Trabant – Glückwunsch zum heutigen 50. Geburtstag

Am 30. April 1991 lief vor 16 Jahren der letzte Trabant 1.1 in Zwickau vom Band. Es war ein Universal (Kombi), Farbe: pink. Sein letzter Weg war kurz, aus der Fabrikhalle vom Band direkt ins benachbarte Automobilmuseum. Doch er lebt als Kult-Auto weiter und heute feiert der kleine treue Begleiter (Trabant) seinen 50. Geburtstag, Geburtsort: Zwickau, VEB Sachsenring, Lieblingsname: „Trabi“.

Trabant Logo Sachsenringwerk Bild1aZwickau/Schwerin (pb): Der 30. April 1991 war ein Dienstag, kurz vor 15:00 Uhr (14:51 Uhr)Trabant1.1; letztesFahrzeug, das in Zwickau vom Band lief. Bild5 wurde eine Legende des sächsischen Automobilbaus zu Grabe gefahren, der letzte „Trabi“, wie der kleine Zweitakter liebevoll von seinen Eigentümern vieltausendfach genannt wurde.
Seine Wiege stand in Zwickau, seine Vorfahren waren der IFA F8, F9 und der P 70. Während der F9 dann in Eisenach als Wartung P311 (Dreizylinder Zweitaktmotor, 900 ccm, 38 PS) seine Fortsetzung fand, wurde in Zwickau am 7. November 1957 der Trabant P 50 der Öffentlichkeit erstmals vorgestellt. Frontantrieb, luftgekühlter Zweizylinder Zweitaktmotor mit 500 ccm, 18 PS, Duroplast-Karosserie. Zunächst produzierten die Zwickauer Automobilwerker eine Nullserie von 50 Fahrzeugen, im Sommer 1958 am 10. Juli war es dann endlich soweit, Serienanlauf des Trabant P50. Verkaufspreis: 7.450,- Mark.

Trabant P50 mit Weferlinger Klein-Wohnwagen am Haken; so fuhr der DDR-Bürger bis ans Schwarze Meer in Bulgarien.Beachtliche Leistung für den kleinen Trabant P50 mit 20 PSTrabantmotor Zweizylinder,2-Takt, LuftkühlungIn der weiteren Entwicklung wurde die Motorleistung gesteigert, zunächst 20 PS (P50/1), dann mit 600 ccm (P60 ab 15. Oktober 1962) 23 PS und in der Endphase als Zweitakter 26 PS (P 601). Geschaltet wurde sein 4-Gang-Getriebe per „Krückstockhebel“, ab P50/2 ein synchronisiertes Viergang-Getriebe eingebaut. Die Serienproduktion des P60 lief ab 15. Oktober 1962, im Jahre 1965 wurde eine Hycomat-Kupplung vorgestellt. Der Limousine folgte ein Universal (Kombi) ab 02. Januar 1960 und später ein Kübel (offener Wagen; vorrangig für NVA und Forstwirtschaft) ab 1967. Ab dem Jahre 1978 fertigte der VEB Sachsenring Zwickau dann diesen Kübel auch in einer zivilen Version als Trabant „Tramp“. Die Nullserie des Trabant 601 (110 Fahrzeuge) lief ab Ende 1963, Serie dann ab Juni 1964. Insgesamt verließen von 1963 bis 1990 2.821.381 Trabant 601 das Zwickauer Werk.
Trabant 601 RS; Fahrzeug der AWZ-Sportabteilung, Einsatz im internationalen Rallyesport
Trabant 601 WE2; eine Weiterentwicklung aus dem Jahr1982, die nie zur Serienreife zugelassen wurde.Prototypen entstanden, teilweise waren die Zwickauer Automobilbauer ihrer Zeit und auch der westdeutschen Automobilindustrie weit voraus. Doch alles musste wieder eingestampft werden, Günter Mittag und sein Politbüro wollten keinen automobilen Fortschritt auf den Straßen der DDR.
Nur sich selbst gönnten sie sich Citroën und Volvo, das Volk musste sich weiter mit Trabant und Wartburg aus der heimischen Produktion sowie Saporoshez, Moskwitsch, Lada, Wolga, Skoda und Dacia aus den sozialistischen Ländern begnügen. Trabant P610 Prototyp; kam nie zum EinsatzUnd Wartezeiten bis zu 14 Jahren von der Bestellung bis zur Auslieferung ertragen. 100.000 Trabant 601 (Ausstellungsfahrzeug im Horch-Museum Zwickau)Zeit genug, um den Anschaffungspreis zu sparen. Nicht nur die Wartezeit stieg von Jahr zu Jahr, auch der Verkaufspreis. Kostete der P60 noch 7.850,- im Jahre 1963/65 (Limousine Standard) und der Universal 9.300,-Mark, so waren 1989 schon rund 13.000,- für die Limousine P601 und fast 14.000,- Mark für den Universal hinzublättern. Die Trabant Limousine 1.1 mit Viertaktmotor kostete gar 19.865,- (1990), dann ab Einführung der D-Mark 10.887,- DM (9/1990).

