Eine Anmerkung …
Zwei Beiträge, ein Porträt und ein Fragebogen zur Selbstdarstellung – in diesen Genuss kam am Montag in den beiden deutschen Nachrichten-Magazinen Philipp Mißfelder, die große Nachwuchs-Hoffnung der CDU für Deutschland.
Philipp – wer ? Ja, der mit den „Hüftgelenken“, „Hartz IV“-Empfängern, der mit den Wölfen heult, um die Gunst seiner Partei zu erringen, um in höchste Gefilde und Ämter aufzusteigen.
Der – laut „Spiegel“ – um die Zuneigung der Kanzlerin buhlt. Sich mit CDU-Senioren wieder versöhnte, nach dem Streit um die „Hüftgelenke“, um natürlich Rückhalt in der eigenen Partei zu haben. Der als Vorsitzender der Jungen Union die eigenen Kompanien ruhig stellte, um zu beweisen, dass auch er Kritik aussitzen kann, gerade wenn diese aus den CDU-Reihen stammt. Der schon als Ungelernter – Student – im Bundestag saß und der – nach seinen Antworten im Focus – von „Ehrgeiz und Überzeugung“ angetrieben wird (Na, jedenfalls wird er von etwas angetrieben !)
Der – auch laut „Focus“ – Hubertus Knabe am liebsten einen Orden verleihen würde, weil er unermüdlich gegen das Vergessen der SED-Diktatur ankämpft. Halt. Stopp. Das ist wieder eine der typischen Mißfelder-Antworten. Er will damit zeigen (gut für das CDU-Image), dass er gegen die SED-Diktatur ist, die es nicht mehr gibt.
Hubertus Knabe, der von Mißfelder völlig zu Recht genannt wird und zu den wenigen Protagonisten gehört, die mit Geist und Leidenschaft 40 Jahre stalinistische Diktatur in der DDR aufarbeiten wollen – ohne Rücksicht auf Partei-Interessen, wird von Mißfelder für persönliche Zwecke instrumentalisiert. Dem integren Hubertus Knabe dürfte es bei seiner Tätigkeit nun wahrlich nicht darum gehen, Orden zu erhalten, sondern eher darum, weitere finanzielle und personelle Verstärkung im Hinblick auf die Aufarbeitung der DDR-Geschichte zu erhalten.
Hier versucht sich ein Philip Mißfelder auf die für ihn typische Art und Weise anzuschleimen, ein Thema zu besetzen (hier DDR-Vergangenheitsaufarbeitung), um sich mediengerecht inszenieren zu können. Durchschaut. … Wenn dem Herrn Mißfelder tatsächlich etwas an den Opfern der DDR-Diktatur liegt, so sollte er seinen Worten auch Taten folgen lassen. Sich nämlich dafür lautstark einzusetzen, dass den Widerständlern, den Nicht-Angepassten, die es in allen (!) politischen Lagern in der DDR gab, eine angemessene ideelle, materielle und finanzielle Hilfen zuteil wird.
Nur, das wird Herr Mißfelder nur marginal tun. Er redet von „SED-Diktatur“. Das ist nur bedingt richtig, auch wenn die SED die führende Staatspartei war und die Hauptverantwortung für Unterdrückung, Repressalien und DDR-Misswirtschaft trägt.
Nur: Wie steht es um die große Mit-Verantwortung der Ost-CDU, der LDPD, der NDPD und der DBD, seit spätestens 1961 die treuesten „Quislinge“ der SED, die 1989/90 in der gesamtdeutschen CDU und FDP aufgingen, nachdem man sich von einigen (wenigen) führenden „Betonköpfen“ wohl oder übel trennte ?
Ein IM Sekretär hätte in Brandenburg Ministerpräsident sein dürfen, eben so wenig wie ein Herr Filbinger in Baden-Württemberg und schon gar nicht ein Stanislaw Tillich in Sachsen, der Mann der so kunstvoll das politische Spiel auf der schwarzen Blockflöte vor 1990 beherrschte ! Man braucht sich dazu – regional betrachtet – nur noch einmal die Bilder von den gemeinsamen Gegendemonstrationen der SED, Ost-CDU, LDPD, DBD und NDPD auf dem Alten Garten in Schwerin 1989 anzuschauen, die damit eine „Front“ gegen die Bürgerrechtsbewegung errichten wollten. Davon hört man bei Herrn Mißfelder nichts.
Davon will er anscheinend gar nichts wissen, der studierte Historiker Mißfelder. Er kennt weder die unzähligen Namen der Täter und Unterstützer der DDR-Diktatur in den eigenen CDU-Reihen (Unvergessen bleiben die Bilder führender CDU-Politiker bei den gemeinsamen Jagd-Ausflügen mit den SED-Kämpen vor der Wende !), noch dürften ihm Namen wie Hans Krukenmeyer, Siegfried Witte, Werner Jöhren oder Annemarie von Harlem (Widerstandskämpfer der CDU vor und nach dem Krieg) etwas sagen.
Diese standen insbesondere auch gegen die stalinistische Diktatur nach 1945. Als die West-CDU „so einfach“ mit der Ost-CDU zusammenging, hat man das mutige und demokratische Erbe dieser großartigen Leuten anscheinend ignoriert. Einer Fusion mit dem seit 1961 seelenlosen Bündnispartner der SED hätten diese sicher „so“ nicht zugestimmt.
Aber Herr Mißfelder ist „schwer“ im Kommen. Seine platte Kritik an den politischen Gegnern, gleich welcher Farbe, ist unübertrefflich.
Nun soll er – laut „Spiegel“ – von einigen gar als künftiger Bundeskanzler gehandelt werden.
Das verblüfft keineswegs. In Deutschland anno 2009 kann nichts mehr überraschen. Der Autor hätte natürlich Gülcan als künftige Bundespräsidentin gewählt und Heidi Klum zur Bundeskanzlerin. Wahrscheinlich hätten diese ihre neuen Ämter auch nicht schlechter ausgeübt als der aktuelle Amtsinhaber oder die aktuelle Amtsinhaberin.
Philipp Mißfelder – Bundeskanzler. Also ein Mann, der viel redet und nichts sagt. Aus Teflon besteht. Den Bückling macht, wenn nötig. Und den „Möchte-gern-groß“ gibt, falls gewünscht. „Ein Untertan“ im besten Sinne von Heinrich Mann. Ein Untertan, der unbedingt nach oben möchte. Das ist allerdings gefährlich.
Philipp Mißfelder – Bundeskanzler. Glücklicherweise gibt es ja noch den Artikel 20, Absatz 4 des Grundgesetzes: „Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist !“
Aufpassen, Deutschland !
Dr. Marko Michels, selbst „Inhaber“ einer Stasi-Opfer-Akte, wie weitere Familienmitglieder, und dank SED-Ärzten mit ruinierter Gesundheit, der zudem schwarze und gelbe Blockflöten samt DDR-Opportunisten „live“ erleben „durfte“
F.: Keine schwarze Blockflöte, nur ein sympathisches schwarzes Blesshuhn im Schweriner See. mm