Weltmeisterliche UNIVERSUM Champions Night in Schwerin

Box-Queen Susi Kentikian bestreitet den Hauptkampf am 17. Juli

Weiße FlotteAuf „Kurs WM-Titelverteidigung“ ist die Weltmeisterin der Verbände WBA, WBO und WIBF, Susi Kentikian. Im Hauptkampf der UNIVERSUM Champions Box-Night in der Sport- und Kongreßhalle Schwerin möchte Susi ihren Titel gegen die Mexikanerin Arely Mucino verteidigen. Am Montag, 12. Juli, äußerte sie sich während der UNIVERSUM-Pressekonferenz auf der „Weißen Flotte“ in Schwerin über ihre Ziele am Samstag.

Susi KentikianMit Herzblut und Leidenschaft im Ring – Susi Kentikian

„Diese Kritik hat mich härter gemacht…“

Frage: Der Countdown zum WM-Kampf läuft… Wie ist die Gefühlslage bei Ihnen – schon etwas aufgeregt oder ganz cool?

Susi Kentikian: Eigentlich bin ich relativ entspannt, aber kurz vor dem Kampf werde ich dann schon aufgeregter. …Also, erst einmal bin ich „cool“ und dann steigert sich allmählich die Aufregung. Ich gehe aber mit viel Optimismus und einem guten Gefühl in den Kampf.

Frage: Die letzten Tage vor dem WM-Kampf… Wie sehen diese bei Ihnen aus? Wird noch intensiv körperlich trainiert oder erfolgt überwiegend nur noch die Video-Analyse der Gegnerin?

S. Kentikian mit GegnerinSusi Kentikian: Eine intensive Video-Analyse gibt es nicht mehr, die gab es anhand des wenigen Materials, was wir von Arely Mucino hatten, schon vorher. Es wird allerdings noch körperlich intensiv trainiert, an der Technik gefeilt und es gibt die regenerativen Phasen in Vorbereitung des Kampfes.

Frage: Sie mussten nach Ihrem letzten Kampf gegen Nadja Aroui viel unsachliche Kritik hinnehmen – von Leuten, die alles besser wissen, aber nichts besser können. Macht solche Kritik härter… Werden Sie dadurch noch motivierter?

Susi Kentikian
: Ja, diese Kritik hat mich noch einmal zusätzlich motiviert. Zu einem nicht unbeträchtlichen Teil war diese Kritik, diese Anmerkungen zum genannten Kampf sehr unsachlich und destruktiv. Zumindest weiß ich jetzt, wer meine echten Freunde und Mitstreiter sind. Ich bin eine Boxerin, die mit viel Herzblut bei der Sache ist, daher sagte ich mir: „Jetzt erst recht!“. Diese Kritik hat mich jedenfalls härter gemacht – und ich werde noch engagierter den nächsten Fight bestreiten.

Frage: „Ich muss meine Gegnerinnen nicht hassen, um sie schlagen zu können. Wenn das der Fall sein müsste, höre ich sofort mit dem Sport auf!“, meinte in einem Interview die zweifache Olympiasiegerin 2010 im alpinen Skisport Maria Riesch. Wie ist es bei Ihnen?

Susi Kentikian & Jürgen BrähmerSusi Kentikian: Eine gesunde Portion Aggressivität gehört auf alle Fälle dazu, wenn man im Ring erfolgreich bestehen will. Und: Es muss ein unbedingter Siegeswillen vorhanden sein. Viel Leidenschaft und die notwendige Konzentration gehören ebenfalls dazu. Aber „Hass“ sollte nicht die Emotionen bestimmen, da hat Maria Riesch schon recht. Ich achte und respektiere jede meiner Gegnerinnen. Natürlich möchte jede von uns gewinnen, aber nach dem Kampf gibt es zumindest die herzliche Umarmung und den fairen Handschlag. „Fairplay“ gehört ganz einfach zu jeder Sportart dazu.

