Zink- und Orgel-Konzert in der Paulskirche

Am 14. August um 18.00 Uhr musizieren Hans-Jakob Bollinger (Zink) und Christiane Lux (Orgel) in der Paulskirche Schwerin.

Es erklingen Werke des 16. Und 17. Jahrhunderts von G. Frescobaldi, B. Storace, B. Ferrari u.a.  .

Der Eintritt zum Konzert beträgt 6,- (erm. 4,-) Euro.

Der Zink (ital. Cornetto = Horn) ist ein wiederentdecktes historisches Holzblasinstrument mit sinnlichem Klang, großer Beweglichkeit und starkem Ausdruck. Der gemeine Musikwissenschaftler und Instrumentenkundler bezeichnet es als ein „Grifflochhorn“.
Das Instrument hatte eine bewegte Geschichte: Im frühen Mittelalter wurde es vermutlich aus dem abgesägten Horn eines Tieres hergestellt. Im Lauf der Zeit entwickelte sich aus einem weitmensurierten und damit tief und dumpf klingenden Instrument mit kleinem Tonumfang ein überaus erfolgreiches Instrument, welches in der Renaissance die Position des führenden Sopraninstrumentes in den Hof- und Kirchenkapellen errungen hatte. Nachdem der Zink ab der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts langsam von der leistungsfähigeren und moderneren Violine verdrängt wurde, mussten sich die Zinkenisten nach und nach zurückziehen und fanden nur noch als Türmer und Stadtpfeifer Verwendung. Dieser Prozess begann in Italien und um einige Jahrzehnte verspätet fand diese Entwicklung im deutschsprachigen Raum eine Parallele. Johann Sebastian Bach zum Beispiel verwendete den Zinken nur noch äusserst sparsam. Spätestens im frühen 19. Jahrhundert verschwand er endgültig aus dem Musikleben. In seinen besten Zeiten aber, zwischen 1500 und 1650, schätzten Komponisten, Musiker und Publikum den Zink vor allem wegen seiner herausragenden Fähigkeit, die menschliche Stimme zu imitieren. Zinkenisten waren damals oft grosse Virtuosen und wurden häufig höher dotiert als andere Musiker oder sogar die Kapellmeister. Die Zinkenisten von damals waren die Sänger von heute.

Hans-Jakob Bollinger studierte moderne Trompete an der Musikhochschule Zürich-Winterthur. Nach mehreren Weiterbildungsaufenthalten in Schweden und den USA verlagerte sich sein musikalisches Interesse immer mehr Richtung Alte Musik und so studierte er in der Folge an der Schola Cantorum Basiliensis Zink bei Bruce Dickey wie auch Barocktrompete bei Edward H. Tarr und Jean-François Madeuf sowie später an der Musikhochschule Genf beim Zinkenisten William Dongois. Als Zinkenist arbeitet Hans-Jakob Bollinger mit verschiedenen Ensembles für Alte Musik (wie zum Beispiel den i barocchisti unter Diego Fasolis) in Europa zusammen. Er spielte an renomierten Festivals für Alte Musik wie Tage Alter Musik, Innsbruck, Ambronnay und ‚Guideonum‘ in Arrezzo.

Christiane Lux studierte Kirchenmusik an der Evangelischen Kirchenmusikschule in Halle/Saale und schloss mit dem A-Examen ab. Danach folgten ein Cembalostudium bei Jon Laukvik an der Musikhochschule Stuttgart sowie ein Studium für Orgel/Alte Musik bei Andrea Marcon und Lorenzo Ghielmi an der Musikhochschule Trossingen. Nach ihrer Assistententätigkeit an der Marienkirche in Berlin war sie als Kirchenmusikerin an der Stadtkirche in Bitterfeld und an der Johanniskirche in Luckenwalde tätig. Seit 1994 lebt sie als freischaffende Musikerin in Stuttgart und jetzt in Tübingen. Als Solistin sowie als Continuo-Spielerin konzertierte Christiane Lux mit namhaften Orchestern wie beispielsweise der Internationalen Bachakademie Stuttgart unter H. Rilling, der Stuttgarter Philharmonie unter G. Feltz und dem Mecklenburgischen Barockorchester „Herzogliche Hofkapelle“ zusammen mit dem NDR-Chor unter J. Moesus. Hinzu kommt eine langjährige Zusammenarbeit als Cembalistin und Organistin mit dem Schweriner Barockensemble Musica Instrumentalis sowie dem Schweizer Zinkenisten Hans-Jakob Bollinger, mit denen sie auch Rundfunk- und CD-Aufnahmen eingespielt hat.

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