Ausstellung „Eissegler“ im Baumhaus Wismar

Fotograf und Autor Hermann Winkler präsentiert seine Aufnahmen …

Baumhaus (M.) am alten HafenAuch wenn die eher „frühlingshaften Temperaturen“ in der Hansestadt Wismar und in Schwerin andere Gefühle vermitteln, im in der ersten Hälfte des 18.Jahrhunderts errichteten Baumhaus am alten Hafen in Wismar gehr es vom 7.Dezember 2007 bis 6.Januar 2008 ziemlich „eisig“ zu.

„Schuld daran“ hat ein gebürtiger Sachse mit einem publizistischen und fotografischen Faible für maritime Themen.

Der frühere Seemann Hermann Winkler, Jahrgang 1937, zeigt im beliebten Wismarer Ausstellungszentrum ab 7.Dezember 2007 seine Fotografien „Eissegler“. Viel Renomee erwarb sich der Wahl-Rostocker bereits.

So gab Winkler mehrere Sachbücher heraus und organisierte bereits eigene Ausstellungen in Prerow und Rostock.

Aufnahmen von H.WinklerSeine beeindruckenden Aufnahmen, die die Faszination des Eissegelns „lebendig“ werden lassen, machte der freischaffende Fotograf zwischen 1996 und 2006 in seiner nunmehr mecklenburgischen Heimat auf dem Bodden des Fischland/Darß.

Zur aktuellen Ausstellung „Eissegler“ gehört auch ein historischer Eis-Schlitten aus dem Darß-Museum Prerow.

Auch über die Bedeutung des Eissegelns in früheren Zeiten weiß Hermann Winkler zu berichten.

So diente die Eissegelschlitten als wichtiges Verkehrs- und Transportmittel für die Einwohner von Fischland/Darß:

„Früher, wenn in der Landweg von der Halbinsel nach Ribnitz nicht mehr zu benutzen war, schuf das Eis die schnellste Verbindung zur Stadt. Dann wurde der Weg über das Eis mit dem Segelschlitten für die Bewohner lebenswichtig.

Die Personen und Postbeförderung in der offenen Kutsche oder im Pferdeschlitten konnte bei bitterer Kälte und hohem Schnee drei Stunden dauern. Mit  gutem Wind und glatten Eis konnte die etwa 12 Kilometer entfernte Stadt schon in 20 Minuten erreicht werden.

Diese traditionellen Gefährte, die eine alte Bootsbautradition der Küstenregion repräsentieren, erreichen bzw. erreichten  Geschwindigkeiten zwischen 80 und 100 km in der Stunde !“

Interessant, insbesondere aus historischer Sicht, sind ebenfalls Winklers Ausführungen zur „Blütezeit“ des Eissegelns im 19.Jahrhundert …

„Die Arbeitsschlitten gehörten einst in den Boddendörfern zum winterlichen Alltag. Es gab die großen Fährschlitten, die einen regelmäßigen Dienst zwischen den Orten unterhielten.

Zur Blütezeit in den 80er Jahren des 19.Jahrhunderts soll es in dieser Region mehr als 200 Arbeitsschlitten gegeben haben. Sie gehörten den Bauern, Büdnern und den Fischern, die damit alles transportierten, was zum Leben notwendig war.

Es wird von Kranken und schwangeren Frauen berichtet, die in einer bei der Feuerwehr eigens stationierten Kiste nach Ribnitz gesegelt wurden. Ein Landwirt segelte mit einer tragenden Sau von dort nach Althagen.

Mit den Lastschlitten transportierte man Holz und Rohr, die Bierfässer für den Kneiper und vieles andere mehr.“

Und auch heute erfreut sich das Eissegeln zwischen Barth und Ribnitz, sofern es die entsprechenden Bedingungen zulassen, großer Beliebtheit.

Hierzu Hermann Winkler: „Heute ist der Spaß am Segeln eine der Winterfreuden. Zwischen Barth und Ribnitz soll es noch etwa 40 bis 50 segelfertig Schlitten geben.

Und es werden wieder neue Fahrzeuge nach alten Vorbildern gebaut.“

„Hautnah“ fotografierte Hermann Winkler die Eissegler in Mecklenburg. In „rauher Natur“ fand der maritime Kenner Winkler seine Motive.

Seine Aufnahmen vermitteln dabei Authentizität und Natürlichkeit. Sie sind beste Werbung für die Sportart „Eissegeln“ und spätestens nach Besichtigung der Ausstellung „Eissegler“ im Baumhaus Wismar meint auch der Laie in Sachen „Eissegeln“: Das muß man ganz einfach „live“ erleben !

Also, bis spätestens 6.Januar 2008, dabei dienstags bis sonntags von 10 Uhr bis 17 Uhr, gilt: Auf ins Baumhaus Wismar – zu den „Eisseglern“ !

