Geheimdienstkontakte in Berlin

Nicole Glocke´s „Maskerade“ Eine junge Musikstudentin, im Buch „Maskerade“ als Felicitas Formann benannt, macht im Berlin des Jahres 2004 eine enthüllende Entdeckung: Ihr Vater, den sie nie kennen lernte, soll in Westdeutschland als Stasi-Agent gewirkt haben.

Kein anderer als Markus Wolf selbst eröffnet ihr die folgenschwere Wahrheit. Ihr Vater – so Wolf, im Buch als „Lukas Fuchs“ bezeichnet, sei ihm lange unterstellt gewesen, und hätte ihn kurz vor seinem Tod gebeten, seine Tochter aufzusuchen und ihr zu sagen, wer ihr Vater war. Felicitas Furcht vor der dunklen Tätigkeit ihres Vaters geht einher mit ihrer Neugier, sich immer wieder mit dem berühmten Ex-Leiter der DDR Auslandsaufklärung zu treffen. Die Frage nach dem Wesen des eigenen Vaters und der eigenen Herkunft verbindet sich mit den Fragen und Auseinandersetzungen der bitteren Zeit des Kalten Krieges und seiner ideologischen Inhalte. Nicole Glocke hat 2003 mit Edina Stiller das Buch „Verratene Kinder“ veröffentlicht. Beide Autorinnen verband das Schicksal, Töchter ehemaliger Stasi Spione zu sein. In „Maskerade“ reflektiert Glocke nach einer tatsächlichen Begegnung mit Markus Wolf diese dunkle Seite deutscher Herkunft in der Figur der Musikstudentin, Felicitas Formann, die ihre ungewöhnlichen und hautnahen Erfahrungen in Briefform an den Komponisten Chopin nieder schreibt. Gerade die naive bis zuweilen trotzige Haltung der jungen Felicitas ermöglicht eine unvoreingenommene Gegenüberstellung und Kontroverse mit dem berühmten Agenten Markus Wolf.

Das zu Beginn als unversöhnlich Bedachte gerinnt im Gespräch zum historischen Abstraktum. Die Gegenwart entzieht sich dem Unversöhnlichen und begründet alternativlos den im Gespräch schon praktizierten Frieden. Nicole Glocke ist eine der letzten Zeitzeugen, die mit Markus Wolf vor seinem Tode sprechen konnte. Glaubhaft und authentisch vermittelt sie die innere Entwicklung einer Aufarbeitung deutsch/deutscher Geschichte. Es ist am Ende ihre Einsicht, dass die Vergangenheit nie vollständig zu rekonstruieren ist und ehemalige Gegensätze auch nie ganz aufzuheben sind. Doch entwickelt die Auseinandersetzung allererst die gegenseitige Anerkennung und unerwartete Akzeptanz. (Veranstalter: BStU und Schleswig-Holstein-Haus)

Wann: 05.12.2007 19:30 – 21:30

Wo: Schleswig-Holstein-Haus

Infos: Schleswig-Holstein-Haus, Puschkinstr. 12, 19055 Schwerin, 0385 5555-27, -25, -24

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