Tränen des Glückes und der Enttäuschung

Stefan Nimke musste verletzungsbedingt im Teamsprint passen – Bronze für das deutsche Team in London.

triobild1rad.jpgLondon/Schwerin (MM/pb): Was für ein Drama beim Teamsprint! Stefan Nimke, der Wahl-Schweriner, der Leistungsträger im deutschen Bahnradsport der letzten Jahre, musste kurz vor seinem Einsatz im olympischen Teamsprint 2012 passen. Beim „Warm Up“ zog sich der Erfolgs-Athlet eine Rückenzerrung zu, an einen Einsatz war nicht mehr zu denken.

Drama um Stefan …

Für ihn rückte Robert Förstemann in das Team und zusammen mit Rene Enders und Maximilian Levy sprintete das Trio zu Bronze. Gold ging an Großbritannien mit Philip Hindes, Chris Hoy und Jason Kenny vor Frankreich mit Gregory Bauge, Michael D`Almeida und Kevin Sireau.

Freude im deutschen Lager, aber für die Radsport-Fans in MV und für Stefan selbst eine ganz bitterer Tag. Für Stefan Nimke sollten es die vierten und letzten Spiele werden.
Das schafften aus Mecklenburg-Vorpommern vor ihm zwar bereits unter anderem der Diskuswerfer Jürgen Schult (Schwerin) 1988, 1992, 1996 bzw. 2000, die Diskuswerferin Franka Dietzsch (Neubrandenburg) 1992, 1996, 2000 bzw. 2004 und der Kanu-Rennsportler Andreas Dittmer (SC Neubrandenburg) 1996, 2000, 2004 und 2008, aber bei vier Olympischen Spielen stets auch eine Medaille für MV zu gewinnen, das „packte“ noch kein MV-Sportler

Schade für den Ausnahmeathleten Stefan Nimke! Es ist trotz der Bronze-Medaille für die deutschen Teamsprinter ein trauriger Moment in der olympischen Sportwelt 2012 für MV.
Aber für Stefan gilt ebenfalls: Kopf hoch – die Erfolge der letzten 15 Jahren sprechen für sich!

Großartige radsportliche Karriere für Stefan

Was war das für eine Karriere! Zwei Räder und ein willensstarker Hagenower, der Schwerin als Heimatort wählte! Dazu eine starke Frau an der Seite – nebst zwei begeisterten Töchtern. Ja, Stefan Nimke – das ist ein mecklenburgischer Erfolgstyp, der sich aus der mecklenburgischen Tiefebene heraus zu bahnradsportlichen „Höhenflügen“ in aller Welt aufmachte.
Seit 1996, seit seinem deutschen Meistertitel im 1000 Meter-Zeitfahren, gehört Stefan Nimke zu den „ganz Großen“ bei den „Großen“ und sammelte radsportliche Medaillen, wie andere Briefmarken, Münzen oder Autos. Aber, was will man mit vier Rädern, wenn es auf zwei „genau so“ schnell vorwärts „geht“ …

Fleißiger Medaillensammler

Der 34jährige Stefan Nimke erkämpfte bei Elite-Weltmeisterschaften zwischen 1997 und 2012 insgesamt 14 Medaillen, davon Gold im 1000 Meter-Zeitfahren 2003, 2009, 2011 und 2012 sowie im Teamsprint 2010 und 2011.
Vier olympische Medaillen hatte der Wahl-Schweriner bei Olympia 2000 in Sydney (Silber/1000 Meter Zeitfahren), bei Olympia 2004 in Athen (Bronze/1000 Meter-Zeitfahren und Gold im Teamsprint) und bei Olympia 2008 in Peking (Bronze/Teamsprint) erkämpft.
Dazu sicherte er sich EM-Gold im Teamsprint 2011 und jede Menge Medaillen und auch Titel im Weltcup oder bei Deutschen Meisterschaften.

