Ein Rückblick auf eine Festivität jenseits von Eis und Schnee sowie „Gut und Böse“Vieles musste am letzten Januar-Wochenende wegen „Keziban“ ausfallen: Weder die Bälle der FC-Hansa-Kicker aus Rostock noch die der TSG-Handballerinnen aus Wismar oder jene der Volleyball-Spielerinnen des SSC kamen zum Einsatz, wohl aber ein Ball in einem Theater.
Selbst beim ausverkauften WM-Boxkampf in Neubrandenburg mit dem erfolgreichen Sebastian Sylvester mußten Plätze leer beleiben, da einige auswärtige Fans witterungsbedingt nicht in die Vier-Tore-Stadt gelangten.
In Schwerin trotzten jedoch zwei gesellschaftliche Gruppen dem Wetter-Chaos: Einerseits die musische begabten Kids und Teens beim 47. Regionalwettbewerb von „Jugend musiziert“ mit 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmern von 7 bis 21 Jahren.
Andererseits die „vollzählig erschienene High Society“ aus ganz Mecklenburg-Vorpommern, die im Mecklenburgischen Staatstheater Prunk, Macht und neueste Mode-Trends vorstellte. Bei so viel „Weib und Gesang“ hätte sogar der Großherzog seine Freude gehabt … Na ja, die Titel mögen sich ändern, aber die Ansprüche bleiben.
So hieß dann auch das inoffizielle Motto bei frostigen Temperaturen „Wo ist die Krise ?! Bei uns jedenfalls nicht !“. Und so ließen die 1500 Gäste in edlem Zwirn, aufgebrezelten Haaren und vielen Ketten zwar nicht das Eis auf dem Schweriner See krachen, wohl aber die „Bretter, die die Welt bedeuten“ im Mecklenburgischen Staatstheater.
So viel sprichwörtliche Dialektik war lange nicht in der Landeshauptstadt M-V. Viele Damen dachten wohl: „Wir haben eh nichts mehr zu verlieren, als unsere Ketten oder Lebensabschnittsgefährten!“ und kamen reich beringt in die Kulturstätte Nr.1 in Meck-Pomm.
Allerdings gab es dieses Mal noch keine Nasenringe zu bestaunen, aber was ja nicht ist, kann ja das nächste Mal werden. So wurde den Anwesenden ein berauschendes Fest geboten, u.a. mit vielseitigem Programm der Protagonisten der einzelnen Sparten des Theaters. Die zeigten großes Können, ob als Ballett-Tänzerin, Schauspieler oder Musikus.
Da stellt man sich schon leise die Frage, warum unsere Eliten in Politik und Wirtschaft nicht ebenso viel Können offenbaren. Aber das können diese dann ja beim 19.Theaterfest tun – aber dann hoffentlich eben nicht als Ballett-Tänzerin oder Musikus. Dann schon eher als Schauspieler. Als Pinocchio, als „Kaiser mit neuen Kleidern“ oder als „Bauer Franz“.
Das könnten sogar OSCAR-reife Vorstellungen werden. Aber der Lafontaine-Oskar zieht sich ja zurück. Da muß sich dann ein neuer Preis finden … Der „M-V-Spatz“ mit schwarzen Flügeln, roten Beinen, ultra-roten Augen, gelbem Schnabel und grünen „Ohren“ – als Zeichen der neuen Demokratie in M-V. Denn ein demokratisch gesinnter „Spatz in der Hand“ ist besser, als die Taube, die sich auf einem Freiflug über den dritten Weg – zwischen ehemals real existierendem Sozialismus und real existierendem Casino-Kapitalismus – befindet.
Nie vergessen: Vorwärts immer und rückwärts nur, wenn die Straße gerade frei ist. So wie wir alle – mehr oder minder. Also bis zum nächsten theatralischen Feste.
Marko Michels