Wieder Dampf unter dem Kessel

Historische Lok 91 134 wird wieder flott gemacht. Harry Glawe: „Denkmalpflege vermittelt wichtige Werte.“


Sie ist das Prunkstück der Mecklenburgischen Eisenbahnfreunde e.V. Schwerin – die Tenderlokomotive 91 134, gebaut 1898 in der Elsässischen Maschinenfabrik Graffenstaden. Bis vor zwei Jahren begeisterte sie als älteste regelspurige betriebsfähige Dampflokomotive auf Ausstellungen und Sonderfahrten mit einem historischen Personenzug in Deutschland viele Menschen. Dann legte der TÜV-Ablauf des Kessels mit größerem Instandsetzungsbedarf das imposante Werk deutscher Eisenbahntechnik lahm. Nun soll mit Hilfe des Wirtschaftsministeriums der Dampfkessel komplett erneuert und die Lok wieder fahrtüchtig gemacht werden.

„Wenn alles nach Plan läuft, wird die 116 Jahre alte Lok demnächst wieder zwischen Schwerin und Wismar verkehren“, sagte Wirtschaftsminister Harry Glawe. „Der Verein der Mecklenburgischen Eisenbahnfreunde Schwerin leistet hervorragendes mit seinen rein ehrenamtlichen Mitstreitern. Denkmalpflege vermittelt wichtige Werte. Gleichzeitig stellen historische Züge und Lokomotiven – dafür gibt es viele Beispiele in MV – auch eine ganzjährige Attraktion für hiesige Technikfreunde und Urlauber dar.“

Nostalgie auf Schienen

Von der Schweriner Nassdampflok sind insgesamt nur 235 Stück gebaut worden. Viele Stationen führten die historisch wertvolle Lokomotive in den Nordosten. Über die Bahnbetriebswerke Braunschweig, Helmstedt und Magdeburg kam die Lok Jahr 1947 in das Bahnbetriebswerk Schwerin, wo sie meist als Rangierlok auf dem Schweriner Hauptbahnhof fungierte. Die letzten Einsatzorte vor der Ausmusterung am 3. Juni 1966 waren Neuruppin und Rostock. 1985 gelang es engagierten Schweriner Eisenbahnern, die 91 134 in ihre alte Heimat zurückzuholen. Mit der DDR-typischen Improvisationskraft und großem Engagement wurden dringende Erhaltungsmaßnahmen organisiert. Bestens gepflegt ist die Lokomotive heute technisches Denkmal der Landeshauptstadt Schwerin und seit August 2006 Eigentum des gemeinnützigen Vereins Mecklenburgische Eisenbahnfreunde Schwerin e.V. „Nach Abschluss aller Instandsetzungsarbeiten wird sich Einheimischen und Besuchern eine hervorragende Gelegenheit bieten, nostalgische Eisenbahntechnik in der beeindruckenden Landschaft Mecklenburg-Vorpommerns zu genießen“, sagte Glawe.

Mit der jetzigen Förderung durch das Wirtschaftsministerium geht für die Eisenbahnfreunde erneut ein Traum in Erfüllung. Der defekte und nicht mehr gebrauchsfähige Dampfkessel wird in der thüringischen DB Fahrzeuginstandhaltung GmbH ausgebaut. Dort erfolgt eine umfangreiche Instandsetzung des Dampfkessels mit Neumaterial. Das 1914 als Dampflokwerk Meiningen gegründete Unternehmen ist das letzte größere Instandsetzungswerk für Dampflokomotiven in Westeuropa.

Im kommenden Jahr soll die Schweriner Lok nach Meiningen überführt werden. Nach dem Einbau des neuen Kessels erhält die alte Eisenlok dort auch ihren neuen „TÜV“ und fährt mit eigener Dampfkraft zurück zum Heimatbahnhof. In etwa einem Jahr wird mit der Rückkehr des Aushängeschilds des Mecklenburgischen Eisenbahn- und Technikmuseums Schwerin gerechnet. Die Ausstellungshalle mit vielen weiteren ehemals fahrenden „Zeitzeugen“ der Industrialisierung wird ebenfalls vom Verein der Mecklenburgischen Eisenbahnfreunde Schwerin e.V. betrieben.

Die Wiederinbetriebnahme der Schweriner Dampflok durch die weitreichende Kesselreparatur wird vom Wirtschaftsministerium MV aus Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) und des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) in Höhe von 388.000 Euro unterstützt, sobald alle Antragsunterlagen vollständig vorliegen. Der Verein trägt zusätzlich einen Eigenanteil in Höhe von 97.000 Euro. Als Voraussetzung für die Förderung muss ein touristisches Konzept erarbeitet werden, das den Betrieb der Lok über die Laufzeit der Förderung von acht Jahren nachweist.

Quelle: Ministerium für Wirtschaft, Bau und Tourismus

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