Vitaminpillen gehören nicht in die Schultüte

Erstklässlern sollte der Start in den Schulalltag nicht mit der Verabreichung von Vitaminpräparaten versüßt werden

Mit extra schluckleichten Kapseln, Lutschtabletten in Bärchenform, Trinkpulver in Tütchen und Multivitaminsäften mit Fruchtgeschmack haben Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln die ABC-Schützen als lukrative Zielgruppe entdeckt. In Gesundheitsmagazinen und Elternratgebern versprechen sie, dass ihre Produkte die Konzentration sowie Lern- und Leistungsvermögen der Schulanfänger steigern. Gleichzeitig warnen sie vor einer möglichen Mangelversorgung von Kindern unter Hinweis auf die zunehmenden Belastungen in Schule und Freizeit. Als Problemlösung bieten sie den Griff zu Vitaminpräparaten an.

“Es ist jedoch erwiesen, dass Kinder, die sich in Deutschland halbwegs normal ernähren, nicht unter Mangelerscheinungen leiden und somit keine zusätzlichen Fitmacher in Pillen- und Pulverform benötigen“, so Uta Nehls von der Neuen Verbraucherzentrale in Mecklenburg und Vorpommern e.V. „Eine Extraportion an Vitamin- und Mineralstoffen wie Eisen, Vitamin C, Calcium oder Zink gehört nicht in die Schultüte. Auch als regelmäßige Beigabe zum Pausenfrühstück sind Pillen und Pulver völlig ungeeignet.“ Bei ausgewogener Ernährung sowie genügend Zeit für Spiel, Sport, Spaß und Schlaf brauchen Kinder keine pharmazeutischen Extras, um gesund und fit zu sein.

Vitaminpräparate, die wie bunte, leckere Bonbons oder süße, fruchtige Säfte angeboten werden, sind des Guten zu viel. Sie können Kinder dazu verleiten, mehr davon zu konsumieren und dabei die empfohlene Dosis zu überschreiten. Auch durch den Verzehr von bereits mit Zusatzstoffen angereicherten Lebensmitteln – zum Beispiel Knusperprodukte zum Frühstück – nehmen Kinder vielfach deutlich mehr von einzelnen Vitaminen zu sich als nötig. Über die Wirkungen von unkontrollierter Einnahme und Überdosierung bei Vitaminpräparaten ist bisher noch zu wenig bekannt. Als Faustregeln gelten: Die zusätzliche Einnahme ist überflüssig. Eine Überdosierung kann in einzelnen Fällen sogar schädlich für die Gesundheit sein.

Wenn bereits Schulanfänger zu zusätzlichen Mitteln greifen, statt ein ausgewogenes Ernährungsverhalten einzuüben, besteht die Gefahr, dass sie sich schon früh an die Einnahme von Problemlösern in Pillenform gewöhnen.

Eine abwechslungsreiche Ernährung mit Getreide- und Milchprodukten, reichlich Gemüse und Obst liefert alle erforderlichen Nährstoffe für Wachstum, geistige Entwicklung, Konzentrations- und Leistungsfähigkeit. Bei der Wahl der Lebensmittel sollten Eltern möglichst auf Vollkorn- und fettarme Produkte achten. Zweimal pro Woche Fleisch und einmal Fisch auf dem Tisch runden den ausgewogenen Speiseplan ab. Süßigkeiten und Snacks in Maßen zwischendurch schaden nicht.

Schulkinder, die zu wenig trinken, sind häufiger müde und weniger aufmerksam. Kinder sollten deshalb zwischen ein und anderthalb Liter Flüssigkeit über den Tag verteilt trinken. Leitungs- und Mineralwasser, ungesüßte Früchtetees oder Saftschorlen sind hierzu ideale Durstlöscher.

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