„Willkommen in Europa – EU-Politik gefährdet Menschenleben“

Stadthaus zeigt Ausstellung der Organisation „Ärzte ohne Grenzen“

Gregor von Glinski, freier Mitarbeiter bei Ärzte ohne Grenzen, beim Aufbau der Ausstellung im Stadthaus. (Foto: © Landeshauptstadt Schwerin)Noch bis zum 31. August zeigt das Stadthaus zu den Öffnungszeiten im Erdgeschoss die Ausstellung der Organisation „Ärzte ohne Grenzen“: „Willkommen in Europa – EU-Politik gefährdet Menschenleben“.
Krieg, Vertreibung, Verfolgung, Armut – es gibt viele Gründe, weshalb Menschen ihre Heimat verlassen und nach Europa fliehen. Sie kommen aus Krisenregionen im Nahen Osten, Afrika und Asien und sind auf der Suche nach Frieden, Schutz und besseren Lebensbedingungen. In der Europäischen Union sind sie jedoch nicht erwünscht, eine legale Einreise ist für die meisten nicht möglich. Immer mehr Menschen versuchen daher, das Mittelmeer zu überqueren und riskieren ihr Leben auf hoher See, weil es an sicheren Wegen nach Europa fehlt. Jedes Jahr kommen mehr Menschen an den Küsten Europas an: Im Jahr 2014 waren es 219.000 – 159.000 mehr als im Jahr davor.

Die Reise wird dabei für die Menschen immer gefährlicher. Schlepper bringen sie für viel Geld in überfüllten Transportern und Booten über Land und Meer, immer wieder kommt es zu Überfällen, Misshandlungen, Erpressungen und Vergewaltigungen. Tausende sterben unterwegs – alleine im Jahr 2015 sind bis zum Mai mehr als 1.800 Menschen auf dem Mittelmeer ertrunken.

Für diejenigen, die überleben, ist die Ankunft häufig ein Schock. Sie erhalten in vielen Fällen keine Hilfe, werden zum Teil in ungeeigneten, viel zu engen Unterkünften festgehalten und dürfen in der Regel weder arbeiten noch innerhalb Europas weiterreisen. Oft müssen sie Monate ausharren, während sie auf den Ausgang ihres Asylantrags warten.

Auch besonders verletzliche Menschen werden zu wenig versorgt – dabei steigt ihr Anteil unter den Schutzsuchenden. Während in der Vergangenheit überwiegend junge Männer die gefährliche Reise über das Mittelmeer wagten, sind heute zunehmend auch Familien mit kleinen Kindern, alleinreisende Schwangere oder Frauen mit ihren Babys sowie unbegleitete Minderjährige unter den Ankommenden.

ÄRZTE OHNE GRENZEN leistet seit dem Jahr 2000 an den Außengrenzen der EU medizinische Nothilfe für die Menschen. Die Mitarbeiter bieten medizinische Untersuchungen und psychologische Hilfe an und verteilen Hilfsgüter. Dabei erfahren sie die Geschichten der Menschen und erleben, wie deren medizinische und psychische Probleme mit den Erfahrungen der Flucht und den schlechten Aufnahmebedingungen in Europa zusammenhängen.

Eine Mitarbeiterin von Ärzte ohne Grenzen versorgt Flüchtlinge auf Lampedusa. (Foto: © Mattia Insolera/MSF)Die Ausstellung zeigt exemplarisch Fotos aus verschiedenen Ländern entlang der südlichen Außengrenzen Europas. ÄRZTE OHNE GRENZEN engagiert sich an verschiedenen Orten – wo gerade die meisten Menschen ankommen und wo die Hilfe am dringendsten gebraucht wird. Die Bilder sind im Rahmen der humanitären Projekte entstanden. Sie zeigen Menschen und ihre Geschichten – und drücken den Schmerz über den Verlust der Heimat, die Traumata der lebensgefährlichen Reise sowie Verzweiflung und Perspektivlosigkeit aus.

ÄRZTE OHNE GRENZEN fordert, dass die EU endlich den Schutz von Menschenleben statt von Grenzen in den Mittelpunkt ihrer Politik rückt. So lange Kriege, Konflikte und Menschenrechtsverletzungen weltweit anhalten – sei es in Afghanistan, Eritrea, Irak, Somalia oder Syrien – werden die Menschen weiter versuchen, nach Europa zu gelangen. In ihren Heimatländern zu bleiben, ist für sie häufig schlicht keine Option. Die Erfahrung von ÄRZTE OHNE GRENZEN zeigt: Abschottung, restriktive Asylpolitik oder der einseitige Kampf gegen Schlepper können die Menschen nicht stoppen – sie zwingen sie vielmehr, immer größere Risiken auf dem Weg nach Europa einzugehen und ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Auch Deutschland als einflussreicher EU-Staat muss darauf drängen, dass die Menschen auf sicheren und legalen Wegen fliehen können und in Europa angemessen aufgenommen und versorgt werden. www.aerzte-ohne-grenzen.de

Quelle: LHS

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