Vor dem läuferischen Jahresendspurt

Ein Rückblick auf die Highlights des Jahres sowie ein Interview mit Joachim Knipp vom Fünf-Seen-Lauf e.V.


Kurz vor den Weihnachtsfeiertagen bzw. zum Jahreswechsel beginnt die Zeit der großen Rückblicke. Der Sport wird dabei natürlich nicht ausgelassen.  Ganz in diesem Sinne nun eine kleine Retrospektive des Laufsports. Er waren wo die Titelträger…?
Ob nun bei bedeutenden Wettkämpfen wie der IAAF-Continental-Cup in Marrakesch, die Olympischen Jugendspiele in Nanjing sowie die Leichtathletik-EM in Zürich, oder bei Massenspektakeln wie z.B. Marathon- und Crossläufen, gelaufen wurde weltweit viel und intensiv. Immer mit dabei und teils sogar auf dem Podium waren unsere deutschen Athleten.

Vom Continental-Cup…

Beim „Continental-Cup“ dominierte Kenia mit drei Siegen die Wettbewerbe der Herren. Dabei triumphierten Caleb Mwangangi Ndiku über 3.000 Meter, Isiah Kiplangat Koech über 5.000 Meter und Jairus Kipchoge Birech über 3.000 Meter Hindernis. Insgesamt konnten sich die afrikanischen Herren in den Einzel-Disziplinen sechsmal Gold sichern.
Die „Pole Position“ bei den Frauen-Einzel-Entscheidungen sicherten sich hingegen die US-Amerikanerinnen mit 3 x Gold und 3 x Silber. Hier hießen die Siegerinnen Francena McCorory (über 400 Meter), Dawn Harper Nelson (über 100 Meter Hürden) und Emma Coburn (über 3000 Meter Hindernis).

Für Deutschland holte Cindy Roleder Platz Drei über die 100 Meter Hürden.

… über die Olympischen Jugendspiele…

In Nanjing, bei der 2. Auflage der Olympischen Jugendspiele, wurde natürlich ebenfalls gelaufen. Hier gingen die meisten ersten Plätze in den Einzel-Disziplinen wieder einmal an Afrika, das acht erste Plätze erkämpfte, gefolgt vom amerikanischen Doppel-Kontinent (fünf Erfolge), Asien (drei Erfolge), Australien/Ozeanien und Europa (je einen Erfolg). Sprint-König von Nanjing wude Sydney Siame (Sambia) und Sprintkönigin Liang Xiaojing (China).

Für das deutsche Team errangen Henrik Hannemann Silber über die 110 Meter Hürden, Alina Reh Silber über die 3.000 Meter und Mareen Kalis Bronze über die 800 Meter.

…zu den EM in Zürich

Starke Leistungen boten die Läuferinnen und Läufer bei den EM in Zürich. Auf den Einzelstrecken beeindruckten hier insbesondere Mo Farah mit seinem Doppel-Sieg über die 5.000 Meter und 10.000 Meter und Dafne Schippers, die fliegende Holländerin, mit ihrem Zweifach-Gold über 100 und 200 Meter. Letztere überzeugte auch beim Continental-Cup mit Gold über die 200 und Bronze über die 100 Meter.

EM-Medaillen gab es ebenfalls für „Team Germany“: Antje Möldner-Schmidt wurde Europameisterin über die 3.000 Meter Hindernis und Cindy Roleder kam über 100 Meter Hürden auf Platz drei.

Aus der Region: Das Laufgeschehen in M-V

Läuferisch „hoch her“ ging es nicht nur auf den internationalen Tartanbahnen. Highlights gab es auch in Mecklenburg-Vorpommern. Den Läufercup M-V, an dem in diesem Jahr fast 400 Läuferinnen und Läufer teilnahmen, gewann in der Gesamt-Wertung der Frauen Anne-Kathrin Litzenberg (Tri Fun Güstrow) ganz knapp vor Anna Izabella Böge (Turbine Neubrandenburg) sowie Anna Brust (HSV Neubrandenburg). In der Gesamt-Wertung der Herren avancierte Maik Schmidt (Turbine Neubrandenburg) zur Nummer eins vor Stephan Trettin (Tri Fun Güstrow) und Jan-Henrik Lange (HSG Uni Greifswald). Die Teamwertung entschied der Hochschulsportverein Neubrandenburg für sich.

