Vor 30 Jahren – Beginn der Kanzlerschaft Helmut Kohls

Nachgefragt beim Schweriner Kreisvorsitzenden der Jungen Union, Georg Kleinfeld

Es ist wieder einmal politische Jubiläumszeit. Vor 30 Jahren begann die Regentschaft des „ewige Kanzlers“, „des schwarzen Riesen aus Oggersheim“ und letztendlich des Kanzlers der deutschen und europäischen Einheit, von Dr. Helmut Kohl.

Er führte letztendlich die neue Ostpolitik seiner Vorgänger Willy Brandt und Helmut Schmidt, zu denen er in seinen späteren Kanzler-Jahren ein sehr gutes Verhältnis hatte, mit viel diplomatischem und politischem Geschick zu Ende – eine politische Strategie, die zur friedlichen Überwindung der stalinistischen Diktaturen in Europa führte, ein bleibender Verdienst der Kanzler Brandt, Schmidt und insbesondere Kohl.

Vergessen sollte man jedoch nicht, dass erst durch das demokratische Aufbegehren, den Widerstand der Menschen zwischen Mecklenburger Ostseeküste und Sächsischer Schweiz, das stalinistische Regime in der DDR beseitigt wurde. Und ebenfalls nicht vergessen sollte man, dass die es die Ostdeutschen waren, die sich als Erste nach dem 2.Weltkrieg gegen die drohende stalinistische Diktatur erhoben.

So leisteten Tausende Sozial-, Christ- und Liberaldemokraten, aber auch Kommunisten, die einen Sozialismus stalinistischer Prägung ablehnten, in M-V gegen die Gleichschaltung des politischen und gesellschaftlichen Lebens bereits ab 1945/46 erbitterten Widerstand, was eine Bespitzelung, Verhaftung oder sogar Ermordung der betreffenden Persönlichkeiten zur Folge hatte.

Wie beurteilt nun jedoch die Schweriner Kreisvorsitzende der Jungen Union Georg Kleinfeld die politische Lebensleistung des sechsten deutschen Kanzlers seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949?!

Nachgefragt …

„Fand den Weg in die Politik auch dank der Kanzlerschaft Helmut Kohls …“

Frage: Herr Kleinfeld, vor 30 Jahren begann die Kanzlerschaft von Helmut Kohl, die erst 1998 endete. Was verbinden Sie persönlich mit den Regierungsjahren unter Helmut Kohl?

Georg Kleinfeld: Die Kanzlerschaft Helmut Kohls war ein steter Begleiter meiner Kindheit und Jugend. Auch wenn aufgrund meines damaligen Alters mein politisches Interesse noch nicht vollends geweckt war, verbinde ich positive Erinnerungen an diese.  Erst nach seiner Amtszeit und meiner wachsenden Neigung zur Politik, wurden mir seine Verdienste bewusst – und sind es auch heute noch. Für seine Leistungen bin ich Helmut Kohl zutiefst dankbar.

Frage: Kohl gestaltete die Einheit politisch maßgeblich mit und konnte auf die Unterstützung der amerikanischen und sowjetischen Administration unter Gerorge Bush und Michail Gorbatschow zählen. Wie groß ist aus Ihrer Sicht der Anteil Helmut Kohls an der deutschen Einheit?
Helmut Schmidt nannte den „Zehn-Punkte-Plan“ Kohls, den er im Spätherbst 1989 vorstellte, eine „politische Meisterleistung“. Bundespräsident Gauck mahnte aber auch an, nicht zu vergessen, dass es die Menschen in der DDR selbst waren, den Weg in die Einheit zu ebnen – „Die Freiheit stand vor der Einheit!“. Wie ist nun Ihre Meinung?

Georg Kleinfeld: Selbstverständlich gab es zuerst die Leistung der unzufriedenen DDR-Bürger, die ihren Unmut bündelten sowie ihren Mut zusammenfassten und gegen die SED-Diktatur auf die Straße gingen.
Zunächst war die Zielsetzung, den Sozialismus zu überwinden, somit war noch gar nicht absehbar, dass aus den ersten Montagsdemonstrationen später der Sturz des gesamten Staates resultieren würde. Schon zuvor machte sich die Regierung Kohl um die Ausreise willigen Ostdeutschen verdient, doch als das Regime gestürzt war, kam Helmut Kohl zu seiner Berufung – in „Wir sind das Volk“ mischte er „Einigkeit und Recht und Freiheit“.  Die Transformation hin zur Demokratie war sein Verdienst, der jedoch ohne das Engagement der DDR-Bürger nicht möglich gewesen wäre.