Frage: Sie sind „rank und schlank“ – eine echter Hingucker im und am Ring. Haben Sie eigentlich einen festen Essensplan mit zuckerfreier Schokolade und fettlosem Grillhähnchen…. Oder können Sie essen, was sie wollen, ohne zuzunehmen?

Susi Kentikian: Also, ich bin keine „Kalorienzählerin“ beim Essen. Ich gönne mir schon ab und zu Süßigkeiten, esse durchaus auch etwas fetthaltige Kost, aber alles in Maßen. Kurz vor dem Kampf muss sogar ich auf das Gewicht achten, um dann meine optimale Leistung zu zeigen.

Frage: Welche Schlagzeile wäre Ihnen nach Ihrem WM-Kampf am Samstag die liebste?

Susi Kentikian: Ach, darüber zerbreche ich mir nicht den Kopf. Für die Schlagzeilen ist ja die Presse verantwortlich, für die boxsportlich fairen Schläge im Ring hingegen ich. So sind die Aufgaben nun einmal verteilt. Ich bi ja letztendlich auch keine Wahrsagerin!

Noch schnell eine Frage aus fußballsportlichem Anlass… Hatten Sie eigentlich Zeit, die Fußball-WM zu verfolgen? Wie ist Ihre Meinung zum deutschen Team sowie zum neuen Weltmeister?

Susi K. und Susi Kentikian: Das deutsche Team in Südafrika war das beste seit langer Zeit. Die Mannschaft von Trainer Jogi Löw spielte wirklich einen klasse Fußball. Sie ist ja letztendlich weit gekommen – der dritte Platz ist sehr, sehr gut. Spanien ist allerdings schon der verdiente und würdige Weltmeister, der ebenfalls seit Jahren attraktiven Fußball demonstriert. Zwar konnte ich nicht alle Spiele detailliert verfolgen, aber ich kenne alle Ergebnisse!

Dann alles erdenklich Gute und maximale Erfolge für den Kampf am 17. Juli!

Tipp: Öffentliches Training der Protagonistinnen und Protagonisten der UNIVERSUM Champions Night –  am 14.Juli ab 17.00 Uhr im Sieben-Seen-Center Schwerin (mit einer Versteigerung der T-Shirts der Sportlerinnen und Sportler – der Erlös wird dem Kinderschutzbund gespendet!)


Exkurs: Schwerin – die Box-Hochburg in Mecklenburg-Vorpommern

Die Boxsportler des SC Traktor Schwerin waren seit den späten fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts bei europäischen Titelkämpfen für eine Medaille gut. Die erste EM-Medaille für Schwerin gewann Paul Nickel vor mehr als fünfzig Jahren – mit Bronze im Mittelgewicht bei den EM 1957. Danach setzten sich noch heute so bekannte Boxer Schwerins wie Bruno Guse (3. 1959), Dieter Neidel (2. 1961), Karl Degenhardt (3. 1963) oder Jürgen Schlegel (jeweils 3. 1967/69) durch. Im nacholympischen Jahr 1973 sorgte Manfred Weidner im Weltergewicht noch einmal für EM-Silber. Ab den Box-EM 1977 in Halle/ Saale gehörten die Schweriner dann zu den regelmäßigen Titelträgern bei den europäischen Championaten: So gewann anno 1977 Richard Nowakowski im Federgewicht die erste EM-Goldmedaille für die Landeshauptstadt, die er 1981 in Tampere verteidigte.

