„Wer offen ist, kann mehr erreichen!“

Am 8. September beginnen die „Interkulturellen Wochen“ in Schwerin

Am 8. September steigen die finalen Spiele der Vorrunden-Gruppe D der Frauen-Volleyball-EM mit Serbien, Tschechien, Bulgarien und Polen in der Sport- und Kongreßhalle in Schwerin. Und am gleichen Tag beginnen auch die „Interkulturellen Wochen“ (vom 8. September bis 5. Oktober) in der Landeshauptstaft mit einem ökumenischen Stadtgottesdienst, und einem Festival der Kulturen auf dem Altstädtischen Markt. Insgesamt werden bis Anfang Oktober rund 30 Veranstaltungen unter dem Motto „Wer offen ist, kann mehr erleben“ stattfinden.

In Schwerin leben rund 6.000 Menschen mit Migrationshintergrund, 6.000 unter insgesamt rund 91.000 Einwohnern – ein geringer Prozentsatz. Glaubt man einigen Stammtisch-Parolen, die nicht nur bei einer Partei zu finden sind, so könnte man annehmen, Schwerin werde von Menschen aus aller Welt überrannt. Dem ist natürlich nicht so. Schwerin geht es so, wie vielen anderen Städten in M-V, „der Rollator“ ist „das neue Stadtsymbol“, die jungen, gut ausgebildeten Schwerinerinnen und Schweriner verschwinden lieber Richtung Westen und werden selbst zu Ausländern, da viele auch unter anderem Frankreich, Großbritannien, die Niederlande, Skandinavien, Österreich, die Schweiz, Nordamerika oder „Down Under“ als neue Heimat wählen. Schwerin vergreist, wie andere mecklenburgische Städte – das ist spürbar, da gibt es nichts schön zu reden.

Latente Fremdenfeindlichkeit ist da kontraproduktiv – politisch, wirtschaftlich und kulturell. Auch sportlich! Was wäre das Volleyball-Frauen-Team des Schweriner SC ohne die gut integrierten Wahl-Schwerinerinnen aus anderen Ländern! – Ja! Bestimmt nicht deutscher Meister, deutscher Pokalsieger oder ein erfolgreicher Champions League-Teilnehmer. Der FC Hansa Rostock würde ohne Neu-Rostocker aus anderen Nationen wohl in der dritten Liga kicken; in anderen Sportarten – deutschlandweit – ist es ähnlich. Im  Sport klappt das Miteinander zwischen Deutschen und Neu-Deutschen mit Migrationshintergrund – im Gegensatz zu anderen gesellschaftlichen Bereichen – bestens.

Wie antwortete Moderatorin und Universal-Talent Nazan Eckes in einem früheren Interview mit dem Autor auf die Frage: „Im Sport funktioniert die Integration in Deutschland prächtig. Ohne die Deutschen mit „fremden Wurzeln“ wäre Deutschland weder im Fußball, noch im Eishockey, im Turnen, in der Akrobatik, im Boxsport, im Ringen, im Gewichtheben, in der Leichtathletik, im Eiskunstlaufen,  usw. zur Weltklasse zugehörig. Was läuft im Sport so gut und woanders nicht?“ wie folgt treffend:
„Darüber habe ich mit Freunden sowie mit Profisportlern schon oft gesprochen. Beim Sport kommt es verstärkt auf den Zusammenhalt an: Das Team zählt, nicht der Einzelne. Und es ist völlig egal, ob z.B. beim Fußball der Torwart türkisch spricht, griechisch oder afrikanisch. Hauptsache er lässt keinen Ball durch. Die Sprachbarriere, die im Alltagsleben ein echter Kommunikationskiller ist, spielt beim Sport keine ganz so große Rolle. Man kann sich im wahrsten Sinne “mit Händen und Füßen” verständigen und versteht sich trotzdem. Der Teamgedanke schweißt zusätzlich zusammen und baut schneller Vorurteile ab. Das perfekte Gesellschaftsmodell.“

Ja, man sollte sich besser kennen lernen, das Gespräch suchen, sich um aufrichtiges Miteinander bemühen. Das meinte die 2007 leider viel zu früh verstorbene, damalige  Ausländerbeauftragte in Schwerin, Annette Köppinger, in einem Gespräch 1997 ebenfalls:
“Meine Erfahrung ist, dass Deutsche, sobald sie persönlich mit Menschen anderer Herkunft bekannt sind und sich mit deren Problemen befassen, nicht nur Verständnis haben, sondern sich auch für diese Menschen engagieren. Wer diese Erfahrung nicht machen kann oder will, ist oft mit Vorurteilen und Fehlinformationen so eingedeckt, dass es zu starker Ablehnung des Fremden insgesamt kommt.”

Sie wusste eben: Weltanschauung kommt von “Welt anschauen”! Wer das Fremde begreifen will, muß es kennen lernen. Das war ihre Botschaft auch an die Schwerinerinnen und Schweriner. Annette Köppinger plädierte stets und auch im genannten Interview für mehr Engagement zwischen “alten” und “neuen” Deutschen, für mehr Kontakte untereinander und mehr Verständnis füreinander.

Mögen die „Interkulturellen Wochen“ 2013 erfolgreich sein.

Übrigens: Sportiv geht es bei den „Interkulturellen Wochen“ 2013 in Schwerin – neben der Volleyball-EM – ebenfalls zu. Am 19. September gibt es ein Simultan-Schachturnier mit dem isländischen Großmeister Henrik Danielsen, am 20.September wird ein Fußballturnier für Freizeitmannschaften ausgetragen und gekegelt wird am 22. September. Gekocht wird außerdem: Am 25. September heißt es „Mile Widziany – polnisch kochen: Golabki pomidorowy“.

Marko Michels

Nach oben scrollen