Frage: Helmut Kohl vernachlässigte hingegen innenpolitische Reformen, die erst sein Nachfolger Gerhard Schröder bzw. dessen Nachfolgerin Angela Merkel angingen. Die Geburtsfehler des Euro, die fehlende politische Union, wird nicht nur, aber auch ihm, angelastet. Wie ist Ihre Sichtweise auf den Innenpolitiker Helmut Kohl?

Georg Kleinfeld: Der Kanzler der Einheit war und ist ein Visionär. Unter seinem Einsatz für ein geeintes Deutschland sowie eines Europa der Freunde hatte auch seine Familie zu leiden. Er brannte für seine Politik und durch diese Fokussierung fiel folglich nicht alles in den Blickpunkt. Wo Licht ist, ist auch Schatten, jedoch ist kein Mensch unfehlbar – auch ein Helmut Josef Michael Kohl nicht.

Wenn man über ihn spricht, sollte man auch Fehler nennen dürfen, nichtsdestotrotz schmälern diese nicht seine Lebensleistung.

Frage: Kanzler Kohl hatte ja seit 1990 ff. einige Wahlkampf-Auftritte auch in Schwerin, wie in ganz MV. Sie standen bestimmt immer in der ersten Reihe – oder?! In die SPD waren ja viele wegen Willy Brandt eingetreten … Fanden Sie den Weg in die CDU wegen Helmut Kohl?

Georg Kleinfeld:  Als Kohls Kanzlerschaft endete war ich elf Jahre alt, in meinen Kindheitstagen besuchte ich aus nachvollziehbaren Gründen noch keine politischen Kundgebungen. Heute natürlich schon. Ich habe jedoch tatsächlich meinen Weg in die Politik über Helmut Kohl gefunden.

Die positiven Erinnerungen an seine Kanzlerschaft und an ihn als Kanzler der Einheit prägten mich sehr früh, so dass ich bereits 1998, ohne eine Ahnung von Politik zu haben, meiner Großmutter als Wahlempfehlung ausgab, den Kohl zu wählen. Rückblickend betrachtet, scheine ich damals bereits meinen politischen Weg gefunden zu haben.

Dann weiterhin bestes politisches Engagement!

Marko Michels

1 Kommentar zu „Vor 30 Jahren – Beginn der Kanzlerschaft Helmut Kohls“

  1. Hmm, wenn ich den Artikel lesen, merke ich erst mal eine sehr merkwürdige Vermischung von Stalinismus und Sozialismus. Das sollte man noch mal geradestellen: http://de.wikipedia.org/wiki/DDR

    Herr Kleinfeld hat doch nicht allen Ernstes mit 11 Jahren sich mit der Politik Kohls auseinandergesetzt. Wie alle jüngeren Bürgern, war er dieser doch ausschließlich passiv ausgesetzt (über seine Hintergründe lässt sich ja weder im Artikel, noch auf der JU Homepage etwas erfahren).

    Die „Überwindung des Sozialismus“ erscheint etwas einseitig, zumal das neue Forum eine komplette Neugestaltung der Gesellschaft wollte, die leider in den letzten 20 Jahren nicht erfolgte.

    Wenn man über Fehler redet (zur Innenpolitik nahm Herr Kleinfeld ja leider nicht inhaltlich Stellung), sollte man doch auch über die Spendenaffäre sprechen? Schade dass das nicht thematisiert wurde und demnach als nicht so wichtig eingeschätzt wird, obwohl der jetzige SPD Kanzlerkandidat sich für seine Bezüge in den Medien verantworten muss…
    http://de.wikipedia.org/wiki/Helmut_Kohl#Parteispendenaff.C3.A4re_und_seine_Zeit_nach_der_Kanzlerschaft

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