Starke und aufrechte Kämpferin für Toleranz

Die Ausländerbeauftragte A.Köppinger starb nach langer Krankheit …

Annette Köppinger / Foto: TurmblickAnnette Köppinger, eine Kämpferin für ein friedvolles Miteinander unterschiedlicher Kulturen, eine geistreiche Autorin und vor allem eine mitfühlende Frau, hat ihren persönlichen Kampf, den für ihr eigenes Leben, verloren.

Annette Köppinger hat es sich selbst nie leicht gemacht, gerade dann, wenn es andere so ungemein schwer hatten.

Sie vertrat fast ohne Lobby, diejenigen, die ebenfalls keine hatten: Migranten, die ihre Heimat aus unterschiedlichsten Gründen, oftmals aus politischen, verlassen mußten, um sich in Deutschland zeitweise oder dauerhaft ein neues Zuhause aufzubauen.

Leider gab es viel zu wenige, auch auf der politischen Ebene, die Annette Köppinger wirklich tatkräftig unterstützten.

Als Ausländerbeauftragte arbeitete sie seit 1990.
So habe sie damals ohne richtiges Büro, ohne Telefon oder irgendwelche Gesetzbücher angefangen. Der erste Arbeitsauftrag war: „Kümmern Sie sich mal um die Vietnamesen !“. Das verriet Annette Köppinger in einem Interview mit dem DeutschlandRadio Berlin im Juli 2004.

Viele Jahre führte sie, unter schwierigsten Bedingungen, auch einen „Kampf gegen Windmühlen“: Für mehr Verständnis für das Fremde, für ein aufrichtiges Miteinander von Menschen unterschiedlichster Herkunft und vor allem für mehr Toleranz untereinander.

Es war ein leidenschaftlicher, emotionsreicher Kampf der Annette Köppinger, in einer ziemlich gefühlskalten Umgebung.

Und sie blieb stets eine hoffnungsvolle und optimistische Idealistin !

Wie beurteilen Sie das Solidaritätsgefühl der Deutschen mit ihren ausländischen Mitbürgern, speziell mit Bürgerkriegsflüchtlingen? – Das war meine Frage in einem früheren Interview (1997) an sie.

Und sie hoffte auf ihre deutschen Landsleute – oftmals vergeblich …

„Meine Erfahrung ist, daß Deutsche, sobald sie persönlich mit Menschen anderer Herkunft bekannt sind und sich mit deren Problemen befassen, nicht nur Verständnis haben, sondern sich auch für diese Menschen engagieren.

Wer diese Erfahrung nicht machen kann oder will, ist oft mit Vorurteilen und Fehlinformationen so eingedeckt, daß es zu starker Ablehnung des Fremden insgesamt kommt.“

Sie wußte eben: Weltanschauung kommt von „Welt anschauen“ ! Wer das Fremde begreifen will, muß es kennen lernen. Das war ihre Botschaft auch an die Schwerinerinnen und Schweriner.

Annette Köppinger plädierte stets und auch im genannten Interview für mehr Engagement zwischen „alten“ und „neuen“ Deutschen, für mehr Gespräche untereinander und mehr Verständnis füreinander:

„In Schwerin gibt es neben dem Büro der Ausländerbeauftragten mehrere Vereine, wie Kirchen und Initiativen, die Arbeit mit und für Ausländer leisten. Für eine Weiterführung der Arbeit zum Abbau von Gewalt sind hier feste Arbeitsplätze notwendig.

Ich wünsche mir, daß noch mehr Menschen verschiedener Nationalität sich für ein gutes Miteinander einsetzen.“

Diesen Wunsch hat Annette Köppinger durch ihre kompetente und aufopferungsvolle Arbeit Realität werden lassen.

Sehen wir das als Vermächtnis an, das wir, die Schwerinerinnen und Schweriner, weiter „leben“ lassen müssen, damit der Traum der Annette Köppinger von einer besseren Welt, für mehr Verständnis und Toleranz im gegenseitigen Umgang, auch weiter lebt.

Annette Köppinger ist zwar gestorben, aber ihr Engagement bleibt unvergessen.

Mit ihrem Tod wird Schwerin ärmer. Für mich bleibt sie eine beeindruckende Frau. Ein echtes Vorbild, in einer an Vorbildern so armen Zeit !

Marko Michels

Geistreiches Buch einer geistreichen Frau> Annette Köppinger wurde nur 50 Jahre alt und engagierte sich u.a.bei der bundesweiten Arbeitsgemeinschaft „Pro Asyl“ (1995-2004: stellvertretende Vorsitzende) und beim Flüchtlingsrat M-V (1995-2004 Vorstandsmitglied/Vorsitzende). Große Verdienste erwarb sie sich auch bei der Organisation der „Interkulturellen Wochen“ in Schwerin. Seit 1991 war Annette Köppinger offiziell „Schwerins Beauftragte für die Integration der Zuwanderer und für Ausländerangelegenheiten“. 1989 gründete sie in Schwerin die Bürgerbewegung „Demokratie Jetzt“ mit. mm

> Foto (o.): Annette Köppinger bei einer Redaktionssitzung des „Turmblick“ Schwerin im August 2006 (mit Dimitri Avramenko vom Stadtteilmanagement). – Aufnahme: Turmblick

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