Verleihung des Courage-Preis 2011 am 1. Septeptember

Fraktion DIE LINKE zeichnet vorbildliches Engagement gegen Rechtsextremismus aus

Am Weltfriedenstag, dem 1. September 2011 vergibt die Linksfraktion zum dritten Mal den Courage-Preis, der mit 2.500 Euro dotiert ist. Er wird an Einzelpersonen und Initiativen vergeben, die sich mutig und vorbildlich gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt engagieren.

Aus den 14 eingegangenen Bewerbungen und Vorschlägen hat die Jury sechs Projekte nominiert. „Die Auswahl ist nicht leicht gefallen, da alle eingereichten Aktivitäten Zeugnis geben von Weltoffenheit und Toleranz, von couragiertem Handeln und der Vielfalt des Engagements gegen Rechtsextremismus in MV“, erklärte der Sprecher der Jury, der Vorsitzende der Linksfraktion, Helmut Holter. „Im Namen der Linksfraktion bedanke ich mich für die sehr selbstlose Arbeit aller Engagierten“, so Holter. „Die Initiativen tragen im besonderen Maße dazu bei, menschenverachtendem Gedankengut entgegenzuwirken und MV ein Stück lebenswerter zu machen. Wir brauchen Vielfalt, wir wollen Vielfalt – die Basis dafür ist eine tolerante, weltoffene Gesellschaft.“

Die Nominierten für den Courage-Preis 2011 sind:

1. Mitmachzirkus „AWO Zimpanelli“

„Zirkus Zimpanelli“ ist ein Projekt des AWO-Jugendmigrationsdienstes. Seit Jahren treffen sich ein Mal pro Woche Kinder und Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund, Kinder aus sozial schwierigen Verhältnissen, Kinder und Jugendliche mit Handicaps in Bergen, um gemeinsam Kunststücke, Akrobatik, Spiele und vieles mehr einzuüben. Eine spannende und herausfordernde Freizeitbeschäftigung, die das Miteinander fördert, Vorurteile abbauen hilft und Toleranz stärkt. Der Höhepunkt ist jedes Jahr die Friedenskarawane, bei der die eingeübten Stücke an mehreren Orten einem breiten Publikum präsentiert werden.

2. Aktionsbündnis 8. Mai und Linda Streich

Einwohnerinnen und Einwohner aus Demmin wollten nicht zusehen, wie die Nazis das Feld übernehmen und den 8. Mai – den Tag der Befreiung vom Hitlerfaschismus – in ihrer Deutungshoheit belassen. Es gründete sich ein breites Bündnis dagegen mit jährlich immer wieder stattfindenden Aktionen gegen Rechtsextremismus, für Frieden und Toleranz. Die jüngste Aktivistin im Aktionsbündnis ist Linda Streich, Abiturientin aus Demmin, die bereits seit Jahren unter anderem als Schülersprecherin auch andere Jugendliche motiviert, gegen Rechtsextremismus und für mehr zivilgesellschaftliches Engagement aktiv zu werden.

3. „Unser Gemeindeläufer“ Warsow

Nach einem rechtsextremistischen Vorfall in der Gemeinde, bei dem es zu einer Hetze auf eine Familie bis hin zur Brandstiftung auf das Haus der Familie kam, veranlasste Mitglieder der Gemeinde dazu, den „Gemeindeläufer“ zu gründen. Es handelt sich um ein vierteljährlich erscheinendes Blatt, mit dem die Kommunikation in der Gemeinde intensiviert und das Miteinander und die Toleranz untereinander gestärkt werden. Seit nunmehr sechs Jahren erscheint der „Gemeindeläufer“. Er wird von Haus zu Haus persönlich weitergegeben, so dass alle Einwohner mitreden und mitgestalten können. Die Gemeindevertretung greift alle Anregungen auf, die von den Einwohnerinnen und Einwohnern über den Gemeindeläufer eingebracht werden. Dieser Prozess trägt zu einem demokratischen und respektvollen Miteinander bei.

4. Friedensfest Graal-Müritz

Das Fest „Für Frieden und Toleranz – gemeinsam gegen rechts“ fand am 6. August 2011 schon zum achten Mal statt. Mit den Jahren wurden die Aktionen immer vielfältiger und die Reichweite des Friedensfestes immer größer. Mittlerweile sind mehr als 30 Stände und Initiativen sowie Künstelrinnen und Künstler aus ganz Deutschland und darüber hinaus unter anderem auch aus Lateinamerika und Afrika präsent. So kommt die Welt in Graal-Müritz zusammen, Einwohnerinnen und Einwohner profitieren davon ebenso wie Zugereiste aus anderen Bundesländern, die in Mecklenburg-Vorpommern zum Beispiel ihren Urlaub verbringen.
5. Theater und Orchester GmbH Neubrandenburg/Neustrelitz

Ralf Peter Schulze, seit 2000 Intendant und künstlerischer Geschäftsführer; Annett Wöhlert, Oberspielleiterin und Regisseurin, Matthias Wolff und das Schauspielensemble der Theater und Orchester GmbH Neubrandenburg/Neustrelitz engagieren sich langjährig und in besonderer Weise mit ihrer Theaterarbeit gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus. Wie in keinem anderen Theater in Mecklenburg-Vorpommern wird sich derart intensiv und systematisch dieses Themas angenommen. Im Jahr 2005 wurde die Reihe „Horch, es brennt!“, entwickelt. Stücke wie „Mein Kampf“ oder ganz aktuell „Jedem das Seine“ zeugen von dem enormen Engagement, mit künstlerischen Mitteln und künstlerischer Profession, die Zivilgesellschaft zu stärken.

6. Hans-Georg Schörner, ehrenamtlicher Bürgermeister von Gnoien

In Gnoien kommt es seit Jahren immer wieder zu rechtsextremen Vorfällen. Betroffen von massiven Bedrohungen sind das Familienzentrum, die Schule, Vereine und der Bürgermeister selbst. Angriffe auf ihn und seine Familie gingen so weit, dass Personenschutzmaßnahmen getroffen werden mussten. Trotz dieser kontinuierlichen Bedrohungen geht Hans-Georg Schörner in seiner Funktion als ehrenamtlicher Bürgermeister und Privatperson couragiert gegen Rechtsextremismus vor. Hans-Georg Schörner hat es nicht hingenommen, dass Rechtsextremismus das Zusammenleben in Gnoien vergiftet. Er hat das Problem nicht verdrängt oder kleingeredet, sondern zum öffentlichen Thema gemacht und sich eindeutig als Demokrat positioniert. Er hat sich auch nicht gescheut, durch persönliche Ansprache rechtsextrem orientierte Jugendliche von ihrem Handeln und Denken abzubringen und hat sich damit immer wieder zur Zielscheibe für Angriffe der rechtsextremen Szene gemacht.

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