Film & Gespräch im Kino unterm Dach
Wie erzählt man heute vom Holocaust? Der Dokumentarfilm „Wiedersehen mit Brundibar“, zu dem die Heinrich-Böll-Stiftung MV am Donnerstag, 5. November 2015, ins Kino unterm Dach (Puschkinstr. 13) einlädt, liefert hierfür ein eindrückliches Beispiel. Die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr, im Anschluss an den Film wird es ein Publikumsgespräch mit dem Regisseur Douglas Wolfsperger geben.
Holocaust? Nicht schon wieder, das war in der Schule schon oft genug Thema! Das ist die erste Reaktion der Jugendtheatergruppe DIE ZWIEFACHEN der Berliner Schaubühne, als klar wird, dass als nächstes die Kinderoper „Brundibár“ gespielt werden soll. Und tatsächlich sind die Hintergründe um „Brundibár“, uraufgeführt im Ghetto Theresienstadt, missbraucht von den Nazis, um der Welt gegenüber die Zustände im KZ zu verschleiern, keine leichte Kost. Als die Jugendlichen nach Theresienstadt reisen, geraten sie dort aber doch langsam in den Sog der Geschichte, die sie bisher so herzlich wenig interessierte. Das liegt nicht zuletzt an ihrer Mitreisenden Greta Klingsberg, einer charismatischen alten Dame aus Israel, die eine der wenigen Überlebenden der Originalbesetzung von „Brundibár“ ist und den Jugendlichen die Scheu vor den Schrecken der Vergangenheit nimmt. Schnell wird klar, dass sie mehr verbindet, als ihnen bewusst war, und zur „Brundibár“-Premiere in der Schaubühne sitzt Greta im Publikum, tief berührt von der Darstellung ihrer Freunde in „ihrem“ Stück.
Eintritt: 5 EUR
Fahrstuhl bis 2. Etage vorhanden
Zum Regisseur:
Douglas Wolfsperger, 1957 in Zürich geboren, dreht Spiel- und Dokumentarfilme. In „Wiedersehen mit Brundibar“ stellt er sich die Frage, welche Formen die Erinnerung an den Nationalsozialismus haben kann. Wie lässt sich ritualisierte Routine vermeiden? Wie lässt sich das Thema mit der Gegenwart verbinden? Wie schafft man es, authentische (und nicht durch Wiederholung abgenutzte) Gefühle entstehen zu lassen?
Zum Film: www.brundibar-derfilm.de