Wie weiter mit dem Plattenbau?

Die Neuverteilung der Städtebaufördermittel sorgt für Unruhe
Dr. Woflram Friedersdrff(rechts) mit den Teilnehmern des Stadtrundgangs durch Neu Zippendorf„Ja, Gott sei Dank, die Platte lebt, auch wenn die Welt am Zeiger dreht“ – so trällerte die Stadtteilmaus beim Stadtteilfest im Mueßer Holz und verbreitete fröhlichen Optimismus. Doch wenig später sorgte die Meldung aus dem Bauministerium des Landes, dass künftig nur noch ein Viertel der Fördermittel aus dem Programm Stadtumbau Ost in Mecklenburg-Vorpommern den Plattenbaugebieten zugute kommen soll, für Unruhe. Der Verein „Die Platte lebt“ wandte sich über die Landtagsabgeordneten Jörg Heydorn (SPD), Dr. Armin Jäger (CDU) und Helmut Holter (Die Linke) an den Minister für Verkehr, Bau und Landesentwicklung, Dr. Otto Ebnet (SPD), der in der SVZ mit den Worten zitiert wurde: „Wir haben in der Vergangenheit Stadtteile wie das Mueßer Holz prima saniert und doch leeren sich die Wohnblöcke.“

Dr. Jäger begrüßte in einem Schreiben an den Minister das Vorhaben, die städtebaufördermittel künftig verstärkt auf die Stadtzentren zu konzentrieren, brachte aber auch die Sorge um die so genannten Plattenbausiedlungen zum Ausdruck, da sie gerade auch Heimstatt für Familien sind, die sich kein Domizil in den teureren Innenstädten leisten könnten. „Wenn ich mir als Schweriner beispielsweise die Aufwertung des Wohnumfeldes im Bereich Marie-Curie-/Mendelejewstraße u.a. durch die Planung von Eigenheimgebieten und die Ansiedlung von Nahversorgern vorAugen führe, stellt sich mir die Frage, wie hier weiter mit den noch vorhandenen Wohnsiedlungen verfahren wird.“ Er mahnte an, die Plattenbaugebiete und ihre Einwohner nicht gänzlich aus den Augen zu verlieren.

Keine Vernachlässigung zulassen

Die Frage ist also, was, wo und wie in den nächsten Jahren in den Stadtteilen mit besonderem Entwicklungsbedarf (Neu Zippendorf seit 1999, Mueßer Holz seit 2002) saniert werden kann und muss. Eine Vernachlässigung dieser beiden Gebiete, in denen rund 20.000 Menschen leben, wäre nicht zu verantworten. Über 53 Prozent der Bewohner des Mueßer Holzes sind laut Umfrage der Landeshauptstadt mit ihrem Wohnumfeld unzufrieden. In Neu Zippendorf und auf dem Großen Dreesch hingegen sind nur 28 Prozent. Die Nähe zu Wald und Wasser ist eben nicht alles.

Diese Problematik wurde auch bei einem Stadtrundgang von Experten mit Baudezernent Dr. Wolfram Friedersdorff Ende September durch die „Soziale Stadt“ deutlich. Aus kommunaler Sicht bringen Vereinbarungen mit zwölf verschiedenen Eigentümern – wie im Mueßer Holz – kompliziertere Probleme mit sich als solche mit nur zwei – wie in Neu Zippendorf. Der Leerstand von rund 30 Prozent trotz Sanierung im Mueßer Holz ergebe sich zum Teil aus unrealistischen Vorstellungen der jeweiligen Eigentümer. Dagegen zeige sich im Modellquartier Tallinner/Vidiner Straße in Neu Zippendorf mit den beiden gut kooperierenden Eigentümern SWG und WGS, wie man den Leerstand möglichst gering halten könne. Christian Schwabe vom Bauministerium nutzte die Eröffnung des Gorodki-Parks am 5.Oktober im Mueßer Holz, um darauf hinzuweisen, dass seit 1991 rund 130 Millionen Euro für die Städtebauförderung in Schwerin aufgebracht wurden, 50 Millionen davon für die Stadtteile Großer Dreesch, Neu Zippendorf und Mueßer Holz. Daneben seien 200 Millionen Euro in die Wohnraumförderung geflossen, vorzugsweise in die so genannten Plattenbaugebiete. Er versicherte, dass das Bauministerium auch künftig die Landeshauptstadt besonders unterstützen werde.

Wie diese Unterstützung aussehen kann, will der Verein „Die Platte lebt“ in einem Einwohnerforum Ende November vom Bauminister konkret erfahren. Seine Bereitschaft, daran teilzunehmen, hat Dr. Ebnet gegenüber Jörg Heydorn bereits erklärt. Einen konkreten Termin gibt es allerdings noch nicht.
hl/ric

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