„Unser“ namenloser Dickhäuter

Während in der gesamten Stadt Schwerin ein Nashorn namens „Clara” – in phantasievolle „Gewänder” gehüllt – die Aufmerksamkeit aller in den Bann zieht, steht ein anderer Dickhäuter in eher beschmierter denn in gestalteter Haut am Platz der Jugend.

Das kleine Nilpferd ohne Namen hat seinen Standort dort schon sehr lange. Ganze Generationen von Kindern sind nur mit Hilfe fürsorglicher Elternunterstützung auf seinen runden Rücken gelangt, haben mit Mut und etwas Angst in das aufgerissene Maul gefasst, die zwei wenig gefährlich daherkommenden Eckzähne bewundert und erleichtert festgestellt, dass das gutmütige graue Ungetüm so brav dererlei Prozeduren ohne Widerstand, sprich Verfall, standhielt.

Wann es genau seine betonierte Verwurzelung eingenommen hat, wissen auch die feldstädtischen „Ureinwohner” nicht zu benennen, irgendwann in den siebziger Jahren muss es gewesen sein. Auch die künstlerische Hand, die dieses Werk einst schuf, ist hier nicht bekannt. Nur eines ist sicher: Dieses kleine Urvieh gehört dazu, ist gewohnter Bestandteil des Platzes, der nun umgestaltet werden wird.

Außer Begrabsch- und Kletterkapriolen der Jüngsten ist das kleine Nilpferd auch für die Großen wieder ins Blickfeld gerückt, als es eines Tages rosa und zudem noch mehr als dilettantisch seiner bescheidenen Grauheit beraubt war. Weiße Farbe wurde an ihm ausprobiert und ein Silberton konnte auch nicht seine Moppel-Gestalt wieder herrichten. Traurig so was. Geliebt wird es trotzdem und man hofft, dass ein professioneller „Putzer” wieder richtet, was Vandalen zerstörten.

Und einen zweiten Wunsch haben die Feldstädter: Der dickhäutige Winzling seiner Rasse möge einen neuen Standort in der Feldstadt erhalten, denn er wird bei der Neugestaltung des Platzes dort nicht mehr aufgestellt. Da wo sich Menschen erholen und aufhalten, wo Kinder spielen und er weiterhin in stoischer Ruhe die Erklimmversuche, Maul- und Zahnuntersuchungen über sich ergehen lassen kann, sollte er standhaft dieses Vergnügen weiterer Generationen von Kindern ertragen können. Vielleicht kriegt der kleine Unscheinbare dann auch mal einen Namen?

Hanni

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