Das Mecklenburgische Volkskundemuseum zur Sommer- und Ferienzeit
Das Wetter ist sonnig bis abwechslungsreich. Es ist Sommer- und Ferienzeit in Schwerin. Statt Wohnstube ist die freie Natur angesagt, und wen zieht es da nicht ins Grüne oder ins Wasser. An beidem, also an Wiesen und dem Schweriner See, liegt das Mecklenburgische Volkskundemuseum mit seinen historischen Gebäuden. Wir wollten einmal genau wissen, was dort zwischen Juli und September eigentlich los ist. Museumsdirektorin Gesine Kröhnert hat uns aufgeklärt:
„Wer zu uns kommt, darf mitmachen…“
Frau Kröhnert, wie war der Zuspruch im ersten Sommermonat Juni? Welche Ausstellungen locken aktuell ins Freilichtmuseum?
Gesine Kröhnert: Meist schon ab Mai und erst recht auch im Juni und Juli nutzen viele Schulen und Kitas die vielfältigen Möglichkeiten unserer Einrichtung für ein paar Stunden oder ganze Projekttage. Beliebt ist vor allem das Buttern: das Herstellen von Butter so wie früher nur in kleineren Portiönchen aber dafür mit eigener Muskelkraft. Und wenn dann das selbst Gerührte und Geschlagene zusammen mit hier geernteten Kräutern auch noch aufs Brot geschmiert werden kann, schmeckt es besonders gut.
Unsere alte Dorfschule mit Möbeln und Gegenständen aus der Zeit um 1900 ausgestattet, übt einen besonderen Reiz aus. Für Schulklassen bieten wir eine Unterrichtsstunde mit Schiefertafel und Griffelkasten mit alten Schreib- und Rechenübungen an. Auch echte Lehrer können mit ihren Schülern mal eine Schul- bzw. Geschichtsstunde mit ganz besonderen Sinneseindrücken durchführen. In der Schulscheune können Besucher unsere selbst gezüchteten Seidenraupen beobachten.
Im Mai zogen bei uns mehrere Bienenvölker fest ein. Besucher können in einen natürlich angelegten Bienenstock in einem hohlen Kirschbaumstamm schauen und die Bienen bei der Arbeit beobachten. Dieser Teil des Bienenlebens bleibt für uns meist verborgen. Spannend sind auch die Informationen, vielleicht auch für zukünftige Hobby-Imker, auf unserer jetzt dauerhaft angelegten Bienenstraße.
Vor wenigen Tagen eröffneten wir eine neue Ausstellung: „Der offizielle Blick – Bildjournalismus und sein regionalgeschichtlicher Wert“. In unserem Kunstkaten bekommen Besucher faszinierende, vor allem fotografische Eindrücke aus der Zeitungsgeschichte der Schweriner Volkszeitung und ihrer Vorgängerverlage der letzten etwa 100 Jahre.
Auch musikalisch haben wir einiges zu bieten: zum Beispiel monatliche Tanzabende auf Hufe Fünf mit traditioneller Musik und alten Tänzen oder einmalig Trommeln am See mit Birgit Engel. Allem gemeinsam ist: Wer zu uns kommt, darf mitmachen – Natur, Traditionelles und Geschichte mit allen Sinnen selbst erfahren.
Was ist von Juli bis September geplant?
Gesine Kröhnert: Im Juli gibt die Fritz-Reuter-Bühne ein Gastspiel in der Hufe V. Derzeit läuft an den Wochenenden das niederdeutsche Stück: „Mannsminschmakt de Huuswirtschaft“. Ein Bauer und seine Frau üben sich im Rollentausch. Doch der Bauer stolpert bei seiner vermeintlich leichten Aufgabe durch alle möglichen Fettnäpfchen und Katastrophen. Auch das Kinderstück: „An der Arche um Acht“ ist im diesjährigen Theaterprogramm bei uns vertreten.
Das Wochenende des 30. und 31. Juli können sich die Freunde des Living History schon mal vormerken. Für ein paar Tage ziehen in unsere bäuerlichen Katen wieder historische Darsteller ein. Sie bestreiten hier den ganz normalen Alltag auf einem Bauerndorf im Jahre 1916 im Originalambiente, in den alten Kleidern und mit den Gebrauchsgegenständen aus jener Zeit. Interessantes und fast vergessenes Thema diesmal sind die Kriegsnagelungen, die während des ersten Weltkriegs in fast allen Orten Deutschlands stattfanden. Wofür sie gut waren, können die Besucher Ende Juli hautnah erleben.
