Zurückgeblickt: Der 25. Herbstpokal auf dem Schweriner See

Eine perfekte Regatta


Eine der traditionsreichsten Sportarten im Nordosten ist zweifellos das Segeln. Dabei hat gerade auch die Schwerin immer wieder hervorragende Segler_innen in ihren Reihen, veranstaltete hervorragende Regatten und widmet sich erfolgreich der segelsportlichen Nachwuchsarbeit.

Mit Torsten Haverland und Ronald Rensch (470er, Schweriner Yachtclub, bei Olympia 1996), Monika Leu (470er, Schweriner Yachtclub, bei Olympia 2004) sowie Franziska Goltz (Laser Radial, Schweriner Segler-Verein von 1894, bei Olympia 2012) vertraten bereits vier Schweriner die mecklenburgischen „Segel-Farben“ bei Olympischen Spielen.

Traditionsreich ist auch der Herbstpokal der Landeshauptstadt, der in diesem Jahr schon zum 25. Mal ausgetragen wurde. 2014 nahmen über 500 Boote (in den Klassen Opti A, B, Laser Radial und Europe) aus ganz Deutschland an den Regatten auf dem Schweriner See teil.

Nachgefragt bei Lars Dittmar vom Segelverein Schwanenhalbinsel

„Eine perfekte Regatta…“

Frage: Die Regatten um den Herbstpokal sind schon wieder Historie. Wie lautet Ihr Resümee?

Lars Dittmar: Der 25. Herbstpokal war schlichtweg die perfekte Regatta. Schon hinsichtlich der Organisation eines solchen großen Events gibt es ja eine recht hohe Anzahl von „Einzelbaustellen“, die zu bewältigen sind. Damit wächst natürlich das Risiko, dass an der einen oder anderen Stelle etwas „schief“ geht, beispielsweise mehrere Schiedsrichter kurzfristig erkranken, irgendwelche Drucksachen auf einem Transport hängen bleiben oder ein Zeitplan ins Wanken kommt, weil irgendwo ein unvorhergesehenes Problem auftaucht – ein PC „aussteigt“ oder was auch immer.

500 Kinder und Jugendliche kann man ja nicht warten lassen oder nach Hause schicken. Da muss alles nahtlos passen. Der Herbstpokal ist schon seit so vielen Jahren ein so großes Event, dass es inzwischen auch für fast alle dieser Eventualitäten irgendeinen Plan B gibt – außer für das Wetter. Und nun war in diesem Jahr auch das Wetter derart „perfekt“, dass manchmal sogar professionelle Kameras im grellen Sonnenlicht, bewegtem Wasser und hunderten Booten nicht mehr „wussten“, worauf sie zuerst fokussieren sollten.
Da bekommt man als Regatta-Leiter schon manchmal etwas Angst, dass es nie wieder so toll werden könnte, aber die Jahre haben gezeigt, jeder Herbstpokal ist „der beste Herbstpokal aller Zeiten“.

In jedem Jahr gibt es auch immer irgendein neues, zusätzliches Highlight und das war in diesem Jahr für die Optisegler eine „siebente Wettfahrt“ in Form eines „Drachenboot-Tauziehens“ in der Schweriner Badeanstalt. .. Eine vorher nicht geprobte Idee, die bei Sommerwetter im Anschluss an die Segelwettbewerbe einen riesigen Spaß gebracht hat und mit „Helgas Armee“ auch ein Siegerteam – nach zahlreichen Ausscheidungsrennen – gefunden hat.
Natürlich reicht es uns auch nicht, die größte deutsche Regatta auf die Beine zu stellen, nein, wir wollen auch die am besten organisierte Regatta veranstalten. Das bedeutet, dass aus den beiden Vereinen, die diese Regatta seit einigen Jahren gemeinsam veranstalten, schon einmal 80 Mitglieder in die Vorbereitung und Durchführung der Wettkämpfe eingebunden sind.

Frage: Wie waren die Bedingungen? Wie viele Seglerinnen und Segler nahmen nun tatsächlich teil? Waren auch Rostocker, Wismarer oder Greifswalder vor Ort?

Lars Dittmar: Es waren 536 Segler auf dem Wasser – 349 Optimisten, 110 Laser und 77 Europes. Natürlich waren Segler aus ganz Mecklenburg dabei, aber auch aus ganz Deutschland, Dänemark, Polen und Schweden.

Frage: Wie beurteilen Sie die segelsportlichen Leistungen des Nachwuchses beim Herbstpokal? Wie ist eigentlich der Zuspruch zum Segeln in Schwerin?

Lars Dittmar: Gerade bei den Opti-A, aber auch bei den Laser 4.7, also der Einstiegsklasse in das olympische Boot, kann man die hohe Leistungsdichte auf dem Wasser sofort erkennen. Man sieht das dann natürlich auch in den Ergebnislisten. Ein erster und ein achter Platz in einer Wettfahrt des am Ende „nur“ 34. der Gesamtliste Opti-A zeigt zum Beispiel deutlich, dass es hier extrem eng zugeht. Dabei haben sich die Kinder aus MV hier sehr gut geschlagen.

Zwei Segler in den Top-Fünf einer 220 Boote umfassenden Klasse zeigt, dass MV da mithalten kann. Überhaupt ist die Zahl der Opti-A Segler aus Schwerin in den letzten Jahren gestiegen. Die Nachwuchsarbeit funktioniert und auch mein Verein hat seit einigen Jahren keine Nachwuchsprobleme, was dann fast automatisch bedeutet, dass wir Ausrüstungsprobleme haben- Denn: Wenn es viele Kinder gibt, werden naturgemäß irgendwann die Boote knapp, und um in so leistungsorientierten Bootsklassen mitzuhalten, muss natürlich auch das Equipment stimmen und das erfordert bei diesem Sport doch etwas höhere Investitionen als für einen Fußball.

Frage: Welchen Stellenwert hat aus Ihrer Sicht der Herbstpokal im segelsportlichen Terminkalender?

Lars Dittmar: Der Herbstpokal ist im deutschen Regatta-Kalender eine der Veranstaltungen, die man auch in Hinblick auf wichtige Qualifikations-Entscheidungen für internationale Regatten nicht verpassen darf. … In einigen Klassen sicher die wichtigste Regatta, in denen es ohne eine erfolgreiche Teilnahme schwer wird, bestimmte Ziele zu erreichen, beispielsweise für die im späten Frühjahr stattfindende WM und EM-Qualifikation der Optis, aber auch als teilnehmerstärkste Regatta der Europes in Deutschland.
Hier war der Herbstpokal direkter Teil der Qualifikation zur Weltmeisterschaft und zur Jugendeuropameisterschaft und eine der Regatten zum Deutschlandcup 2015.

Vielen Dank und weiterhin bestes Engagement für den Segelsport!
Die Fragen stellte Marko Michels

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