Zwischen Juniors-Cup 2015 und Box-EM 1985

Nachgefragt bei Schwerins Nachwuchs-Trainer Dieter Berg


Am Wochenende fand der zweite TRAKTOR-JUNIORS-CUP in Schwerin statt. 100 junge Boxer aus ganz Deutschland und Dänemark zeigten in den Altersklassen Schüler (Jahrgänge 2003-2004) und Kadetten (Jahrgänge 2001-2002) viele hochkarätige Kämpfe. Dabei wurde einmal mehr deutlich, wie hoch das sportliche Niveau der jungen Box-Talente bereits ist.

Das Schweriner Erfolgsteam auf dem 2. Traktor Juniorscup 2015. Ganz rechts: Dieter Berg (Foto: Paul Döring)Am Ende setzte sich der „Boxclub TRAKTOR Schwerin“ in der Mannschaftswertung knapp mit sechs Turniersiegen vor dem dänischen National-Team durch. Das zeigt, dass Schwerin auch im Nachwuchs-Box-Bereich auf dem richtigen Weg ist! Besonders Stolz über das Ergebnis ist Nachwuchstrainer Dieter Berg. Und Berg, der selbst als 10-Jähriger beim SC Traktor Schwerin (heute Schweriner SC) das Boxen erlernte, weiß wo der Weg hinführen kann. So feierte der gebürtige Hagenower 1985 seinen größten Erfolg, als er bei den Amateur-Box-Europameisterschaften in Budapest den Titel im Fliegengewicht gewann. Gold gab es seinerzeit auch für Rene Breitbarth, Siegfried Mehnert, Michael Timm und Henry Maske, womit die DDR-Boxstaffel zur erfolgreichsten (noch vor der UdSSR) avancierte.

Drei Fragen an Dieter Berg, Trainer Nachwuchsboxen und Jugendwart beim BC Traktor Schwerin

Frage: Herr Berg, wie beurteilen Sie das Niveau der einzelnen Kämpfe auf dem Traktor-Junior-Cup? Gab es junge Kämpfer, die Sie beeindrucken konnten und die aus Ihrer Sicht „das Zeug haben“, einmal ganz große Box-Asse zu werden?

Dieter Berg: Es gab viele junge Talente , die beeindruckten. Aus Schweriner Sicht gibt es dabei ein besonderes Lob für die zwölfjährige Antonina Grigorjan, die in einem hervorragenden Kampf im Finale die ein Jahr ältere und bis dahin ungeschlagene Cheyenne Bluhm aus Kostheim knapp bezwang. Große Anerkennung haben auch die weiteren Schweriner Turniersieger Faschad Nabizadeh, Sadek Lazem, Eliana Nebihi und Golagha Haddi verdient, die alle mit gutem Kampf-Niveau überzeugten.

Frage: Welche Bedeutung hat der Cup inzwischen? Wird er auch im Olympia-Jahr 2016 stattfinden?

Dieter Berg: Deutschlandweit hat dieser Juniors-Cup inzwischen eine große Bedeutung. Das sieht man ja am Zuspruch. Fünfundzwanzig Vereine aus ganz Deutschland und Dänemark beteiligten sich. Nur so, durch solche hochklassigen Turniere, bringen wir unsere jungen Talente nach vorn, in dem sie sich mit den Besten messen können! Den Juniors-Cup wird es im Olympiajahr 2016 natürlich genauso wie das Sven-Lange-Gedenkturnier wieder geben!

Frage: Sie wurden vor 30 Jahren Europameister im Fliegengewicht. Zurückblickend: Wie verlief die EM für Sie damals? Welche besonderen Erinnerungen daran haben Sie heute noch?

Dieter Berg: An diese Europameisterschaft erinnere ich mich immer wieder gerne und bekomme heute noch eine Gänsehaut, wenn ich daran denke. … Gerade weil ich damals „frisch“, im September 1984, zu den Männern wechselte. Ich wurde ja 1984 Europameister in Tampere bei den Junioren (Altersklasse U18) und dann gleich der Wechsel zu den Männern…
Ich war 1985 mit noch 18 Jahren der jüngste Europameister dieser EM in Budapest. Und dann holen wir mit 5 Europameister-Titeln (Rene, Siggi, Timmi, Henry und ich) auch noch den Pokal in der Mannschaftswertung. Das erste Mal bei einer EM waren wir besser als die Jungs aus der damaligen Sowjetunion – das war schon „irre“.

Und drei Europameister davon kamen aus Schwerin – Rene Breitbarth, Michael Timm und meine Wenigkeit. Das war wirklich Gänsehaut pur. Mein leider viel zu viel früh verstorbener, damaliger Trainer Fritz Sdunek trug damals alle fünf Europameister vor 10.000 Zuschauern unter riesigem Beifall aus der Budapester Sporthalle. Ein Erlebnis für uns alle, das wir nie vergessen werden!

 

Zurückgeblickt: Die EM der Amateure 1985 in Zahlen

Die 26. Box-Europameisterschaften der Amateure fanden Ende Mai/Anfang Juni 1985 in der ungarischen Hauptstadt Budapest statt. Auf das sportliche Konto der deutschen Faustkämpfer gingen ganze sieben Medaillen, wobei die DDR allein sechsmal Edelmetall erkämpfte:

– Rene Breitbarth (SC Traktor Schwerin): Gold im Halbfliegengewicht
– Dieter Berg (SC Traktor Schwerin): Gold im Fliegengewicht
– Michael Timm (SC Traktor Schwerin): Gold im Halbmittelgewicht
– Siegfried Mehnert (SC Chemie Halle): Gold im Halbweltergewicht
– Henry Maske (ASK Vorwärts Frankfurt/Oder): Gold im Mittelgewicht

– Torsten Koch (ASK Vorwärts Frankfurt/Oder): Silber im Leichtgewicht
– Markus Bott (Karlsruher SC): Silber im Halbschwergewicht

Hinter der DDR-Staffel wurde die UdSSR mit viermal Gold, zweimal Silber und dreimal Bronze Zweiter. Weitere Titel sicherten sich Ungarn, Bulgarien und Jugoslawien.
Im „Kampf der Systeme“ triumphierte ganz klar der „Ostblock“. 39 von 48 Medaillen (darunter alle EM-Titel) wurden ’85 eine sportliche Beute der sozialistischen Länder. Die westeuropäischen Länder begnügten sich derweil mit dreimal Silber und sechsmal Bronze, wobei Finnland mit einmal Silber, dreimal Bronze zur besten „West-Nation“ avancierte.

Übrigens: Die folgenden Olympischen Spiele 1988 in Seoul waren seitens des SC Traktor Schwerin ebenfalls besonders erfolgreich. Andreas Zülow gewannn den Titel im Leichtgewicht und Andreas Tews holte im Fliegengewicht Silber. Noch-Amateur sowie Noch-mittelgewichtler Henry Maske (ASK Vorwärts Frankfurt/Oder) wurde ebenfalls Olympiasieger. Für die BRD erboxte sich Reiner Gies vom 1. FC Kaiserslautern den Bronzerang im Halbweltergewicht.

Marko Michels

 

Info: Die diesjährigen Herren-Box-EM der Amateure finden vom 6. August bis 15.August in Sofia statt.

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