Biathlon-WM 2009: Olympische Generalprobe in Pyeongchang

Magdalena Neuner mit guten WM-Chancen …

Ein starkes Aufgebot wird die deutschen Farben bei den Biathlon-Weltmeisterschaften 2009 vertreten. So wurden bei den Damen Martina Beck, Simone Hauswald, Andrea Henkel, Kathrin Hitzer, Magdalena Neuner bzw. Kati Wilhelm sowie bei den Herren Andreas Birnbacher, Michael Greis, Arnd Peiffer, Michael Rösch. Christoph Stephan bzw. Alexander Wolf nominiert.

Während im kanadischen Canmore bei den Junioren-WM vom 28.Januar bis 3.Februar der deutsche Nachwuchs um Lukas Hofer, Miriam Gössner und Nicole Wötzel mit fünfmal Gold und sieben weiteren Medaillen und damit Platz eins im Medaillenspiegel vor Italien, Russland, Frankreich sowie China mit jeweils 2 Titeln schon einmal deutlich vorlegten, müssen  die reiferen Asse vom 12. bis 22.Februar in Südkorea ran.

Ein Jahr vor den olympischen Entscheidungen in Vancouver – bei den nächsten Winterspielen feiert Biathlon seine fünfzigjährige olympische Zugehörigkeit, nachdem dessen unmittelbarer Vorläufer, der Militärpatrouillenlauf, zuvor viermal olympisch demonstriert wurde (1924, 1928, 1936 und 1948) – ist es die sportive Generalprobe für die Asse um Magdalena Neuner, Michael Greis & Co..

„Biathlon ist ungemein spannend …“

Magdalena Neuner zur WM-Herausforderung in Korea, zu Olympia in Vancouver und über die Sportart Biathlon

Frage: Magdalena, Sie sind jung, erfolgreich und ein „Darling“ bei Medien, Sponsoren und nicht zuletzt den Zuschauern. Seit der für sie genialen WM 2007 mit dreimal Gold: Wie hat sich Ihr Leben seitdem verändert ? Was ist, aus Ihrer Sicht, schwieriger – „oben zu sein“ oder „oben zu bleiben“ ?

MNeunerMagdalena Neuner: Das ist beides nicht ganz einfach. Aber sicherlich ist es schwieriger, sich über viele Jahre hinweg in der Weltspitze zu behaupten. Von daher gilt mein größter Respekt Sportlern wie Ole-Einar Björndalen oder auch Kati Wilhelm, die es seit vielen Jahren schaffen, dem Biathlonsport ihren Stempel aufzudrücken.

Frage: Vom 12.Februar 2009 bis 22.Februar 2009  finden die Biathlon-WM in Pyeongchang/Südkorea statt. Was erhoffen Sie sich dort ? Ist Pyeongchang für Sie nur eine Zwischenstation auf dem Weg zu den Olympischen Winterspielen 2010 in Vancouver oder nehmen Sie die WM 2009 auch „absolut“ ernst ?

Magdalena Neuner: Eine WM ist eine WM. Auch wenn sie diesmal in Korea stattfindet und wahrscheinlich nicht ganz die mediale Beachtung findet wie zuletzt in Antholz oder Östersund. Aber wer als Hochleistungssportler bei einer Weltmeisterschaft an den Start geht, will immer sein Bestes geben. Von daher nehme ich ganz bestimmt jedes Rennen ernst. An Olympia denke ich ehrlich noch gar nicht. Immer schön eines nach dem anderen. Auch wenn es sicher ein Traum ist, einmal bei Olympia dabei zu sein. Etwas Größeres gibt es für einen Sportler nicht.

Frage: Biathlon hat sich von einer „angestaubten winterlichen Leibesübung“ zu einer „trendigen, medial begehrten High-Tech-Sportart“ entwickelt.
Was macht für Sie die Faszination des Biathlon-Sportes aus ? Warum haben Sie sich für diese Wintersportart entschieden ?

Magdalena Neuner: Zuerst einmal habe ich alles ausprobiert, was der Wintersport so hergibt. Aber im Alter von neun Jahren bin ich dann beim
Biathlon hängen geblieben. Es gibt einfach kaum eine Sportart, die spannender ist, in der bis zur letzten Sekunde so viel passieren kann.
Ich denke, das ist genau der Reiz – sowohl für uns Sportler, als auch für die Zuschauer.

Frage: Sie gelten – z.B. neben der alpinen Skisportlerin Maria Riesch, der Rennrodlerin Natalie Geisenberger oder der Skilangläuferin Evi
Sachenbacher-Stehle – als eine Vertreterin des wintersportlichen Fräulein-Wunders „made in Germany“. Fühlen Sie sich schon als „Super-Star“, oder sind Sie immer noch bodenständig und natürlich geblieben ? Gibt es für Sie auch ein abwechslungsreiches, ausgefülltes Leben neben Loipe und Schießstand?

Magdalena Neuner: Also als Superstar sehe ich mich definitiv nicht. Und ich denke, mein Freundeskreis, meine Familie und meine Kolleginnen
sehen mich auch immer noch als diejenige, die ich vor drei bis vier Jahren schon war. Klar wird man öfter erkannt und angesprochen. Und manchmal ist das auch stressig. Aber alles in allem klappt das noch ganz gut. Außerdem gibt einem der Sport auch viel zurück. Ich lerne interessante Leute kennen und erlebe Dinge, die ich sicher sonst nicht erleben würde.
Am allerliebsten bin ich allerdings immer noch zuhause in Wallgau.