Exkurs: Eissegeln als Leistungssport …

Eissegeln romantisch ...So aufregend und interessant das Eissegeln ist, so „unbekannt“ ist es auch für den „allgemein Interessierten“. Eissegeln hatte in der Vergangenheit wie in der Gegenwart nicht nur eine Bedeutung für Verkehr und Transport im Winter, sondern war auch stets eine Aktivität mit sportlichem Charakter …

Schon im 17. Jahrhundert war Eissegeln in Skandinavien, hier besonders in Schweden, bekannt. Auch in den Niederlanden erfreute sich dieser „eisige Segelsport“ seit jenen Jahren einer größeren Beliebtheit.

Allerdings erst mehr als 200 Jahre später, im Jahre 1865, entstand am Hudson River der erste Eis-Segelclub der Welt.

Im 20.Jahrhundert gab es in Europa ebenfalls zahlreiche Wettkämpfe, doch es sollte noch bis 1980 (!) dauern, ehe die ersten Welt-Titelkämpfe im Eissegeln stattfanden.

In Finnland feierten die Eissegler ihre WM-Premiere und bis 1987 fanden die Weltmeisterschaften im zweijährigen Rhythmus statt. Ab 1987 wurden sie dann jedes Jahr ausgetragen, wobei seit 1994 ein ständiger Wechsel zwischen Nord-Amerika und Europa hinsichtlich der Organisation erfolgt.

Führend sind Österreich, Kanada, Estland, Finnland, Frankreich, Deutschland, Italien, Polen, Russland, die Schweiz, Schweden, die Ukraine und die USA.

Allerdings: Weltmeisterschaften mit dem Eissegel-Schlitten wurden bereits 1973 organisiert (Erster Weltmeister: Ain Vilde/Sowjetunion) und EM werden seit 1966 ausgetragen (Erster Europameister: Kess Kortenoever/Holland).

Eissegeln anspruchsvoll ...Zwischen 1973 und 2004 gewannen die USA (15) und Polen (11) die meisten WM-Titel mit dem Eissegel-Schlitten. In Europa bei den EM dominierten bis 2004 Polen (12 Siege), die Sowjetunion/Schweden (je 7 Siege) und Holland (4 Siege).
Die besten Athleten der jüngeren Vergangenheit in ihren Wettbewerben waren Ron Sherry aus den USA und Thomas Karlsson aus Schweden.

Deutschland ist ebenfalls eine „Hochburg“ des Eissegelns. Es gibt mehrere Eissurf-Klubs, u. a. in Berlin.

Vor 10 Jahren, 1997, fand eine Klassifizierung statt, die sich nach der Art der Benutzung von Segeln richtete: im „sailboard“, im „freesail“ und in der „kite class“.

Es finden Wettbewerbe auch in den Disziplinen „Kursrennen“ (an drei bis vier Tagen bis maximal 10 Läufe), in „Speedrennen“ (auf einer vorgeschriebenen Strecke muß eine Höchstgeschwindigkeit erreicht werden) und im „Marathon-Rennen“ (bis 40 Kilometer) statt.

Die internationalen Titelkämpfe werden von der „Internationalen Eis- und Schnee-Segel-Vereinigung“ koordiniert.

Auch in Schwerin hatte bzw. hat das Eissegeln eine Fan-Gemeinschaft !

M.Michels

Ausblick: Ausstellungen im Bauhaus Wismar 2008 – eine Auswahl

Das Baumhaus WismarSeit September 2000 wird die untere Etage des Baumhauses Wismar am alten Hafen für Ausstellungen genutzt. Jährlich strömen bis zu 30000 Besucher zu den verschiedenen Veranstaltungen in diesem traditionsreichen Gebäude der Hansestadt.

Sehr aktiv wird das Baumhaus auch von der Hochschule Wismar genutzt. Im nächsten Jahr wird es erneut zahlreiche, abwechslungsreiche Ausstellungen geben.

Vom 12.Januar bis 17.Februar 2008 stellt Wolf-Dieter Pfennig Plakate und Bilder aus, vom 23.Februar bis 23.März 2008 folgen von der Malerin Anneliese Schöfbeck „Arbeiten auf Papier“ und die Ausstellung „Muscheln zum Frühstück“ zeigt vom 29.März bis 20.April 2008 Arbeiten von Schülern des Fachbereiches Bildende Kunst der Musikschule Wismar – und „so“ geht es dann bis Dezember 2008 weiter: Ein Besuch im Baumhaus Wismar lohnt also immer !

M.M.

Expose – 2 Aufnahmen (Repro) des Fotografen Hermann Winkler

Fotos zum Baumhaus (2) M.M.

Fotos Eissegeln (2 / Agentur)

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