„Und darum wird beim Happy End im Film jewöhnlich abjeblendt …“

Wir sind, wie wir sind !
Bestimmt nun der Schein das Bewusstsein oder haben manche Pharisäer nur den obligatorischen Heiligenschein ? Viel Scheinheiligkeit ist wieder einmal im Lande angesagt, in Meck-Pomm ebenso wie in Deutschland.

Ein Fehlverhalten nach dem anderen wird medial zu Tage getragen, es gibt die obligatorischen Aufschreie, die Betroffenheitsfloskeln, um nicht zu sagen, die Besoffenheitsfloskeln. In Schwerin. In Mecklenburg-Vorpommern. In Deutschland.

Von Europa und der Welt ganz zu schweigen. Aber die findet bei einigen Radio-Sendern ohnehin erst im letzten Nachrichtenteil kurz Erwähnung. Der Nabel des Universums sind ja wir. Sogar das Filmkunstfest gerät in den Blickpunkt, aber auf eine ganz andere Weise als „geplant“.

Dabei sollte spätestens nach dem Ende des „real existierenden Sozialismus“ und dem noch immer nicht zur Kenntnis genommenen Ableben des „real existierenden Kapitalismus“ doch bekannt sein, dass „Planungen“, gleich welcher Art, immer zum Scheitern verurteilt sind. Denn der Mensch ist nicht planbar. Er ist auch nicht naiv. Sondern bestenfalls primitiv. Das wußte man aber bereits seit Marius Müller-Westernhagen.

Und nun geht es seit Wochen um vermeintliches und tatsächliches Fehlverhalten, das eigentlich niemanden wirklich überraschen sollte, in Kirche, Kultur, Sport, Gesellschaft usw., usw. und sofort. Ja, es wird gemobbt. Ja, es wird manipuliert. Ja, es wird gegaunert. Und die „Menschheit“ existiert immer noch.

Es ist auch in den letzten Wochen nichts passiert, was es schon immer gab. Es wird mit den Fingern in Richtung Griechenland, Portugal, Irland, Italien, Spanien, nach Osteuropa und Russland gezeigt, wo doch der Finger lieber auf sich selbst gerichtet sein sollte.

Deutschland 2010 ein Vorbild für die Welt – wohl eher ein „schöner Schein“. Kinderarmut – ein deutsches Thema. Lohn-Dumping – ein deutsches Thema. Aufheben des Leistungsprinzipes bei hoher „Vitamin B-Konzentration“ – null Problemo.

Demokratismus statt echter Demokratie – bloß kein Zynismus. Das ist ja schon wieder Querulantentum. Und wird natürlich nicht offen, sondern subtil bestraft. Am besten mit dezentem Die Welt in Kinderhände ...Ausgrenzen. Dafür „Sorge tragen“, dass beim nächsten Auswahlverfahren, diejenige oder derjenige ja nicht berücksichtigt wird.

Dass diejenige oder derjenige ja nicht ernst genommen wird. Dass die gescheiterte Existenz aus Deutschland-West mit dem gescheiterten Partei-Bonsai aus Deutschland-Ost aus ihrem persönlichen Mißerfolg beiderseits doch noch einen ungeteilten Triumph im geeinten Deutschland erringen. Dialektik 2.0. Natürlich gemeinsam. Karl-Marx-Orden und Bundesverdienstkreuz war gestern. Jetzt gibt es den „goldenen Wendehals“. Je nach Wendefertigkeit mit besonders geschwungenen Hälsen. Deutschland-West, die DDR – das ist ja aber schon alles wieder Vergangenheit. Man soll ja daran gemessen werden, was man jetzt für die Demokratie, die ja eigentlich gar nicht so richtig existiert, tut. Warum ? Weil „Tut-Tut“ so gut tut und alles andere nur lästig ist.

Da können dann Apparatschiki von einst und gegelte Ölprinzen aus dem ehemaligen D-Mark-Westen zusammen das erreichen, was selbst eingefleischten Stalinisten nicht gelang – die Demokratie oder das, was man dafür hält, zu zerstören.

Einen Aufschrei gibt es diesbezüglich schon lange nicht mehr. Frauen-Power, „König Fußball“, DSDS, GNTM, Big Brother, Little Sister, Biggest Gaunereien und kleinste (politische) Nenner sind die Themen, die erregen. Es soll ja tatsächlich einige Spitzen-Politiker geben, die es schon lange auf die Spitze treiben und dann noch glauben, ja das klingt schon sehr realitätsfern (aber typisch Politiker ?!), dass ihr „geliebtes“ (hunds-)gemeines Volk sie für spitze hält. Das ist schon gesunde Blasphemie …

Dabei heißt es schon bei Lukas, aber nicht mit dem Nachnamen Podolski: „Denn wer sich selbst erhöht, der soll erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, der soll erhöht werden.“ (Lukas 14, 8-11)

Aber man ist ja in deutschen Landen schon lange im Dämmerzustand: Nichtigkeiten, Kleinigkeiten werden in den Fokus gerückt. Die großen üblen Machenschaften unter den Teppich gekehrt. Oder relativiert. Oder schön geredet. Oder negiert. Hartz IV-Betrug statt Finanz-Monopoly. Partei-Interessen statt Volks-Interessen. GZSZ statt realer Bestandsaufnahme.

Man, zuallererst die werten Politikerinnen und Politiker in ihrer Mehrheit, haben den Blick für die Realität verloren. Man sieht schöne Schlösser, in denen man sogar regieren kann, aber keine exorbitante Erwachsenen- und Kinderarmut. Wie heißt es schon bei Tucholskys „Danach“ und hier schließt sich der Bogen zum bereits erwähnten Filmkunstfeste in Schwerin …
… „…Und darum wird beim Happy End im Film jewöhnlich abjeblendt.“
Das allerdings geht in der Wirklichkeit nicht.

Aber letztendlich wird es wieder heißen:: „Wer sich nicht ändert, wird geändert …“

Venceremos !

Text und Foto: Marko Michels

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