Zugänge bei den bedrohten Grevy-Zebras

Die Herde Grevy-Zebras im Schweriner Zoo ist jetzt vollständig. Zwei weitere Hengste sind zu den bereits seit der Eröffnung der neuen Nashorn-Savanne im vergangenen Jahr hier lebenden Zebras hinzugekommen.

Grevy-Zebras im Schweriner Zoo.
Foto: © Zoologischer Garten Schwerin

Paul und Zaïr heißen die Neuzugänge. Beide sind fast zwei Jahre alt und stammen aus den Zoos Aalborg in Dänemark und dem französischen Beauval. Die Zusammenführung mit den älteren Hengsten Nero und Randi, ursprünglich aus Tschechien und Schweden, verlief völlig problemlos, geradezu tiefenentspannt. Paul, bereits am Mittwoch den 11. Juli in Schwerin eingetroffen, war der Erste der zunächst seine neue Freianlage begutachten durfte. Schon nach kurzer Zeit traf er erstmals auf seine neuen Mitbewohner, die den Neuankömmling neugierig beobachteten. Kurzes gegenseitiges Beschnuppern, auch etwas Gegenseitiges schupsen und bocken, dann war die Aufregung auch schon vorüber. Im Grunde ähnlich verlief es mit Zaïr, der drei Tage später eintraf. Wegen der Ankunft am späten Abend musste er allerdings die erste Nacht alleine im Stall verbringen, bevor er in den Morgenstunden in Ruhe den Außenbereich inspizieren durfte. Nach einer ersten Orientierung kamen die übrigen drei Hengste hinzu und die kleine Schweriner Herde war vollständig.

Grevy-Zebras sind natürlicherweise im Osten Afrikas und am Horn von Afrika verbreitet und beleben dort trockene und halbtrockene Graslandschaften. Eindeutig sind sie an den sehr feinen schwarzbraunen und weißen Streifen des typischen Zebramusters zu erkennen und lassen sich so gut von den anderen Zebraarten unterscheiden. Zudem handelt es sich bei ihnen mit einem Gewicht von bis zu 450 kg um die größten Wildpferde überhaupt. Tragischerweise geht die Anzahl wild lebender Tiere gravierend zurück. Waren es in den 1980er Jahren noch etwa 5.800 Individuen, so sind es heute geschätzt nur 2.600 Tiere, die zudem in stark zersplitterten Kleingruppen leben. Neben der Bejagung wegen ihres Fleisches stehen sie in direkter Konkurrenz zu Viehherden um den Zugang zu Wasser und Weideflächen. Das größte Problem ist jedoch der kontinuierliche Rückgang an geeignetem Lebensraum und die zunehmende Dürre, als Folge des globalen Klimawandels. Das Überleben dieser bildhübschen Tierart wird als äußerst kritisch erachtet, daher wird das Grevy-Zebra auf der Roten Liste als stark gefährdet geführt, der zweithöchsten Gefährdungsstufe.

Die Herkunft der Schweriner Grevy-Hengste aus vier verschiedenen Ländern versinnbildlicht förmlich die Funktion eines internationalen Arterhaltungsprogramms. Im Rahmen der konzeptionellen Umstellung des Schweriner Zoos auf vornehmlich bedrohte Tierarten wurden die zuvor gepflegten Böhm-Zebras (potenziell gefährdet) an andere Zoos abgegeben und mit der Planung des Neuanfangs mit Grevy-Zebras vorbereitet. In Absprache mit der Zuchtbuchkoordinatorin, selbst ansässig im Zoo in London, wurden die ersten beiden Hengste bereits 2015 ausgewählt und eine Zielgröße der Schweriner Herde definiert. Der Entschluss eine reine Hengstgruppe in Schwerin aufzubauen und damit auf eine eigene Zucht zu verzichten, fußt auf zwei Gründen. Zum einen gibt es in Europa bereits eine ausreichende Anzahl an Grevy-Zebra-Herden mit etwa 250 Tieren und einer gut laufenden Zucht, sodass neue Halter für überzählige Junghengste dringend gesucht werden. Zum anderen ist eine reine Männergruppe viel umgänglicher als eine gemischtgeschlechtliche bzw. Haremsgruppe, gerade wenn man diese mit anderen Tierarten vergesellschaften möchte.

Auf diese, passive Weise beteiligt sich der Zoo Schwerin im Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) des europäischen Zooverbandes. So genannte Junggesellengruppen dienen als Zwischenstation, bis für die ausgewachsenen männlichen Tiere geeignete Partner für eine Zucht in einer anderen Einrichtung gefunden sind. Aus solch einer Jungbullengruppe stammt übrigens auch der Nashornbulle Kimba, der in England geboren wurde, in Frankreich aufwuchs und nun mit Clara und Karen in Schwerin für Nachwuchs sorgen soll.

Die vier Grevy-Hengste sind mittlerweile gemeinsam mit den drei Nashörnern, der Herde Afrikanischer Zwergziegen und Helmperlhühnern auf der 8.000 Quadratmeter großen Anlage im Zoo Schwerin zu sehen.

Tina Stalgies, Zoologischer Garten Schwerin
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