Verband Deutscher Schullandheime tagt zum ersten Mal in Schwerin

Den Blick für die Natur und die Gesellschaft schärfen

Schwerin • Schullandheime liegen im Trend. Das beweisen nicht nur bundesweite Übernachtungszahlen von jährlich sechs Millionen Schülern und Lehrern pro Jahr, sondern auch der umweltbewusste und tolerante Ansatz, den der Verband Deutscher Schullandheime e. V. seit Jahrzehnten verfolgt. Thema der diesjährigen Bundesarbeitstagung, die vom 7. bis zum 9. Mai in Schwerin stattfindet, ist die gesellschaftliche Verantwortung von Schullandheimen und ihre Umsetzung in den bundesweit 300 Einrichtungen.

SchullandheimUnter der Schirmherrschaft von Sylvia Bretschneider, Präsidentin des Landtags von Mecklenburg-Vorpommern lädt der Bundesverband zum ersten Mal zur Bundesarbeitstagung nach Mecklenburg-Vorpommern.  Gemeinsam sollen an diesem Wochenende Impulse für die Weiterentwicklung der Schullandheime gefunden werden. Mecklenburg-Vorpommerns Bildungsminister Henry Tesch und Umweltminister Till Backhaus diskutieren mit Mitarbeitern der Schullandheime, Referendaren und Lehrern über die zukünftigen zu vermittelnden Inhalte der Schullandheime. Neben ganztägigen Arbeitsgruppen und Workshops im Schullandheim Schwerin Mueß bieten die Diskussionen und Gespräche Raum für neue Ideen. Bildungsminister Henry Tesch, der als Vizepräsident der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder die Schirmherrschaft über die Bundesarbeitstagung der Schullandheime übernommen hat, hebt hervor: „Der Besuch im Schullandheim gibt den Schülerinnen und Schülern und Lehrerinnen und Lehrern einen gemeinsamen Lern- und Lebensraum, der in eigener Verantwortung gestaltet wird. Das ermöglicht intensive Erfahrungen in der Arbeit an Projekten, im täglichen Umgang miteinander und in der Verantwortung füreinander. Schullandheime sind wichtige Bündnispartner von Schulen, um Aspekte von Demokratie und Toleranz hautnah zu erleben.“

Das Klassenzimmer gegen die Natur tauschen – so lässt sich das Prinzip der Schullandheime kurz und einfach erklären. „Wir sehen die Einrichtungen als schulergänzenden Lernort, an dem Schüler mittels Projekten ihre Umwelt bewusst erleben können”, erklärt Verbandsvorsitzender Peter Krössinger. Träger der Schullandheime sind gemeinnützige Vereine. Neben 2.000 hauptamtlichen Mitarbeitern gibt es ebenso viele ehrenamtliche Mitarbeiter. In Mecklenburg-Vorpommern übernachteten in den 16 Schullandheimen des Landes im vergangenen Jahr 87.172 Schüler und Jugendliche. Obwohl sich das Konzept des Verbandes seit der Gründung im Jahre 1951 bewährt hat, unterliegen auch die Schullandheime einer ständigen Entwicklung. „In einer Gesellschaft, in der die Bildung einen immer höheren Stellenwert einnimmt, sind effektive Lernmethoden gefragt, die ganzheitliches, vernetztes und nachhaltiges Lernen ermöglichen,” so Krössinger.
Innovative Ansätze in der Pädagogik gab es bereits bei der Gründung des Reichsbundes der deutschen Schullandheime e. V. 1925. Schon damals stand nicht der zu vermittelnde Lernstoff, sondern der Schüler im Mittelpunkt. Stadtkinder sollten nicht nur aus Schulbüchern über die Natur lernen. Parallelen zur damaligen Bedeutung der Schullandheime sieht Krössinger auch heute noch: „Vieles wissen Kinder nur aus dem Fernsehen oder Internet.” Im Schullandheim können die Schüler dagegen eigenständig den Geheimnissen von Tieren, Pflanzen oder biologischen und physikalischen Prozessen sowie landschaftlichen und historischen Gegebenheiten auf den Grund gehen. Die Schwerpunkte liegen auch im musischen Bereich, gemeinsam wird gesungen, getanzt und gebastelt. Dabei werden den Schülern nicht nur Lerninhalte, sondern auch soziale Kompetenzen vermittelt. Bernd Karsten, Vorsitzender des Landesverbandes  der Schullandheime Mecklenburg-Vorpommern sieht dies auch als notwendig an: „Kinderreiche Familien sind immer mehr verpönt. Die meisten Paare wünschen sich heutzutage ein Einzelkind. Doch wie sollen diese Kinder das Miteinander lernen? Im Schullandheim lernen sie nicht nur mit anderen Kindern, sondern erleben den gesamten Tagesablauf zusammen.”
Was die Schullandheime in Mecklenburg-Vorpommern im Besonderen auszeichnen, ist das dreijährige Projekt „Demokratie und Toleranz”. Seit vergangenem Jahr haben Schulklassen damit die Gelegenheit, Demokratie in allen Facetten selbstständig zu erleben. „Das können Rollenspiele zum Parlamentarismus, Erforschung der Geschichte für eine Ortschronik oder eine moderne Rallye mit GPS-Geräten sein”, zählt Karsten die Angebote auf. Die Idee ist, jungen Menschen den Demokratiegedanken zu vermitteln und so einer Ausbreitung des Rechtextremismus im Land entgegen zu wirken. Ziel ist es während des Aufenthaltes im Schullandheim den Gemeinschaftssinn zu stärken und Kinder schon früh für ein tolerantes Miteinander zu sensibilisieren. „Schließlich ist Lernen nicht nur für gute Noten in der Schule da, sondern soll auf das spätere Leben vorbereiten”, so Karsten.

Foto: Auf Entdeckertour können Schüler im Schullandheim, wie hier in Schwerin-Mueß gehen (Landesverband Schullandheime MV)

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