Der August gehört fast ausschließlich den Kindern. Jeden Mittwoch von 10 bis 13 Uhr bieten wir ein abwechslungsreiches Ferienprogramm mit traditionellen Spielen und Umgang mit Naturmaterialien. Wir haben einen Spielplatz und Zugang zum Schweriner See. Und wenn es mal regnet, verfügen wir über ausreichend Unterschlupfmöglichkeiten in den Scheunen oder im Museumscafé mit Kaffee, Kuchen und Eis.
In den Sommerferienwochen spielt das Figurentheater Margrit Wischnewski „Grimm in der Scheune“. Jeden Mittwoch und Donnerstag um 15 Uhr präsentiert die Puppenspielerin Märchen der Gebrüder Grimm nach eigenen, teils traditionellen teils modernen, Ideen. Ein riesiger Spaß für Kinder ab fünf Jahren.
Am 26. August führen wir wieder unsere beliebte und erfolgreiche Fledermausnacht gemeinsam mit dem Naturpark Sternberger Seenland durch. Für klein und groß bieten wir Fledermausbasteleien, einen Vortrag über die Jäger der Nacht und eine reizvolle Nachtexkursion.
Wann steigt das diesjährige Windros-Festival? Welche Gäste werden erwartet? Was ist dazu alles in Arbeit?
Gesine Kröhnert: „String Nations“ – unter diesem Motto zupfen, streichen und schlagen die Künstler ihre Streichinstrumente und noch viele andere Musikinstrumente beim Windros-Festival 2016 vom 9. bis 11. September. Beliebt ist das Festival natürlich bei den „Folkies“, bei den Freunden traditioneller Musik und der alten Tänze. Wer hier ein Instrument spielen lernen möchte, kann dies ausprobieren. In der Woche vor dem Festival können Schulklassen an kostenfreien Workshops teilnehmen, auf alten Instrumenten spielen und nebenbei etwas über die Geschichte traditioneller Musik lernen.
Auch während des Festivals finden solche Workshops zu vielen alten Instrumenten für Kinder und Jugendliche statt. In Tanzworkshops können Interessierte die Schritte und Figuren lernen, die sie an den Abenden beim Tanz in der Schulscheune zeigen können.
Die Festivalmusikanten kommen mal wieder aus der ganzen Welt zusammen. Paul McKenna Band, KatsiaPrakopchyk und Jan Skryhan, Jitka Suranská Trio, NorbiKovács, Malbrook, Pipenbrock Orchester, Doc Rossi, Dansk Tysk Polka Rave und noch viele mehr haben sich hier angekündigt. Zum musikalisch-romantischen Höhepunkt am Samstagabend spielen alle Künstler vereint auf der großen Bühne. Zur Matinee am Sonntag klingt das Festival stimmungsvoll aus. Das Schöne ist ja, wer Musik liebt, egal welche Richtung, wird beim Festival nicht zu kurz kommen.
Gibt es noch andere Neuigkeiten – Projekte, Baumaßnahmen oder Events – aus Mueß?
Gesine Kröhnert: Die Stadt Schwerin möchte sich um die BUGA 2025 bewerben, und die konzeptionelle Ausrichtung dieser Bewerbung bezieht unser Freilichtmuseum entlang der Strecke Franzosenweg, Zoo, Zippendorf, Mueß mit ein. Diesem Projekt sehen wir mit großer Hoffnung entgegen. Wenn es denn so kommen würde, könnten wir sowohl als Volkskundemuseum als auch als touristisches Ausflugsziel vor allem für die Schweriner aber auch für Touristen mehr Attraktivität und Erreichbarkeit erlangen.
Unsere Glanzlichter bei den Events werden der Pflanzenmarkt Ende April, das Windros-Festival Anfang September, die Living-History-Veranstaltungen im Frühjahr und Sommer, die Sommervorstellungen der Fritz-Reuter-Bühne und der Kunsthandwerkermarkt „winterSonnenwerke“ kurz vor Weihnachten bleiben.
Auch der Tanz auf Hufe V hat eine beliebte Tradition. Diese Veranstaltungen haben sich etabliert, und viele Besucher würden sie vermissen, wenn es sie nicht mehr gäbe. Wir versuchen allerdings in jedem Jahr neue attraktive Highlights zu organisieren. Im nächsten Sommer wird es zum Beispiel wieder das Fahrradkonzert 2017 der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern bei uns geben.
Wie wohl an keinem anderen Ort Schwerins verbinden sich im Freilichtmuseum in Mueß Geschichte, Kultur und Natur dieser Region. Das wissen unsere Besucher besonders zu schätzen.
Vielen Dank, viele sonnige Tage für das Museum und dessen Besucher sowie weiterhin viel Erfolg!
Die Fragen stellte Marko Michels