Vor Stefan war aus MV Günther Schumacher mit Gold erfolgreich …

Vor Stefan gab es mit dem gebürtigen Rostocker Günther Schumacher, Jahrgang 1949, nur einen Mecklenburger, der auch Olympia-Gold für MV erkämpfte … Günther Schumacher war 1972 in München und 1976 in Montreal jeweils mit dem bundesdeutschen Bahnvierer siegreich.
Dann sollte es fast drei Jahrzehnte dauern, bis 2004, dass wieder ein Bahnradsportler aus dem mecklenburgischen Land bei Olympia ganz oben stehen sollte. Stefan schrieb also stets olympische Radsport-Geschichte für MV.

Deutsche Sprint-Mannschaften erreichten in der seit 2000 im olympischen Programm stehenden Disziplin bis 2012 einmal Gold und zweimal Bronze, (FRA 1-2-1), GBR (2-1-0), JAP (0-1-0) und AUS (0-0-1). Stefan war an den ersten beiden olympischen Teamsprint-Medaillen für den BDR maßgeblich beteiligt.

Stefan Nimke, Athlet des PSV Schwerin und des Track Cycling Teams MV, wird von Trainer Ronald Grimm betreut. London sollen nun seine vierten und letzten Olympischen Spiele sein?! So richtig mag man es gar nicht glauben … Schon gar nicht nachdem dem bitteren gesundheitsbedingten Aus in London!

Miri vergoldet …

An Stefan sportlicher Seite startete in London auch eine ambitionierte Rad-Amazone aus Rheinland-Pfalz. Miriam Welte, 1986 in Kaiserslautern geboren, erlebte in der britischen Hauptstadt ihre olympische Premiere – sogar eine ganz goldene.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Zusammen mit Kristina Vogel durfte die sympathische, anmutige und natürliche junge Dame vom Track Cycling Team MV ein Wechselbad der Gefühle durchleben, denn nach dem Zieleinlauf sah alles nach Silber aus. Aber: Ihre chinesischen Konkurrentinnen Gong Jinjie/Guo Shang begingen einen Wechselfehler, wurden noch zurückgestuft. Bronze sicherten sich Anna Meares/Kaarle McCulloch aus Australien.

Miri seit acht Jahren erfolgreich in der Spur …

Bereits vor London konnte Miriam bereits auf eine großartige eigene radsportliche Karriere blicken, auch diese ist, wie jene von Stefan, wenn auch noch nicht ganz so umfangreich, gespickt mit großartigen Erfolgsmomenten. Als Stefan 2004 olympisches Team-Gold einfuhr, konnte die junge Dame aus dem Süden der Republik Bronze im Sprint und zweimal Silber über 500 Meter sowie im Keirin bei den damaligen Junioren-Weltmeisterschaften erringen.

2006 wurde sie U 23-Europameisterin (500 Meter) und 2007 scheffelte die heutige Athletin des RSC Kaiserslautern und des Track Cycling Teams MV, ebenfalls dort betreut von Ronald Grimm, zweimal Silber (500 Meter/Sprint) bei den U 23-EM.

Im Olympia-Jahr 2008 – Stefan wurde in Peking ja Olympia-Dritter im Teamsprint – war sie international erneut ausgezeichnet dabei. Miriam erkämpfte mit Dana Glöß im Teamsprint WM-Bronze, wurde bei den U 23-EM Doppel-Europameisterin im Sprint bzw. im Keirin und holte Silber über 500 Meter.

Ein Jahr später gab es den Gesamt-Weltcup im Teamsprint, 2010 dann EM-Bronze im Teamsprint, 2011 jeweils Bronze bei den WM (500 Meter) bzw. bei den EM (Teamsprint) und 2012 – knapp vier Monate vor London – Gold bei den WM im Teamsprint (mit Kristina Vogel) und WM-Silber über 500 Meter.

Daneben glänzte Miriam mit weiteren Medaillen und Titel bei Deutschen Meisterschaften und im Weltcup, knackte Rekorde …

In London 2012 hieß es: GOLD FOR „K & M“! – Großartig!!!!!

Bericht/Foto: Marko Michels

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