Cross-Champions in M-V wurden indes Anne-Kathrin Litzenberg (Tri Fun Güstrow) vor Anna Brust (HSV Neubrandenburg) sowie Anna Izabella Böge (Turbine Neubrandenburg) und bei den Herren Matthias Weippert (TC Fiko Rostock) vor Mathias Ahrenberg (Schwerin) und Jan-Henrik Lange (HSG Uni Greifswald). Auch hier war insgesamt der Hochschulsportverein Neubrandenburg am erfolgreichsten.

Weitere Laufwettbewerbe des Landes von herausragender Bedeutung sind u.a. der Fünf-Seen-Lauf in Schwerin, der Stoltera-Küstenwaldlauf in Warnemünde oder der Schwedenlauf in Wismar. Noch ist aber das Jahr nicht zu Ende und für die Läuferinnen und Läufer stehen noch Herausforderungen an – mit den verschiedenen Weihnachts-, Silvester- und Neujahrsläufen. Traditionsreich ist auch der Schweriner Silvesterlauf. 2014 findet er bereits zum 22. Mal statt.

Wie der Stand der „Dinge“ vor dem Silvesterlauf in Schwerin ist, verriet uns Joachim Knipp, Vorstandsvorsitzender beim Fünf-Seen-Lauf e.V.. Im Gespräch resümmiert der Organisator außerdem die Höhepunkt sowie die herausragenden Läufer des Jahres und kritisiert einen Beschluss des Deutschen Leichtathletik-Verbandes

„Es war ein erfolgreiches Lauf-Jahr…“

Frage: Das läuferische Jahr ist im Finish. Wie lautet Ihr Resümee zu den Laufveranstaltungen in Schwerin?

Joachim Knipp: Es war für unseren Verein ein sehr schönes und erfolgreiches Lauf-Jahr. Zwei Lauf-Jubiläen prägten dabei die vergangenen zwölf Monate – einerseits der 30. Schweriner Fünf-Seen-Lauf, andererseits der 20. Werner-Crosslauf. Am Fünf-Seen-Lauf nahmen genau 3.292 Läuferinnen bzw. Läufer teil. Und beim genannten Werner-Crosslauf, den wir als Verein sehr unterstützen, liefen wieder mehr als 1.500 Schülerinnen und Schüler der ersten bis dreizehnten Klasse.

Der Teilnahme-Rekord beim Fünf-Seen-Lauf wurde 2014 zwar nicht überboten – der stammt noch aus dem BUGA-Jahr 2009 mit 4.000 Starterinnen bzw. Startern – die Resonanz und Stimmung beim Jubiläumslauf war jedoch wieder hervorragend, zumal sich die Organisatoren neben den Finisher-Souvenirs einiges einfallen ließen: eine Jubiläumsstaffel auf der dreißig Kilometer-Strecke und ein Jubiläums-Laufkalender von Lauf zu Lauf. Zudem wurde ein Film über alle Laufveranstaltungen Schwerins auf der Festveranstaltung aufgeführt.

Viel Zuspruch fanden auch die Zwei-Stunden-Läufe im Mai bzw. im September sowie der Frauenlauf ebenfalls im September und der 49.Sachsenhausen-Gedenklauf.

Frage: Wie sind die Vorbereitungen zum Silvesterlauf in Schwerin? Mit wie vielen Teilnehmern rechnen Sie dort?

Joachim Knipp: Mit Blickrichtung 22. Silvesterlauf in Schwerin läuft alles bestens. Wir rechnen mit 700 bis 800 Teilnehmerinnen bzw. Teilnehmern. Start ist, wie gewohnt, um 10.00 Uhr am Kanu-Bootshaus am Faulen See. Der Schweriner Silvesterlauf hat sich gerade in den letzten Jahren zu einem „Läufer-Magneten“ entwickelt. Einst fingen wir mit rund 200 Startern an, zuletzt waren es beständig 700 Teilnehmer und mehr.

Der Silvesterlauf in Schwerin ist vom Charakter her ein Fun-Lauf, es geht nicht um Zeiten und Platzierungen. Es wird eine Runde (vier Kilometer) oder zwei Runden (acht Kilometer) um den See gelaufen und im Ziel gibt es Berliner, Glühwein oder Tee, eine Teilnahme-Urkunde und die Läuferinnen bzw. Läufer haben die Möglichkeit, bei angeregten Gesprächen das Lauf-Jahr ausklingen zu lassen.

