Bretschneider: Demokratische Bürgertugenden prägten Herbst 1989

Landtagspräsidentin Sylvia Bretschneider hat heute (9. November 2009) in Schwerin anlässlich eines gemeinsamen Festaktes der Landesparlamente Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein betont, das die Geschehnisses vom Herbst 1989 im Zeichen der demokratischen Bürgertugenden, für Zivilcourage und für Einsatzbereitschaft, für Aufrichtigkeit und für Toleranz gestanden haben.

Es sei wichtig, daran zu erinnern, dass es die Menschen waren, die die Veränderungen herbeiführten, sagte sie im Schweriner Schloss.

Sylvia Bretschneider: „Aus heutiger Sicht betrachtet war der Herbst 1989 der Moment, in dem zahlreiche DDR-Bürger ihr Leben in die Hand nahmen und damit letztlich eine ganze Gesellschaft veränderten, etwas für ihr Land taten. Im Ergebnis der friedlichen Revolution 1989 wurde die deutsche Einheit wieder hergestellt. Seit 1990 leben wir in einem geeinten Deutschland, in einem demokratischen, sozialen Rechtsstaat.“

Heute sei es wichtig, so die Landtagspräsidentin, immer wieder zu vermitteln, dass Demokratie mehr als eine bloße Staatsform sei. „Demokratie ist auch eine Gesellschaftsform, in der Vereine, Verbände, Organisationen und Initiativen – ihrerseits demokratisch geordnet – die demokratische Gesellschaft mit entwickeln und bestimmen. Und Demokratie ist eine persönliche Lebensform, die das Individuum selbst ausmacht und in jedem Lebensbereich zu finden ist, bis hin zur Familie oder Partnerschaft“, sagte Sylvia Bretschneider.

Sylvia Bretschneider: „Die allermeisten Menschen haben gelernt, mit der errungenen Freiheit verantwortungsbewusst umzugehen und nach dem Grundsatz zu handeln, dass Freiheit immer auch die Freiheit der Andersdenkenden ist. Ich bin der Überzeugung, dass die Demokratie in unserem Land auf festen Füßen steht. Garant hierfür sind nicht nur das Grundgesetz und unsere Landesverfassung, sondern insbesondere auch das vielfältige bürgerschaftliche Engagement in unserem Land. Manche von uns haben viel verloren, den Arbeitsplatz, die Heimat vielleicht, weil sie auf der Suche nach Arbeit oder einem Ausbildungsplatz in ein anderes Bundesland oder sogar ins Ausland ziehen mussten, bestimmte Privilegien oder eine scheinbar gesicherte Existenz, aber wir alle haben Entscheidendes gewonnen: Wir leben in einer rechtsstaatlichen Demokratie, die uns ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit erst ermöglicht. Dies haben wir 1989 errungen und wir müssen es uns, unseren Kindern und Enkelkindern bewahren.“

Sylvia Bretschneider erinnerte in ihrer Rede an die Brisanz und die Risiken der Zeit Anfang November 1989. Die Landtagspräsidentin zitierte exemplarisch aus einem damaligen Lagebericht der Volkspolizei Neubrandenburg, der Demonstrationen, Friedensgebete und nicht zuletzt Einschätzungen der Beobachter auf Seiten der Polizei enthielt. In Ihrer Ansprache ging die Landtagspräsidentin auch auf die einstige Enquetekommission „Leben in der DDR, Leben nach 1989 – Aufarbeitung und Versöhnung“ ein. Sylvia Bretschneider: „So schmerzhaft für alle Beteiligten die damit verbundenen Diskussionen auch waren, so waren sie doch ein Beitrag des Parlamentes, Unversöhnliches überwinden zu helfen und zusammen zu halten, was zusammengehört.“

Landtag Mecklenburg-Vorpommern

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