Zwischen Schwerin und Qingdao

Landeshauptstadt mit guter Segel-Tradition

Die Olympischen Spiele 2008 rücken näher.

Segeln / PfaffenteichDie Segler, seit 1896 olympisch (allerdings erst 1900 olympische Regatten), geraten mit den Spielen in Peking auch wieder verstärkt in den Blickpunkt der Öffentlichkeit.
Zwischen dem 9.August und 21.August wetteifern die weltbesten Seglerinnen und Segler um die olympischen Medaillen in 11 Klassen vor dem internationalen Segelzentrum Qingdao.
Leider wurde der Rostocker Laser-Segler Alexander Schlonski nicht nominiert, so dass 2008 kein Mecklenburger am segelsportlichen Start ist.

Schwerin hat im traditionsreichen Segelsport übrigens eine gute Tradition

Das Segeln als Wettkampfsport wurde nachweislich seit dem 16.Jahrhundert betrieben. Im Jahr 1588 tauchte im englischen Cowes eine „Lustyacht“ als neuer Bootstyp auf. Auf der Themse von Greenwich nach Gravesand fand 1661 die erste Regatta statt. Auch die Deutschen zeigten sich vom Segelsport begeistert: Friedrich I. brachte 1705 eine prunkvolle Yacht aus Holland auf der Spree zu Wasser.

Auf der „grünen Insel“, auf Irland schlug die Geburtsstunde des Vereinslebens im Segelsport – mit dem „Cork Harbour Water Club“ entstand dort 1720 der erste Segelverein der Welt. In Deutschland sollte die erste segelsportliche Vereinsgründung noch „etwas“ dauern: Erst 1835 wurde mit der Stralauer Tavernen-Gesellschaft der erste deutsche Segel-Verein geschaffen. Fünfzehn Jahre später – 1850 – fand dann auf der Hamburger Alster die erste deutsche Segel-Regatta statt.
 
Aufgrund seiner Seenlandschaft war auch die mecklenburgische Landeshauptstadt Schwerin für die Ausübung des Segelsportes geradezu prädestiniert. Die Anfänge des organisierten Segelsportes in Schwerin liegen vor allem im so genannten Schweriner Regattaverein, der aus dem im Jahre 1883 gegründeten Segel- und Ruderverein hervorging.
  
Im Anschluß an eine Regatta des Segel- und Rudervereins zu Schwerin im September 1894 machte der begeisterte Segler und Druckereibesitzer Herberger den Vorschlag zur Trennung der Interessengemeinschaft des Ruder- und Seglervereins, da dieser nach seiner Auffassung die Belange der Schweriner Segler nicht ausreichend genug vertrat. Herberger äußerte seine Meinung am Rande einer Preisverteilung am 1.9.1894 im Schweriner „Casino“.

Sofort waren 40 anwesende Segler bereit, dem neu zu gründenden Verein beizutreten.
Bereits am 13.Oktober 1894 kam es zur Gründung des „Schweriner Segler-Vereins“; damit war auch der Segelsport in Schwerin eigenständig organisiert.

Bereits vor 80 Jahren – Olympische Ambitionen des Schweriner Segelsportes

Im Jahre 1925 wurde die erste Jugendabteilung des „SSV“ gebildet  und noch im gleichen Jahr starteten die „SSV“-Segler zu ihrer ersten Fernwettfahrt zur Insel Lieps.
Eine besondere Veranstaltung durfte der „SSV“ 1926 ausrichten – Schwerin lud erstmals zur sogenannten „Bundeswoche der Segler“ ein.
  
Große sportliche Ambitionen hegte der Schweriner Segler-Verein im Jahr 1926 bereits für das Jahr 1928. Um eine Teilnahme an den Olympiaausscheidungen für die IX.Olympischen Spiele in Amsterdam zu erreichen, sollte eine Spendenliste – aufgerufen waren alle Schwerinerinnen und Schweriner – die Anschaffung einer dafür notwendigen 12-Fuß-Jolle ermöglichen, da diesbezüglich die eigenen finanziellen Mittel erschöpft waren.
Zwar konnte sich bei den nationalen olympischen Ausscheidungsfahrten kein Schweriner Segler für Olympia 1928 qualifizieren, aber allein die bis dahin getätigten materiellen wie ideellen Anstrengungen verdienen allerhöchsten Respekt.

Ein Novum bot der Yachtkonstrukteur Reinhard Drewitz in den zwanziger Jahre den segelbegeisterten Schwerinern. Er entwarf die „Schweriner Einheitsjolle“, ein gaffelgetakeltes Klinkerboot mit dem Segelzeichen V.
Dank des tatkräftigen Engagements der Vereinsvorsitzenden Kaufmann Mohr und Telefon-Inspekteur Windelberg  erwarb der „SSV“ 1927/28 die ersten 12-Fuß-Dinghis für die Jugendabteilung, so daß diese mit ihren Altersgenossen aus anderen deutschen Segler-Vereinen konkurrieren konnten.
In den Jahren 1928 bis 1932 nahmen die Segler des „SSV“ an zahlreichen auswärtigen Regatten, mit teilweise guten Resultaten, teil.

Vor 36 Jahren – EM-Titel für Christian Schröder

Vor 36 Jahren, bei den EM im Finn Dinghi kurz vor Olympia 1972 in München/Kiel, schaffte der Schweriner Christian Schröder eine kleine Sensation, als er den favorisierten Bernd Dehmel aus Berlin hinter sich lassen konnte – und so den EM-Titel und zugleich die Olympia-Quali erkämpfte. Der für den ASK Vorwärts Rostock startende Schweriner trainierte bei Günter Behnke und erkämpfte dann bei den olympischen Segelwettbewerben 1972 einen sehr guten siebenten Rang. Ein Jahr später, 1973, konnte der damals 26jährige seine zweite Europameisterschaft feiern.
… Vom Schweriner Yachtclub starteten zuletzt bei Olympia Ronald Rensch und Torsten Haverland, jetziger LSB-Geschäftsführer, 1996 in Atlanta und Monika Leu 2004 in Athen.  

Marko Michels (M.Michels, Chronik „Der Schweriner Sport von 1850 bis 1933“, Manuskript, SSB Schwerin, 2000)

F.: M.M.

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