Goldene EM 1985…

Ein Goldregen erwartete die Boxer des SC Traktor Schwerin bei den EM 1985 in Budapest. Dort triumphierten Rene Breitbarth (Halbfliegengewicht), Dieter Berg (Fliegengewicht) und Michael Timm (Halbmittelgewicht). Der spätere Olympiasieger 1992 Andreas Tews erboxte seine Goldmedaille bei den EM 1987. Den vorläufigen Schlußpunkt bezüglich EM-Titel für Schwerin setzte 1989 in Athen der Halbschwergewichtler Sven Lange. Und die allerletzte EM-Medaille – ebenfalls hoffentlich nur vorläufig – errang der inzwischen zu den Profis gewechselte Sebastian Zbik. Insgesamt erkämpften die Box-Athleten des SC Traktor Schwerin (plus EM-Bronze 2002 von Zbik für das BSC-Team Schwerin) 24 EM-Plaketten, davon 7 x Gold, 5 x Silber und 12 x Bronze. Damit setzten die Schweriner Boxsportler Glanzpunkte im europäischen Maßstab.


Mecklenburger Boxsportler bei Amateur-Box-WM von 1974 bis 2003

Bei den ersten Box-WM der Amateure 1974 gewann der aus Wismar stammende Bernd Wittenburg die Bronze-Medaille im Mittelgewicht. 1982 gewann der Schweriner Richard Nowakowski ebenfalls WM-Bronze im Federgewicht. Drei Medaillen für Schwerin gab es dann bei den WM 1986 in Reno: Silber für Rene Breitbarth im Bantamgewicht, jeweils Bronze für Andreas Zülow/Federgewicht und Torsten Schmitz/Weltergewicht. Bei den WM 1989 in Moskau holten Andreas Zülow (Leichtgewicht) und Torsten Schmitz (Halbmittelgewicht) Vize-Weltmeister-Titel für Schwerin. 1991 gewann Schmitz dann noch WM-Bronze. Die vorerst letzte Box-WM-Medaille für Schwerin erkämpfte Martin Dreßen 2003.

Schweriner Faustkämpfer im Olympia-Ring

Den ersten Olympiasieg für Schwerin überhaupt errang der Boxer Jochen Bachfeld in Montreal 1976. Andreas Zülow (1988 in Seoul) und Andreas Tews (1992 in Barcelona) folgten Bachfelds Gold-Beispiel. Beim Box-Turnier der Wettkämpfe der Freundschaft 1984 in Havanna, de-facto das “Gegen-Turnier” zum olympischen Box-Wettkampf in Los Angeles (Olympia 1984 in L.A. wurde ja von den Ländern des Ostblocks boykottiert.), gewann Torsten Schmitz auch eine Goldmedaille. Weitere olympische Medaillen für Schwerin: 1976 Silber durch Richard Nowakowski, 1980 Bronze auch durch Richard Nowakowski, 1988 Silber durch Andreas Tews. Der gebürtige Rostocker Jan Quast gewann 1992, bei den goldenen Spielen für Andreas Tews, die olympische Bronze-Medaille im Papiergewicht.

Last but not least: Vor 80 Jahren wurde das deutsche Sport-Idol Max Schmeling, geboren in Klein Luckow bei Pasewalk (Vorpommern), Weltmeister im Schwergewicht. Der integre Sportsmann, der auch gegen die nationalsozialistischen Machthaber Distanz wahrte und sogar in der Reichspogromnacht 1938 verfolgte Deutsche jüdischen Glaubens in seinem Hotelzimmer versteckte, gilt heute als einer der besten Boxer aller Zeiten.

Und die Profi-Weltmeister Jürgen Brähmer, Sebastian Zbik und Sebastian Sylvester setzten die boxsportliche Erfolgstradition „Made in M-V“ fort.

Text/ Fotos: M. Michels

1.Die Pressekonferenz zur UNIVERSUM Champions Night am 17.Juli 2010 fand auf der „Weißen Flotte“ in Schwerin statt. „Auf Kurs“ in Sachen WM-Titelverteidigung ist auch auch Box-Queen Susi!
2.-4. Susi Kentikian und Jürgen Brähmer im Blickpunkt.
5. Susi K. und „Mr. Box-Fox“, Uwe Fox!

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