Wiedergründung von M-V und der Landeshauptstadtstreit

Georg Diederich beschreibt, wie es wirklich war

Mit dem neuen Buch von Georg Diederich wird nach Ansicht des Direktors der Landeszentrale für politische Bildung M-V, Jochen Schimdt, eine Lücke in der Beschreibung jüngster Landesgeschichte geschlossen. Er lobte die Broschüre über „Die Wiedergründung des Landes Mecklenburg-Vorpommern“ bei der Vorstellung als wichtiges und gelungenes Werk und bescheinigte dem Autor eine „fast unangemessene Bescheidenheit“, die sich wohltuend von anderen, meist subjektiv gehaltenen Zeitzeugnissen abhebe. Das Geschehen werde kurzweilig und immer an den Tatsachen orientiert beschrieben. Die reiche Bebilderung mache das Buch besonders attraktiv und sei vor allem für die politische Bildung an den Schulen im Land zu empfehlen.

In großem Bogen wird darin das Wiederentstehen der Länder im Osten Deutschlands geschildert, von den ersten Landesfahnen bei den Demonstrationen im Herbst 1989 bis hin zu Ländereinführungsgesetz und Einigungsvertrag. Die Darstellung berührt alle Etappen auf dem Weg zur deutschen Einheit, die ohne Ländergründung im Osten Deutschlands nicht möglich gewesen wäre. Dazu gehörte die Einsetzung von Regierungsbevollmächtigten, die von der Volkskammer der DDR mit der Abwicklung der alten Bezirke und der Vorbereitung der Landesgründung beauftragt waren.

Im Hauptteil beschreibt Diederich die Auseinandersetzungen beim Aufbau des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Als Regierungsbevollmächtigter des Bezirkes Schwerin musste er zusammen mit seinen Kollegen in Rostock und Neubrandenburg über die künftigen Strukturen des Landes entscheiden. Besonders spannend lesen sich die vier Kapitel zum Streit um die
Landeshauptstadt, der im Sommer 1990 das künftige Land M-V in Atem hielt. Für die meisten Landsleute war Rostock zunächst der eindeutige Favorit. Die Vorentscheidung sollten schließlich die Abgeordneten aus allen Kreistagen und Stadtverordnetenversammlungen im Lande treffen. Diederich beschreibt lesenswert wie es ihm und seinen Mitarbeitern gelang, eine überwältigende Mehrheit für Schwerin herbeizuführen. Damit konnte mit der Ansiedlung von Landesregierung und Landtag in der alten Residenzstadt begonnen werden. Am 28. Oktober 1990 bestätigte der neugewählte Landtag dann die Vorentscheidung der kommunalen Volksvertreter und bestimmte Schwerin endgültig als Landeshauptstadt. Damit waren auch die Forderungen nach Gründung von Landschaften vom Tisch, die das neue Land mit unnötigem Verwaltungsaufwand belastet hätten.

Georg Diederich
Die Wiedergründung des Landes Mecklenburg-Vorpommern
Bericht eines Zeitzeugen
Verlag: Thomas-Morus-Bildungswerk Schwerin
ISBN: 978-3-9810202-4-3

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