oh, wie cool, so geballt hört sich das voll gut an 🙂 !

VolleyballMein Ziel ist es mich in der ersten Liga fest zu etablieren, um dann in die A-Nationalmeisterschaft zu kommen, und – NATÜRLICH – zu Olympia zu fahren.
Das wäre wirklich ein riesiger Traum ! Danach würde ich gerne im Ausland spielen und die Welt kennen lernen.

Frage: In wenigen Monaten beginnen in Peking die Olympischen und Paralympischen Spiele. Ein deutsches Volleyball-Team qualifizierte sich leider nicht.
Ansonsten haben aus Schwerin Rad-Ass Stefan Nimke oder die Judo-Schwestern Ramona und Carmen Brussig beste Teilnahme- und Medaillen-Chancen.

Allerdings: Nach dem harten Durchgreifen der chinesischen Sicherheitsbehörden in Tibet mehren sich die Stimmen für einen völligen oder partiellen Boykott der Spiele.
Aus der Sicht einer jungen Sportlerin: Wie ist Ihre Meinung zu den aktuellen Ereignissen in China und der Region Tibet ?

Berit Kauffeldt: Ich muss leider zugeben, dass ich über die politische Seite dieses Konfliktes nicht bis ins kleinste Detail informiert bin, aber einen Boykott der Spiele würde ich schrecklich finden.

Es kann doch keiner, der vielleicht noch nie Sport getrieben hat und irgendwo im Chefsessel sitzt, entscheiden, dass Sportler, die ihr ganzes Leben auf Olympia hingearbeitet haben ihren Traum nicht leben dürfen, nur weil Tibet seine Unabhängigkeit nicht bekommt.
Ich finde, dass man Politik und Sport nicht vermischen sollte !

Frage: Sie spielten früher beim 1. VC Parchim und sind seit 2007 beim SSC. Warum verlief die Saison für die Schwerinerinnen so unbeständig ? Nach dem vorzeitigen nationalen Pokal-Aus und dem Verzicht auf eine Teilnahme im europäischen Cup-Wettbewerb hatten doch alle so auf den Meister-Titel gehofft…

VolleyballBerit Kauffeldt: Genau wie ich 🙁 ! Aber leider läuft nicht immer alles nach Plan. Ich glaube, dass uns dieses Jahr einfach eine Spielerin gefehlt hat, die in schwierigen Situationen das Zepter in die Hand nimmt und dann ganz einfach die Punkte macht.
Aber, ich bin mir sicher, dass wir das hinbekommen und bin optimistisch für die nächste Zeit.

Frage: Volleyball ist bestimmt nicht alles in Ihrem Leben. Was “treiben” Sie ansonsten in Schwerin ? Bestimmt sind Sie oft im “Achteck”, “auf anderen Pisten” oder sind Sie eher ein “Theater-Fan” ? Wie sieht ihr Tagesablauf – zwischen Sportgymnasium und Training – so aus ?

Was, ein “Trip” ins “Achteck” betrifft: Ich bin erst 17 und mache natürlich nichts Verbotenes … 🙂 (Was immer das heißen mag ?! – Anm.d.R.)

Ich unternehme gerne Sachen mit Freunden, lese gerne und verbringe meine wenige Freizeit auch oft einmal mit chillen 🙂 (Fragt sich dann, wer hier wen killt, etwa die ambitionierte Nachwuchsspielerin die Stammspielerin ?! – Anm.d.R.).
– Nicht vergessen möchte ich zu erwähnen, dass ich mich auch im heimischen Parchim bei meiner Familie sehr wohl fühle.
Ansonsten bleibt nicht viel Zeit, aber ich war letztens bei “König der Löwen” im Musical und war total begeistert 🙂

Frage: Ihr Ziel für die Saison 2008/09 …

Berit Kauffeldt: Also bis jetzt habe ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht! Aber spontan hätte ich gesagt Deutscher Meister und Pokalsieger 🙂 !

Natürlich werde ich alles dafür geben, noch einmal Europa-Meister zu werden. Wenn man das einmal erlebt hat, bekommt man nie genug 🙂 ! Ach ja, das hätte ich fast vergessen, ein gutes Abi möchte ich auch noch machen 🙂 !

Alles Gute und noch viel Erfolg für den Rest der Saison 2007/08 ! M.M.

Vielen Dank! B.K.

Die Fragen stellte Marko Michels.

Fotos: SSC (2), Peter Bohne (2), M.M. (1)

VolleyballTabelle in der ersten Volleyball-Bundesliga der Damen (Stand: 15.4.08): 1.Vilsbiburg – 44:10 Punkte 2.Dresden – 38:16 Punkte 3.Schwerin – 36:18 Punkte 4.Suhl – 34:20 Punkte

Nächstes SSC-Spiel: am 18.April 2008 um 18.00 Uhr in der Volleyballhalle am Lambrechtsgrund gegen Spitzenreiter Vilsbiburg !

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