Außerdem dient der Silvesterlauf einem guten Zweck: Wir verlangen ja keine Startgebühr, bitten aber die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu einer kleinen Spende für den Kinder- und Jugendsport, was auch sehr gut angenommen wird.

Frage: Was waren ansonsten für Sie die Lauf-Highlights 2014?

Joachim Knipp: Das waren die Leichtathletik-Europameisterschaften in Zürich, mit dem überragenden Mo Farah aus Großbritannien über die Langstrecken und der hervorragenden Dafne Schippers aus den Niederlanden im Sprint-Bereich. Auch der Europameister-Titel von Antje Möldner-Schmidt über die 3.000 Meter Hindernis imponierte mir.

Eine klasse Leistung zeigte nicht zuletzt Arne Gabius beim Frankfurt/Main-Marathon, der in diesem Jahr mehr als 15.200 Starterinnen bzw. Starter aus 101 Ländern hatte. Er lief als Neunter mit 2:09:32 eine phantastische Zeit, die viertbeste Marathon-Herren-Zeit in der „ewigen“ deutschen Bestenliste.

Ansonsten interessierte mich ebenfalls „der Langlauf im Schnee“. Ich verfolgte recht intensiv die Olympischen Winterspiele in Sotschi, speziell die Wettkämpfe im Skilanglauf, wobei die Norwegerin Marit Björgen (dreimal Gold) und der Schweizer Dario Cologna (zweimal Gold) in der Loipe besonders erfolgreich waren.

Frage: Wer waren Ihre Läuferinnen und Läufer des Jahres?

Joachim Knipp: Das waren für mich persönlich schon die Hindernis-Läuferin Antje Möldner-Schmidt und der Marathon-Läufer Arne Gabius.

Frage: Wann steigt eigentlich der Fünf-Seen-Lauf 2015?

Joachim Knipp: Der wird am 4.Juli 2015 stattfinden. Die Anmeldungen für diesen Lauf beginnen ab 1. Januar 2015, ab 0.00 Uhr. Gleich in der ersten Minute haben wir stets Anmeldungen von zwanzig bis dreißig Läuferinnen bzw. Läufern. Bereits im Januar liegen uns dann Anmeldungen von rund 1.000 Lauf-Interessentinnen und -Interessenten vor.

Übrigens: Sorge bereitet uns der Beschluss des Deutschen Leichtathletik-Verbandes ab dem Jahr 2016 für alle Volks- und Straßenläufe einen Euro pro „Finisher“ (Anm.: Für jede Läuferin/jeden Läufer ab Altersklasse 20, die/der das Ziel erreicht!) zu verlangen – bisher waren es 25 Cent im Leichtathletik-Verband MV. Das ist eine ganz schlechte Entscheidung für die Laufszene in Deutschland und natürlich auch in Mecklenburg Vorpommern, zumal die Vereine auf ihren Kosten und Risiken sitzen bleiben.

Allein für den Fünf-Seen-Lauf könnten so rund 3.500 Euro fällig werden und das ist schon eine Summe, die die Weiterführung eines solchen traditionsreichen Laufes gefährden kann. Der Leichtathletik-Verband empfiehlt den Vereinen, die Startgebühr um einen Euro zu erhöhen und als „durchlaufenden Posten“ einfach an die Läuferinnen und Läufer weiter zu reichen. Für die Ausrichter der großen Stadtmarathonläufe und der großen Firmenläufe wird das sicher kein Problem mit dem Weiterreichen der Startgebühren an die Läufer sein, aber die Sicht der kleinen ehrenamtlichen Veranstalter ist eine andere. Da gibt es Grenzen mit der Erhöhung von Startgebühren – und was ist mit den vielen Läufen, die keine Startgebühren erheben, den vielen Gedenkläufen oder den Läufen für einen guten Zweck? Da sind noch viele Fragen offen.

Leider wird diese ganze Problematik seitens des Leichtathletik-Verbandes in Deutschland und auch in Mecklenburg Vorpommern in der Öffentlichkeit nicht kommuniziert. Die meisten Laufveranstalter in unserer Region haben von dieser Neuregelung noch nichts erfahren. Wir wenden uns an alle Laufveranstalter unserer Region, sich an den Leichtathletik-Verband zu wenden, um eine Aufklärung einzufordern.

Vielen Dank, besinnliche Weihnachtsfeiertage und ein gesundes und erfolgreiches 2015!
Die Fragen stellte Marko Michels

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