Stillstand oder Stabilisierung?

Die aktuelle  Handwerkskonjunktur im Kammerbezirk Schwerin

Zum Auftakt der Vollversammlung der Handwerkskammer Schwerin am 26. April in Teschow stellte Kammerpräsident Peter Günther die Ergebnisse der aktuellen Frühjahrskonjunktur vor. Trotz der allgemein eingetrübten Konjunkturaussichten in Deutschland zeigt sich die wirtschaftliche Situation der Handwerksbetriebe im Kammerbezirk Schwerin überraschend  stabil.

Geschäftsklima und Umsatzsituation

Allgemein kann die konjunkturelle Stimmungslage als „zufrieden“ bezeichnet werden. Die Betriebe beurteilen in der Mehrzahl ihre derzeitige geschäftliche Lage als gut bis befriedigend. Zudem sind die Erwartungen an die künftige geschäftliche Entwicklung weiterhin optimistisch. Zusammen bestimmen diese Faktoren den Anstieg des Geschäftsklima-Index auf ein neues 10-Jahreshoch. Der Wermutstropfen: die Zuwachsrate ist deutlich geringer ausgefallen als im Vorjahr.

Negative Äußerungen zur derzeitigen Geschäftslage kommen insbesondere aus dem Kfz-Gewerbe. Aber auch im personenbezogenen Dienstleistungsgewerbe wie zum Beispiel im Friseurhandwerk wird die aktuelle Geschäftslage als angespannt empfunden. Im Ausbau und im Handwerk für den gewerblichen Bedarf hingegen wird die aktuelle Geschäftslage insgesamt am optimistischsten beurteilt.

Die Umsätze stagnieren fast in allen Branchen, im Kfz-Gewerbe sind sie überproportional gesunken. Immerhin ein Drittel der Kfz-Betriebe erwartet aber zukünftig steigende Umsätze.

Aufträge und Auslastung

Bei mehr als der Hälfte der befragten Betriebe hat sich analog zum Umsatz auch an der Auftragslage wenig verändert. Wieder ragen das Kfz-Gewerbe und die persönlichen Dienstleistungen negativ heraus. Immer noch wirkt hier der Mehrwertsteuerschock des Vorjahres nach. Aber auch hier verraten die zukünftigen Erwartungen bereits wieder Optimismus.

Eine gute Betriebsauslastung melden noch am ehesten das Ausbaugewerbe und der gewerbliche Bedarf. In beiden Gewerbegruppen erreichen mehr als 40 % der Betriebe Auslastungsgrade von mehr als 80 %.

Personalsituation

Auch wenn nur 4 % der Betriebe nach eigenen Angaben zusätzliches Personal eingestellt haben, ist parallel dazu der Anteil der Betriebe gesunken, die Personal abbauen.

Selbst im Kfz-Gewerbe hat es trotz der aktuellen Probleme kaum Entlassungen gegeben. Die Beschäftigungssituation im Handwerk kann demnach wie in den Vorjahren als sehr stabil bezeichnet werden.

Preisentwicklung

Wie schon im Vorjahr beklagen die Betriebe ganz erhebliche Belastungen durch enorm gestiegene Einkaufspreise. In hohem Maße mitverantwortlich dafür sind die nach wie vor hohen Rohstoff- und Energiekosten. Insbesondere das Nahrungsmittelhandwerk beklagt gestiegene Einkaufspreise. 90% der Betriebe berichten über daraus resultierende Belastungen. Ursache hierfür sind in erster Linie höhere Kosten für Getreide, Milchprodukte, Transport und Energie.

Höhere Verkaufspreise konnten sich offenbar nicht durchsetzen oder wurden gar nicht erst riskiert. 68% der Betriebe haben ihre Verkaufspreise daher konstant gehalten.

Investitionsklima

Das Investitionsverhalten spiegelt wohl am besten die vorsichtig-abwartende Haltung der Betriebe wider. Eine Mehrzahl der Unternehmen behält sich zusätzliche Investitionen weiterhin vor, aktuell sind aber in dieser Hinsicht kaum Aktivitäten zu verzeichnen.

Fazit und Ausblick

Positiv betrachtet könne man die konjunkturelle Situation des Handwerks als weitere Konsolidierung werten. Skeptiker würden die Lage eher als stagnierend bezeichnen. Viele Betriebe verzeichneten kaum Bewegung in bezug auf Aufträge, Umsätze und auch die Betriebsauslastung. Damit trotzten sie aber auch im Großen und Ganzen der infolge der weltweiten Finanzkrise entstandenen Verunsicherung, sagte Kammerpräsident Peter Günther vor der Vollversammlung. „Es zeigt sich wieder einmal, dass Mittelstand und Handwerk in unserer Region wichtige Standbeine, Stabilitätsgaranten und wertvolle Impulsgeber für die Gesamtwirtschaft sind.“

Lohnnebenkosten endlich senken

„Es ist unerlässlich, den nach wie vor sichtbaren Optimismus und den Tatendrang der kleinen und mittelständischen Betriebe zu stützen,“ forderte Günther. Ein weiterer Anstieg der Sozialbeiträge sei fatal. Die Erhöhung der Pflegeversicherungsbeiträge und der Irrweg Gesundheitsfonds würden die Kosten auf Arbeit weiter steigen lassen. Vielmehr müsse die Politik endlich dafür sorgen, dass Arbeit für die Arbeitgeber bezahlbar bleibe und der Mitarbeiter mehr Nettolohn in der Tasche habe. „Nur so können Kaufkraft, Binnenkonsum und damit die Konjunktur nachhaltig gestützt werden“, appellierte der Kammerpräsident.

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