Theater Wismar startete mit Kammersänger Reiner Süss in die neue Saison …
Eine liebestolle Dreieckgeschichte aus dem Schwarzwald zum Auftakt – mit der Operette „Schwarzwaldmädel“ von Leon Jessel, in einer Inszenierung des Theaters Karlshorst in Berlin, begann die neue Spielzeit des Theaters Wismar.
Und wer hinter der verzweifelt leidenschaftlichen Liebe eines Architekten zu einer liebreizenden Schwarzwäldlerin nichts anderes vermutet, als eine Handlung mit vielen Finten, viel Herz sowie Schmerz und einem „happy end“, der wurde auch nicht enttäuscht.
Doch dank Kammersänger Reiner Süss erhielt die Operette eine besonders witzige und charmante „Note“.
Stimmlich brillant, wie seit Jahrzehnten gewohnt, gehörte der berühmte Reiner Süss zum herausragenden Interpreten eines nicht minder herausragenden Gesamt-Ensembles.
Ab 1940 besuchte Süss die Thomasschule und sang im Thomaner-Chor. Doch sein Karriere-Beginn war alles andere als einfach. Für die dortige Aufnahmeprüfung hatten sich 24 Jungen beworben, aber nur vier davon sollten aufgenommen werden.
Wer nun glaubt, damals sei alles einfacher gewesen, als zu den heutigen „harten“ Zeiten von „Deutschland sucht den Superstar“, „Germany‘ s Next Top Model“ und den verschiedensten strengen Juroren wie Dieter Bohlen, Heidi Klum oder D!Soost, irrt …
Es gab damals einen richtigen „Sängerkrieg“ mit allerlei psychologischen Tricks unter den Teilnehmern.
Doch Reiner Süss bestand diesen Härtetest, der ihn nach 1945 u.a. zu privaten Gesangsunterricht bei Otto Lindner sowie zu einem Studium bei Hans Lissmann und Paul Reinicke führte.
In den 1950ern und 1960ern sang er im Rundfunkchor Leipzig, wurde Bassbuffo am Landestheater Halle und ab 1959 an der Staatsoper Berlin.
1962 erhielt Süss den Ehrentitel „Kammersänger“.
„So richtig bekannt“ wird Reiner Süss aber durch die Fernsehsendung „Da liegt Musike drin“ im DFF, die er von 1968 bis 1985 moderierte.
Im Mai 1990 wurde Reiner Süss – nicht mehr nur Sänger, sondern inzwischen auch Politiker – als Sozialdemokrat in die letzte (Ost-)Berliner Stadtverordnetenversammlung gewählt. Der nach wie vor gefragte Sänger war nach 1990 als frei beruflicher Sänger unterwegs.
Gastspiele hatte Reiner Süss daher – wie gerade erlebt – in Wismar, sondern ebenfalls in Budapest, Florenz, Moskau, Paris, Wien, Stockholm oder Budapest.
Seit einigen Jahren gehört er zu den „festen“ Theater-Künstlern in Wismar und sorgte für einen ausgezeichneten Saison-Auftakt des Theaters Wismar 2007/08, was mit heftigem Beifall des Publikums honoriert wurde.
Das Theater Wismar – zwischen Tradition und Neugestaltung
Im Jahr 1842 wurde in Wismar das Stadttheater gebaut. Inzwischen hat das Theater seit fast sechs Jahrzehnten am Campus der Hochschule an der Ph.-Müller-Strasse eine feste Heimstätte.
In diesem Jahr begann der Neubau des Theater-Foyers, der inzwischen ziemlich weit fortgeschritten ist.
Das von der Hochschule und der Stadt künftig gemeinsam genutzte Gebäude wird bis zum Jahre 2010 zum Veranstaltungszentrum umgebaut.
Nach Ramona Muschalla, Mitarbeiterin des Theaters Wismar und zuständig für die Bereiche Marketing/Öffentlichkeitsarbeit, ist es dabei das gegenwärtige Ziel, Haupteingang und Eingangshalle bis 2008 noch einladender und freundlicher zu gestalten, denn das Theater-Foyer sei die „erste Visitenkarte“ der Spielstätte.
Doch nicht nur die Baumaßnahmen sind für das Theater Wismar wichtig, auch die künstlerischen Eigenproduktionen haben natürlich einen hohen Stellenwert.
So werde es nach der erfolgreichen Aufführung „Linie 1“ über das Leben und Überleben in einer Großstadt, im kommenden Jahr den „Sommernachtstraum“ nach Shakespeare unter der Regie von Christine Neichel geben, teilte Muschalla mit.
Ein großer Erfolg im Sommer 2007 war das Tanz-Folklore-Festival C.I.O.F.F. in Wismar (Schwerin-News berichtete !), das auch einige Veranstaltungen im Wismarer Theater hatte.
Dessen Bedeutung ist nicht nur für das Theater sondern für die ganze Stadt enorm wichtig. Hierzu Ramona Muschalla: „Gerade das C.I.O.F.F.-Folklore-Festival ist Ausdruck der Weltoffenheit, des friedlichen Miteinanders und der Kulturverbundenheit in Wismar.
Das Festival, seit 1993 zu Gast in der Hansestadt, ist aus dem Veranstaltungsplan in Wismar nicht mehr wegzudenken. Speziell für das Theater Wismar ist es ein wiederkehrender fester Bestandteil im Wechsel mit dem internationalen Straßen-Theaterfest boulevART.“
Auch in der Spielzeit 2007/08 wird dem Publikum in und um Wismar wieder „jede Menge“ Oper, Operette, Jugendtheater, Kabarett, Niederdeutsche Bühne und Comedy geboten.
Der Auftakt in die neue Spielzeit mit „Schwarzwaldmädel“ war jedenfalls vielversprechend !
Text, Fotos: Marko Michels
Mitwirkende beim „Schwarzwaldmädel“ am 15.09.2007 im Theater Wismar
Blasius Römer: Reiner Süss, Malwine: Veronika Fölster, Bärbele: Corinna Staschewzki, Hans: Eugen Duvnjak, Richard: Marcel B.Sindermann, Hanna: Karin Müller, Schmußheim: Manfred Hütter (Extra-Applaus :)), Klavier: Virginia Ehrhardt (Extra Lob !)