Städtischer Winterdienst wird Lage nicht Herr

Dabei wollte der Eigenbetrieb SDS dieses Jahr alles besser machen

„Wir haben aus den beiden letzten Wintern viel gelernt und die nötigen Vorkehrungen getroffen. Schwerin ist für die kalte Jahreszeit gut gerüstet.“ So kündigte es jedenfalls Schwerins frühere Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow im November 2016 an. Laut SDS stünden für die Winterdienstleistungen auf Straßen und Gehwegen 41 Einsatzkräfte und Technik aus eigenem Hause bereit. Dazu seien acht externe Auftragnehmer verpflichtet worden.

Wollte diesen Winter alles besser machen: Der Winterdienst der Stadtwirtschaftlichen Dienstleistungen Schwerin. (Foto: © SDS)
Wollte diesen Winter alles besser machen: Der Winterdienst der Stadtwirtschaftlichen Dienstleistungen Schwerin. (Foto: © SDS)

 

5. Januar 2017: Schneefall und Minustemperaturen leiten den Winter in Schwerin ein. Und der Winterdienst? Der ist überfordert, mal wieder. Glätte auf Schwerins Straßen und Wegen, im gesamten Stadtgebiet. Während Grundstückeigentümer und private Anlieger großteils ihrer Räumungs- und Streupflicht nachgekommen sind, scheint das auf städtischer Seite nicht der Fall zu sein. So jedenfalls der allgemeine Eindruck. Die UB-Fraktion spricht gar von einem Totalversagen und fordert Konsequenzen. „Wir erleben jedes Jahr im Winter das gleiche Dilemma: Schwerin hat schlichtweg keinen funktionierenden Winterdienst! Straßen und öffentliche Gehwegbereiche werden nicht richtig, nicht zeitnah oder gar nicht von Schnee und Eis beräumt“, so der Fraktionsvorsitzende Silvio Horn.

Die SDS hat jedenfalls eine Erklärung. Da heißt es, trotz ununterbrochen Einsatzes des Winterdienst seit Mittwochabend um 21.30 Uhr habe man die Glatteisbildung nicht verhindern können. Laut Axel Klabe, dem für den Winterdienst zuständigen Bereichsleiter, sei ein Abtragen der etwa zwei Zentimeter starken Eisschicht auf den Straßen technisch nicht möglich. Daher sollten Salz und Lauge eine weitere Schnee- und Eisglättebildung unterbrechen bzw. verhindern. Weil aber in der Nacht und am frühen Morgen nur ein geringes Verkehrsaufkommen vorherrscht, würde das Streugut nur auf der Oberfläche liegen und habe so nicht die volle Wirkung entfalten können. „Deshalb kam es trotz der getroffenen Maßnahmen zur Glatteisbildung. Wir haben daher als zusätzliche Maßnahme an den Steigungen Split aufgebracht, um die Oberfläche abzustumpfen“, so Klabe.

Silvio Horn (Foto: UB)
Silvio Horn (Foto: UB)

Wer aber in Schwerin unterwegs ist, merkt von Abstumpfung nur wenig. Wie die SDS zugibt habe man das Hauptaugenmerk vorerst auch nur auf Hauptverkehrsstraßen wie u.a. die Wismarsche Straße und den Obotritenring gerichtet. „Die Verkehrsteilnehmer werden um angepasste Fahrweise gebeten“, heißt es stattdessen. Das klingt irgendwie nach Kapitulation.

Das sieht auch Silvio Horn so. „Ausreden, Ausreden, Ausreden. Es müsse endlich Schluss sein mit dem jahrelangen Missmanagement“, so der UB-Fraktionsvorsitzende: „Entweder sei der Dienst nicht richtig personell und technisch aufgestellt oder die Abläufe stimmen nicht.“ Ähnlich sieht es auch der Ordnungsausschussvorsitzende Manfred Strauß. Er kündigte an, die Werkleitung des Eigenbetriebes zu dem Thema in der kommenden Woche in den Ausschuss zu laden.

Bis dahin heißt es wohl weiter Schlittern und Schneckentempo.

 

red
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