Stadtpräsident Stephan Nolte besuchte die jüdische Gemeinde in Schwerin

„Es ist ein Geschenk, dass jüdisches Leben in unserer Landeshauptstadt wieder aufblüht.“ Mit diesen Worten bedankte sich Stadtpräsident Stephan Nolte für die Einladung der Jüdischen Gemeinde zu einem Gespräch, das am Mittwoch (23. April 2008) im Gemeindehaus am Schlachtermarkt stattfand.

Valery Bunimov (links) von der Jüdischen Gemeinde  zeigt Stadtprösident Stephan Nolte die Thora-Rollen im GebetsraumDank der Immigration von Zuwanderern aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion hat sich die Schweriner Gemeinde  wieder zu einer lebendigen Vereinigung entwickelt, die heute knapp 1025 Mitglieder zählt.
Das Gemeindehaus platzt vor allem an jüdischen Festtagen aus allen Nähten. An gewöhnlichen Tagen herrscht hier ebenso viel Betrieb. „Ein Besucher sucht die Sozialberatung auf, ein zweiter kommt zum Deutschunterricht, im Nebenraum der Synagogenchor und in einer Ecke hat sich der Schachklub zusammengesetzt“, beschrieb Valery Bunimov, Vizevorsitzender des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in M-V, das pulsierende Leben.

In punkto Integration gibt es laut Valery Bunimov unterschiedliche Entwicklungen: „Unsere jungen Leute lernen schnell die deutsche Sprache – in gut einem Jahr sind sie fit. Große Probleme bereiten die sprachlichen Barrieren aber unseren älteren Mitgliedern.“ Besonders beeindruckt zeigte sich Stadtpräsident Nolte in diesem Zusammenhang von der sozialen Arbeit der Gemeinde. So begleiten acht ehrenamtliche Helferinnen die Senioren zum  Arzt und dolmetschen zugleich –  „bis zu 100 mal im Monat“, wie Sozialbetreuerin Janina Kirchner den Gast informierte.

Lebendig ist ebenso das religiöse Leben der jüdischen Gemeinde, obgleich sich die Mitgliedsgemeinden des Landesverbandes einen Rabbiner „teilen“ müssen: William  Wolff, der trotz seines hohen Alters Vitalität und Freude ausstrahlt, übernimmt vielfältige Aufgaben und hält regelmäßig Gottesdienste in Wismar, Rostock und Schwerin.

Nach der Hansestadt bekommt auch die jüdische Gemeinde in der Landeshauptstadt bis zum Herbst bessere räumliche Möglichkeiten. „Am 5. Mai fällt auf unserem Hof das Startsignal zum Bau einer neuen Synagoge, die voraussichtlich vom 9. November an, gut einhundert Gottesdienstbesuchern Platz bieten wird“, so Valery Bunimov. Der quadratische Bau werde quasi auf den Fundamenten der ersten jüdischen Synagoge aus dem 19. Jahrhundert und des Nachfolgerbaus errichtet, der in der Reichsprogromnacht 1938 zerstört wurde. Für Stadtpräsident Stephan Nolte ist „das Anknüpfen an die historische Stätte ein wichtiges Zeichen“. Landesrabbiner Wolff bedankte sich für die große finanzielle Unterstützung von Land, Stadt und Förderverein, „ohne die ein solches Projekt nicht möglich“ wäre. Stephan Nolte wünschte der jüdischen Gemeinde viel Kraft für die anstehende Bauphase und zahlreiche Geldspenden für die nötige Inneneinrichtung der neuen Synagoge,  die die Gemeinde selbst finanzieren muss.  „Ich bin mir sicher, dass zahlreiche Schweriner und ortsansässige Firmen dabei helfen werden.“

Hintergrund:
In Rostock (700 Mitglieder) und Schwerin (1024 Mitglieder) gibt es in Mecklenburg-Vorpommern zwei jüdische Gemeinden. Der Schweriner Gemeinde, die 1994 gegründet wurde, gehören auch zirka 140 Wismarer Bürger jüdischen Glaubens an. Beide Gemeinden sind im Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern organisiert. Er ist wiederum Mitglied im Zentralrat der Juden in Deutschland.

Foto: Stadt

Nach oben scrollen