Frage: Mecklenburg-Vorpommern ist zwar nicht gerade eine „Schmiede in Sachen Wintersport“, hatte aber in der Vergangenheit schon einen sehr
erfolgreichen Biathleten mit dem gebürtigen Güstrower Frank-Peter Roetsch, zweifacher Olympiasieger 1988 und fünffacher Weltmeister 1985-89, zu bieten. Waren Sie auch schon einmal auf Erkundungs-Tour in „Meck-Pomm“ – mal ohne „Pudelmütze“ und „Skier“ ?

Magdalena Neuner: Leider nein. Ich muss zugeben, dass das noch ein weißer Fleck auf meiner persönlichen Landkarte ist. Aber spätestens nach meiner sportlichen Karriere werde ich das mal nachholen.

Steckbrief – Magdalena Neuner

Jahrgang: 1987 – Sportart: Biathlon – Verein: SC Wallgau – Beruf: Beamtin beim Zoll – Hobbies: Stricken, Harfe spielen, Kino, Familie, Schwimmen – Erfolge (Auswahl): Weltcup-Debüt 2006, Junioren-Weltmeisterschaften: 7 X Gold, 4 x Silber, Weltmeisterschaften (2007/2008): 6 x Gold, Gesamt-Weltcup-Erste 2007/08

„Ewiger“ Medaillenspiegel der Biathlon-WM

(Nationen mit Biathlon-WM-Titeln)

Nation – Gold – Silber – Bronze

01.Russland (einschl. Sowjetunion): 68-65-40
MGreisKWilhelm02.Deutschland (einschl. DDR/Bundesrepublik): 62-45-41
03.Norwegen: 41-50-43
04.Frankreich: 16-13-22
05.Schweden: 10-8-14
06.Finnland: 9-9-12
07.Italien: 6-3-7
08.Ukraine: 4-8-11
09.Weißrussland: 4-5-12
10.Tschechien (einschl. CSR/CSSR): 3-3-6
11.Polen: 1-4-5
12.Österreich: 1-2-5
13.Kanada: 1-1-0

– Erste Herren-WM im Biathlon: 1958 in Saalfelden (Österreich)

– Erste Frauen-WM im Biathlon: 1984 in Chamonix

– Erfolgreichste Biathletin bei WM: Jelena Golowina (UdSSR/GUS) – 1985-91: 10xG/1xS/1xB / Erfolgreichste deutsche Biathletin bei WM: Petra Behle – 1988-97: 9xG/2xS/2xB

– Erfolgreichster Biathlet bei WM: Frank Luck – 1989-2004: 11xG/5xS/4xB
(zweitbester WM-Biathlet: Alexander Tichonow/Sowjetunion, 1967-79, mit 11xG/4xS/1xB, drittbester WM-Biathlet: Ole Einar Björndalen/Norwegen, 1997-2008, mit 10xG/10xS/9xB)

Von Güstrow auf den Biathlon-Olymp: Frank-Peter Roetsch

FPRoetschAuch ein gebürtiger Mecklenburger konnte in den 1980er Jahren bei WM und Olympia im Biathlon jubeln: Frank-Peter Roetsch.
So gehörte der 1964 in Güstrow geborene Frank-Peter Roetsch, der “witterungs-” und förderungsbedingt seine sportliche Laufbahn beim SG Dynamo Zinnwald bzw. SSV Altenberg fortsetzte, jahrelang zu den besten Biathleten der DDR.
Zu Beginn seiner Karriere war er, wie sein Bruder Thomas, der DDR-Jugendmeister wurde, ein leidenschaftlicher Nordisch Kombinierter.
Doch da Frank-Peter Roetsch ein eher suboptimal „in der Spur“ war, erhielt er keine Delegierung an die Kinder- und Jugendsportschule. Er wechselte zum Biathlon und konnte 1979 und 1981 zweifacher Spartakiadesieger werden.
Noch 1981 und erneut 1982 stand er in den DDR-Staffeln, die Junioren-Weltmeistertitel erkämpften. 1983 errang der damals 18jährige bei seinem WM-Debüt sensationell den Vize-Weltmeistertitel über 20 km und in der Staffel.
Im Jahr 1984 bei den Olympischen Spielen in Sarajevo errang er ebenfalls Silber über 20 km. Zwischen 1985 und 1989 holte Roetsch dann insgesamt 5 WM-Titel im Biathlon.
In Calgary, bei den Olympischen Winterspielen 1988, hatte er seine olympische Sternstunde mit zwei Goldmedaillen. Frank-Peter Roetsch nahm dann noch 1992 an den Winterspielen in Albertville teil.

Die Fragen stellte Marko Michels.

Fotos: 1.-Magdalena Neuner. / 2.-Michael Greis. / 3.-Kati Wilhelm. – Deutsche Hoffnungsträger für die WM 2009 und Olympia 2010. (Fotos mit freundlicher Genehmigung des Deutschen Ski-Verbandes/Stefan Schwarzbach) / 4.-Frank-Peter Roetsch, der gebürtige Güstrower. (Deutsche Olympische Gesellschaft) / 5.-Impression Nordische Ski-WM 2005 in Oberstdorf. (MM)

WM OberstdorfÜbrigens: Im Februar 2009 sind die Skisportler „voll“ gefordert: bei den alpinen Ski-WM in Val d`Isere, bei den nordischen Ski-WM in Liberec und bei den Biathlon-WM in Pyeongchang. mm

Nach oben scrollen