Über das Handballgeschehen in MV…

Nachgefragt bei SV Mecklenburg Schwerin Geschäftsführer Friedrich Diestel

Die Handball-WM der Herren – Anfang Februar zu Ende gegangen hatte sie irgendwie ihre eigenen Gesetze. Zumindest im Hinblick auf das Teilnehmerfeld, die Schiedsrichterleistungen, die Zuschauer-Resonanz, die Team-Aufgebote und monetärer Ausstattung. Kosten in Höhe von 200 Millionen Euro plus mindestens 50 Millionen Euro für Sicherheitsmaßnahmen. Handball als Geschäftsmodell – nichts Neues mehr. Was für andere Sportarten längst gilt, ist auch im Handball inzwischen „Norm“. Am Ende siegte die französische Nationalmannschaft gegen die „Weltauswahl Katar“.

Deutschland, das nur dank einer „Wildcard“ am Turnier teilnahm, wurde guter Siebenter und wahrte damit die Olympia-Chance 2016. Im deutschen Team glänzte auch Johannes Sellin, 1990 in Wolgast geboren, einst Spieler beim HSV Insel Usedom und Junioren-Weltmeister 2011.

Aber auch jenseits der IHF Men’s World Championship, so die offizielle Bezeichnung, gab und gibt es interessante Handballspiele. So auch in unserer Region, ob nun bei den Damen in Wismar, Schwerin oder Greifswald oder bei den Herren in Rostock, Schwerin oder Stralsund.
Die Damen der TSG Wismar begeisterten derweil in der dritten Liga mit mitreißendem Handballsport. Die Handballerinnen der Rostock Dolphins errangen bereits den Meistertitel der Oberliga Ostsee-Spree. Die Rostocker Empor-Handballer sind gegenwärtig Vierzehnter in der zweiten Bundesliga. Der Stralsunder HV und die „Schweriner Stiere“ sind Sechster bzw. Siebenter in der dritten Liga der Herren…

Über das Handballgeschehen innerhalb und außerhalb von Mecklenburg-Vorpommern sprach Marko Michels mit dem Geschäftsführer des SV Mecklenburg Schwerin, Friedrich Diestel.

„Die Begeisterung ist wieder da…“

Marko Michels: Herr Diestel, Frankreich wurde neuer Weltmeister, vor der katarischen „Weltauswahl“. Wie lautet Ihr Resümee? Wie bewerten Sie die katarische Personalpraxis.

Friedrich Diestel  (Foto: P. Bohne)Friedrich Diestel: Ich habe mich gefreut, dass das deutsche Team seine „Wildcard“ gerechtfertigt und zugleich auch wieder etwas Euphorie in Deutschland entfacht hat. Zur katarischen Praxis habe ich eine gespaltene Meinung. Grundsätzlich lassen die internationalen Regelungen diese Praxis zu und dann muss es auch erlaubt sein, die Regelungen auszureizen.

Katar kann ich keinen Vorwurf machen. Dass es diese Regelungen überhaupt gibt, halte ich für einen Fehler. Spieler, die diese Chance nutzen, um sich für die Zeit nach ihrer Karriere abzusichern, kann ich schon gleich gar keinen Vorwurf machen. Dieses halte ich sogar für absolut sinnvoll. Man muss aber auch sagen, dass ein Großteil der „katarischen“ Spieler in ihren Heimatländern nicht mehr zur ersten Auswahl gehörte. Dass dieses Team dann trotzdem das Finale erreichte, halte ich für ein Armutszeugnis des internationalen Handballs.

MM: Zum regionalen Handballsport… Um erfolgreich zu sein, braucht der SV Mecklenburg Schwerin anscheinend größere Hallen! Sowohl im „belasso“-Sportpark als auch in der Sport- und Kongreßhalle gab es zuletzt erfolgreiche Handballspiele, die an einstige glorreiche Schweriner Handball-Zeiten erinnerten. Nun geht es wieder in die ungeliebte Kästner-Halle auf dem Großen Dreesch in Schwerin. Ist eine Hallen-Lösung für Ihren Verein endlich in Sicht?

FD: Wir haben mit den letzten drei Spielen in Schwerin dokumentiert, wie groß die Anziehungskraft der „Mecklenburger Stiere“ ist. Mit deutlich über 3000 Zuschauern haben wir vielleicht sogar das größte Sportereignis der letzten Jahre in Schwerin gestellt. Gemeinsam mit der Sportstadt Schwerin werden wir eine Lösung erarbeiten, die für alle Beteiligten zufriedenstellend ist. Wir können den Zuschauer-Zuspruch ja nicht wegdiskutieren.

MM: Zum Handballsport in M-V: Wie bewerten Sie die aktuelle Entwicklung der hiesigen Teams – insbesondere mit Blickrichtung Wismar, Rostock und Schwerin?

FD: Ich bin natürlich gefangen im operativen Geschäft. Daher fällt mir eine umfassende Bewertung aller Vereine eher schwer. Ich glaube jedoch, dass die aktuelle Situation vor einer gravierenden Veränderung steht. Wismar steht in der Tabelle sehr gut da, während die Damen von Grün-Weiß wohl um den Klassenerhalt bangen müssen.

Stralsund und die Mecklenburger Stiere haben sich derzeit in der dritten Liga festgesetzt. Hier wird wohl die kommende Saison für beide Teams richtungsweisend sein. Ein großes Fragezeichen steht hinter Empor Rostock, die sich gefährlich nahe den Abstiegsrängen genähert haben. Ich bin mir aber sicher, dass sie die Klasse halten werden und müssen.

MM: Handball ist zweifellos eine Trend-Sportart, die regen Zuspruch hat. Wie ist dabei die Nachwuchs-Situation bei Ihrem Verein?

FD: Solide. Wir werden größte Anstrengungen in den nächsten Monaten unternehmen, um den Leistungsnachwuchs wieder weiter voran zu bringen. Wir haben bei unserem Spiel gegen den Stralsunder HV gesehen, dass sehr viele junge Familien den Weg in die Halle gefunden haben. Die Begeisterung für den Sport und die „Mecklenburger Stiere“ ist da!

MM: Eine Prognose zum Abschluss: Wo werden der HC Empor Rostock, der Stralsunder HV und der SV Mecklenburg Schwerin nach Ihrer Ansicht am Ende der Saison in Ihren Ligen stehen?

FD: Empor hält die Klasse und bleibt in der zweiten Bundesliga. Stralsund wird ganz sicher die Liga drei halten und ich hoffe, dass die „Mecklenburger Stiere“ in der Tabelle noch etwas „klettern“.

MM: Vielen Dank und weiterhin maximale sportliche Erfolge!

 

Hinweis: Die WM der Frauen findet übrigens vom 5. bis 20. Dezember in Dänemark statt.

mm

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