Mit der Wende 1989 öffnete sich der westeuropäische Gebraucht- und Neuwagenmarkt schlagartig Richtung Osten. Da hatten Trabant und Wartburg keine Chance mehr und so kam, was kommen müsste. Die Produktionsstätten im Automobilwerk Sachsenring waren hoffnungslos veraltert, selbst der „Herzschrittmacher“ 1,1-Liter VW-Motor konnte den Trabant nicht mehr retten. Als am 30. April 1991 der letzte Trabant vom Band lief, waren von eins über 11.300 Mitarbeitern nur noch rund 6.000 im Sachsenring-Werk beschäftigt.

Trabant 1.1 Tramp mit 4-Takt Lizenzmotor VW (40 PS) Während in Zwickau der Trabant zu Grabe getragen wurde, entstand nur wenige Kilometer entfernt in Mosel ein neues VW-Werk. Viele Trabant-Werker fanden hier einen neuen Job. Handwerkliches Können war gefragt und dies hatten die Trabant-Bauer über Jahre der Improvisation Tag für Tag anwenden müssen, um die Trabant-Produktion aufrecht halten zu können. Immer wieder fehlte es an Teilen und Baugruppen, mal war es die Kupplungsmitnehmerscheibe, dann die Zylinderkopfdichtung oder die Frontscheibe (Einscheiben-Sicherheitsglas). Etwas fehlte immer, eigentlich konnte nie kontinuierlich gefertigt werden. Trotzdem liefen im Zeitraum von 1957 bis 1990 genau 131.435 P50, 106.628 P60 und 2.821.381 P601 Zweitakt-Trabant vom Band. Hinzu kommen noch 39.474 Trabant 1.1 mit „Herzschrittmacher“ VW-Lizenzmotor 1,1-Liter, 40 PS.

Besonderer Kult: Trabant 601 mit DachzeltHeute ist der Kleine Zweitakter ein Kultauto, in Deutschland sind lt. Kraftfahrtbundesamt Flensburg per 1. Januar 2007 noch 52.400 Trabant zugelassen. So ist der Trabant noch heute ein treuer Begleiter, ein Kultauto. Sein Name bezog sich übrigens damals im Jahre 1957 auf den ersten Sputnik. Der große Klassenbruder, die UdSSR, hatte gerade den ersten Sateliten (Trabanten) am 04. Oktober 1957 auf eine Erdumlaufbahn geschossen. Trabant: Der Volksmund nannte den Kleinen auch „Rennpappe“, „Plastebomber“, Kugel-Porsche, „Alphaltblase“, „Fluchtkoffer“. Doch sein Lieblingsname dürfte halt „Trabi“ sein und noch lange bleiben.

Foto (10): Hoch Museum, P. Bohne(9)

Ein persönlicher Nachsatz: Meinen ersten Trabant 601 Hycomat kaufte ich am 21.01.1971, nach 27.630 Kilometern wurde das Fahrzeug im Dezember 1972 verkauft. Wartburg 353, Dacia 1300 und wieder Wartburg 353 waren dann weitere Fahrzeuge. Zur Wendezeit dann als Zweitwagen wieder ein Trabant 601. Himmelblau, letztes Modell mit Zweitaktmotor, Hinterachse bereits mit Schraubenfederung. Sollte mein Kult-Trabi werden, doch wurde mir das Fahrzeug am 01. April 1990 vor der Haustür in Schwerin/Mueß gestohlen. Ich bedaure noch heute diesen Verlust.

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