Stimmung in Tourismuswirtschaft noch gedämpft

Stimmung in der Tourismuswirtschaft zu Beginn der Sommersaison 2010 noch gedämpft – Nach der überaus positiven Sommerbilanz 2009 fällt das Urteil über die Wintersaison im Vorjahresvergleich eher schlecht aus: Nach dem langen und harten Winter ist der Tourismus nur schleppend in Gang gekommen, so dass die Stimmung bei den Wirten, Hoteliers und Reiseveranstaltern eher verhalten ist.

Sechs von zehn Unternehmen melden eine schlechte Geschäftslage. Nur jedes achte Unternehmen betrachtet seine aktuelle Situation sogar als gut, während drei von zehn zumindest zufrieden sind. Dies ergab die IHK-Saisonumfrage Tourismus, für die im Mai 2010 rund 400 Unternehmen des Gastgewerbes sowie Reisebüros, Reiseveranstalter und Omnibusunternehmen in Westmecklenburg zu ihrer aktuellen Geschäftslage und ihren Zukunftserwartungen befragt wurden.

Astrid LudwigÄhnlich gestaltet sich das Bild bei der Umsatzentwicklung: Zwar signalisiert jede siebte Rückmeldung gestiegene Umsätze, über die Hälfte der Touristikunternehmen in Westmecklenburg haben aber einen Umsatzrückgang verzeichnet. „Der Umsatz mit Urlaubs- und Geschäftsreisenden ist im Winter allgemein deutlich zurückgegangen“, bestätigt Astrid Ludwig, Vorsitzende des Arbeitskreises Tourismus der IHK zu Schwerin und Geschäftsführerin des InterCityHotels Schwerin. Relativ moderate Einbußen haben sich dagegen im Geschäft mit heimischen Gästen ergeben. Dementsprechend ist bei sechs von zehn Unternehmen eine im Vergleich zum Vorjahreszeitraum negative Gewinnentwicklung nicht zu verhindern gewesen.

BUGA-Sommer legt die Meßlatte hoch

Der Blick in die Zukunft fällt erwartungsgemäß verhaltener aus als noch vor einem Jahr, als die BUGA 2009 anstand. Obwohl der Tourismus in Westmecklenburg von einer stärkeren Zurückhaltung der Deutschen bei Auslandsreisen profitieren könnte, wird das Niveau des BUGA-Jahres 2009 voraussichtlich nicht erreicht werden können. Die Hälfte aller an der Umfrage beteiligten Gewerbetreibenden rechnet mit einer ruhigeren Sommersaison als im Vorjahr. „Vor allem die Schweriner Unternehmen haben von der BUGA profitiert“, meint die Vorsitzende des IHK-Arbeitskreises, „daher ist es nur zu erwarten gewesen, dass die lokale Tourismusbranche zur Sommersaison 2010 mit keiner weiteren Steigerung rechnet.“ Immerhin ein Fünftel der befragten Unternehmen erwartet eine Belebung der regionalen Tourismuswirtschaft.

Branche hat große Nachwuchsprobleme

Trotz der gedrückten Stimmung zeigt sich, wie auch in den Vorumfragen, der Arbeitsmarkt im Tourismusgewerbe stabil. Aufgrund der in den vergangenen Jahren weitgehend abgeschlossenen Anpassungsprozesse und wegen des bereits präsenten Fachkräftemangels werden mehr als drei Viertel der Unternehmen ihr Personal halten oder sogar aufstocken. Auch künftig werden sich die Touristikunternehmen mit Nachwuchsproblemen konfrontiert sehen. Knapp die Hälfte der befragten Betriebe bietet im Ausbildungsjahr 2009/2010 Ausbildungsplätze an, hatte aber Probleme, diese zu besetzen. So erhielten sieben von zehn der ausbildenden Betriebe weniger Bewerbungen als offene Ausbildungsplätze. Schlussendlich konnten vier Fünftel der ausbildenden Betriebe nicht alle Ausbildungsplätze in ihrem Betrieb besetzen. „Viele Unternehmerinnen und Unternehmer setzen auch aus diesem Grund verstärkt auf die Weiterbildung der Mitarbeiter“, erklärt Astrid Ludwig. Während insbesondere kleine Unternehmen kein gesondertes Budget für Weiterbildung vorhalten, ist Weiterbildung bei über der Hälfte der befragten Unternehmen fest im Kontenrahmen verankert. Kaum ein Unternehmen plant eine Kürzung dieses Budgetpostens. Ein Fünftel aller Touristikunternehmen will sogar vermehrt in Kompetenzen und Fertigkeiten seines Personals investieren und stärker Weiterbildungsmaßnahmen in Anspruch nehmen.

