Von China nach London?!

Die Schweriner Boxsportlerin Sarah Scheurich vor wichtigen Kämpfen

Auch in diesem Jahr gibt es wieder Amateur-Box-Weltmeisterschaften für die Frauen. Im Mai finden diese in Qinhuangdao/China statt – faktisch die Generalprobe für das erste olympische Frauen-Box-Turnier in der Sportgeschichte in London. In der Hauptstadt des Vereinigten Königreiches werden in den Gewichtsklassen Fliegengewicht, Halbweltergewicht und Halbschwergewicht die ersten Box-Olympiasiegerinnen zwischen 5. und 9.August ermittelt.

Bei den letzten Weltmeisterschaften in Bridgetown/Barbados dominierten die Kämpferinnen aus Russland, China, Nordkorea, Indien und Nordamerika. Die Titel gingen dabei an Mary Com (Indien/Halbfliegengewicht), Cancan Ren (China/Fliegengewicht), Jelena Saweljewa (Russland/Bantamgewicht), Yun Kum Ju (Nordkorea/Federgewicht), Katie Taylor (Irland/Leichtgewicht), Gülsüm Tatar (Türkei/Halbweltergewicht), Andrecia Wasson (USA/Weltergewicht), Mary Spencer (Kanada/Mittelgewicht), Roseli Feitosa (Brasilien/Halbschwergewicht) und Nadeschda Torlopowa (Russland/Schwergewicht).

Insgesamt verteilten sich die WM-Medaillen bei der letzten Amateur-WM im Frauen-Boxen, die sechsten seit 2001, auf  21 Länder, davon holten 9 Länder Gold. Die besten Fünf waren auf Barbados Russland ( 2 x Gold, 1 x Silber), China (1 x Gold, 3x Silber, 3 x Bronze), Nordkorea (1 x Gold, 1 x Silber), die USA (1 x Gold, 2 x Bronze) und Indien (1 x Gold, 1 x Bronze).

Auch in M-V liegt das Frauen-Boxen im Trend und Erfolge gab es in der Box-Hochburg M-V ebenfalls schon: Sarah Scheurich (Schwerin/U 19) und Elli Wohlgemuth (Wismar/U 17) erkämpften 2011 WM-Bronze bei den Nachwuchs-Titelkämpfen.

Wie ist aber nun die boxsportliche Lage aktuell? Nachgefragt bei Sarah Scheurich

„Ich bin zuversichtlich …“

Frage: Sarah, das Jahr 2012 ist noch jung. Wie sieht dein boxsportlicher Alltag zurzeit aus?

Sarah Scheurich: Also, wenn ich ehrlich bin, besteht mein Leben im Moment nur noch aus Training, Essen und Schlafen. Bis zur WM in China werden wir Boxsportlerinnen aus der deutschen Nationalmannschaft nur noch wenige Tage zu Hause sein, da wir zu verschiedenen Trainingslagern – unter anderem in Schweden, Italien und in Hennef – und zu einigen Wettkämpfen, möglicherweise in Italien und auf  Kreta, fahren werden. Wenn ich im Trainingslager bin, trainieren wir drei- bis viermal pro Tag.

Das beginnt mit einer halben Stunde Frühsport, dann folgen je eine zweistündige Trainingseinheit am Vormittag und am Nachmittag bzw. mitunter ebenfalls eine halbstündige Lockerungseinheit am Abend. Es ist zwar sehr anstrengend, aber es macht mir natürlich auch ungemein viel Spass, denn wir sind eine tolle Mannschaft und ich weiß, wofür ich trainiere!

Frage: An welchen Turnieren möchtest du 2012 möglichst teilnehmen – sind die WM und Olympia „Themen“ für dich?

Sarah Scheurich: Die WM und die Olympischen Spiele sind natürlich sehr große Themen für mich, denn für die WM habe ich mich schon qualifiziert. Es entscheidet sich nur noch in welcher Gewichtsklasse, 75 Kilogramm oder 81 Kilogramm, der Start erfolgen wird. Persönlich würde ich mich über einen Einsatz in der olympischen Gewichtsklasse bis 75 Kilogramm freuen, auch wenn dort die Chancen, eine Medaille zu gewinnen, wahrscheinlich schlechter sind.

Letztendlich kann ich meine eigenen Chancen bei der WM schlecht einschätzen, da ich noch keinen einzigen Frauen-Kampf bestritten habe, denn im letzten Jahr war ich ja noch bei der U19-WM dabei. Allerdings: Ich habe im Trainingslager in Hennef Sparring mit internationalen Gegnerinnen gemacht und konnte gut mithalten … Deswegen bin ich auch zuversichtlich, dass ich bei der WM in China mit etwas Losglück auch ein paar gute Kämpfe zeigen kann. Ein konkretes Ziel, dass ich auf jeden Fall erreichen will, ist schon der erste Platz bei der deutschen Meisterschaft der Frauen bis 75 Kilogramm.

Frage: Was waren die sportlichen Herausforderungen im März/April für dich?

Sarah Scheurich: Im März und im April standen und stehen mehrere Trainingslager mit internationalen Gegnerinnen für mich an, die natürlich körperlich und psychisch immer eine Herausforderung für mich darstellen, da die internationale Konkurrenz sehr stark ist. Am 6. März fuhren wir zum Beispiel zu einem Trainingslager nach Schweden. Dort gibt es starke Boxerinnen und ich möchte natürlich auch im „hohen Norden“ beweisen, was ich kann.

Frage: Wie läuft es neben dem Boxsport?

Sarah Scheurich: Ich hatte eigentlich vor, im Jahr 2012 mein Abitur zu machen, aber durch die anstehenden Trainingslager und die Weltmeisterschaft haben mein Trainer, meine Eltern und ich uns dazu entschieden, dass ich das dreizehnte Schuljahr wiederhole und mein Abitur im Jahr 2013 ablege, damit ich mich voll auf den Boxsport konzentrieren kann.

Frage: Am 21. April gibt es ja die UNIVERSUM Box-Nacht in Schwerin mit Ina Menzer. Bist du auch vor Ort? Und: Hast du boxsportliche Vorbilder?

Sarah Scheurich: Nein, ich bin leider nicht dabei, da ich wahrscheinlich mit der deutschen Frauen-Nationalmannschaft auf Kreta bei einem Wettkampf bin. Ich denke, dass Ina Menzer eine sehr gut Boxsportlerin ist, von der man eine Menge lernen kann, doch ich persönlich habe kein spezielles Vorbild. Ich versuche meinen eigenen Weg zu gehen, und das so gut wie möglich …

Dann alles erdenklich Gute für dich!

Marko Michels

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