Hoteliers erweitern Kapazitäten

Auch die Investitionspläne sind scheinbar nicht von der getrübten Stimmung in der Tourismuswirtschaft betroffen. Mit drei Vierteln ist der Anteil der Gewerbetreibenden, die investieren wollen, im Vergleich zum Herbst 2009 in etwa konstant geblieben. Nach wie vor wird deutlich häufiger im Beherbergungs- und Campingbereich (90 Prozent) als in der Gastronomie (70 Prozent) investiert. Zudem will fast die Hälfte der Betriebe im Beherbergungs- und Campingbereich ihr Investitionsbudget in den kommenden Monaten ausweiten. Dies bedeutet eine leicht erhöhte Investitionsbereitschaft im Vergleich zur Herbstumfrage der IHK. Ein sprunghafter Anstieg infolge der Reduzierung des Mehrwertsteuersatzes im Beherbergungsbereich ist in den Umfrageergebnissen aber nicht zu erkennen. Ein Fünftel der Hoteliers plant Maßnahmen zur Kapazitätserweiterung. Ein Drittel wird zudem neue Angebote in den Produktkatalog aufnehmen, um Kunden zu binden bzw. neue zu gewinnen. Rationalisierungs- und Kostensenkungsprojekte werden dagegen nur noch von zwei von zehn Hoteliers in Angriff genommen. Vier von fünf Unternehmen im Beherbergungsbereich wollen außerdem modernisieren oder Ersatzbeschaffungen vornehmen.

Neben dem Hauptmotiv Modernisierung und Ersatz werden Investitionen in der Gastronomie noch recht häufig zu Kostensenkungszwecken vorgenommen. Drei von zehn Unternehmen sehen dies als notwendig an, während nur jedes zehnte Kapazitätserweiterungen anstrebt. Auch Angebotserweiterungen und Produktinnovationen sind weniger üblich als im Beherbergungsbereich. Etwas mehr als jeder sechste Gastronomiebetrieb hat diesbezüglich Pläne.

Insgesamt wird auch verstärkt in umweltorientierte Maßnahmen investiert: Fast jedes vierte Touristikunternehmen nimmt dafür Geld in die Hand – ein deutlicher Anstieg zum Vorjahr (Herbst 2009: 15 Prozent). „Das Thema Energieeffizienz, das für viele Gastgeber einen großen Kostenblock betrifft, kommt bei immer mehr Betrieben der Branche an“, bestätigt  die IHK-Arbeitskreisvorsitzende Ludwig diesen Trend. „Auch wir haben kürzlich weitere Maßnahmen durchgeführt, um unsere Energiekosten zu senken.“

Kein Spielraum für Preiserhöhungen

Preiserhöhungen stehen angesichts des schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes im Moment nicht auf der Agenda. Über drei Viertel der gesamten Touristikbranche rechnen für die kommende Saison mit konstanten Verkaufspreisen. Etwa zehn Prozent hält sogar fallende Preise für wahrscheinlich.

Die Zusammenfassung der Ergebnisse wird Ende Juni 2010 gemeinsam mit dem IHK-Konjunkturbericht in Druckversion veröffentlicht.

Foto: Astrid Ludwig, Vorsitzende des Arbeitskreises Tourismus der IHK zu Schwerin und Geschäftsführerin des InterCityHotels Schwerin

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