Im Blickpunkt: Das Mecklenburgische Staatstheater Schwerin

Katrin Hübner, die Schweriner Sopranistin, im Interview

„Die Liebe zu Schwerin überwiegt eindeutig !“

Impressionen zur Aufführung Die Schlossfestspiele 2010 mit „Die Macht des Schicksals“ gingen am 1. August 2010 zu Ende. Seit dem 25. Juni konnten Verdi-Fans die großartigen Leistungen der Solisten, der Mecklenburgischen Staatskapelle, ja aller Mitwirkenden, bewundern. Auch wenn die Zuschauerzahlen früherer Aufführungen nicht erreicht wurden (aber trotzdem hervorragende 25.000!) – Sommerzeit ist inzwischen überall Event-Zeit – setzten die diesjährigen Vorstellungen auf dem Alten Garten künstlerische Maßstäbe.

Impressionen zur Aufführung ''Die Macht des Schicksals'' auf dem Alten Garten 2010Während das Mecklenburgische Staatstheater nun in die verdiente Sommerpause im August geht, wird in anderer Form weiter gespielt. Am 7. und 8. August sind die „Puppen im Park – on tour“ wieder in der Schweriner Schelfstadt zu erleben.  Zuvor, im Juli, kamen die Freunde des Puppentheaters bei der 7. Kasperiade im Freilichtmuseum Schwerin-Mueß auf ihre Kosten. Bis 21. August stehen hier noch „Die Geschichten unter’m Walnussbaum“ auf dem Programm. Und am 3. September beginnt mit der Wiederaufnahme der musikalischen Komödie der Fritz-Reuter-Bühne „Das Feuerwerk“ im Großen Haus des ''Puppen im Park'' in der Schweriner SchelfstadtMecklenburgischen Staatstheaters die neue Spielzeit 2010/11. Für die neue Theater-Saison stehen 25 Premieren der verschiedenen Sparten auf dem Programm. Die Schlossfestspiele Schwerin 2011 werden dabei einen Ortswechsel vollziehen: Die Oper „Der Freischütz“ findet auf der Freilichtbühne im Schweriner Schlossgartens statt.

Die alte Saison 2009/10 ging auch mit einer speziellen Ehrung in das Finale … Die Sopranistin Katrin Hübner bekam den renommierten Conrad-Ekhof-Preis!

Seit der Spielzeit 2004/2005 gehört Katrin Hübner, in Borna bei Leipzig geboren, dem Ensemble des Mecklenburgischen Staatstheaters an, wo sie bislang unter anderem als Zerlina („Don Giovanni“), Monika („Glückliche Reise“), Papagena („Die Zauberflöte“), Stephano („Romeo und Julia“) und Anne Frank („Das Tagebuch der Anne Frank“) zu sehen war. In der kommenden Spielzeit ist sie u.a. wieder als Gretel („Hänsel und Gretel“), Wanda („Die Großherzogin von Gerolstein“) und Morgana („Alcina“) zu erleben.

Frage: Sie erhielten Mitte Juli den Conrad-Ekhof-Preis der Theatergesellschaft Schwerin. Nun haben kulturelle Preise vor allem einen ideellen Wert. Welche Bedeutung hat diese Auszeichnung für Sie persönlich?

Ekhof-Preisträgerin Katrin HübnerKatrin Hübner: Natürlich habe ich mich, als ich davon erfuhr, riesig gefreut. Ich glaube, das geht letztendlich jeder Künstlerin und jedem Künstler so, wenn er merkt und spürt, dass seine Arbeit auf dem richtigen Weg ist und sein Engagement auch anerkannt wird. Teilweise hat man nach einzelnen Vorstellungen nicht das große Feedback, was nun genau gut oder eben weniger gut war. So ein Preis ist dabei auch ein „Mutmacher“, der eine Art Selbstbestätigung ist. Dass man offenbar in der Lage ist, die künstlerischen Anliegen gut rüberzubringen.

Frage: Seit Juni 2009 waren Sie die Anne Frank in der Mono-Oper von Grigori Frid. Ein ergreifendes, sehr emotionales Werk – was ist für Sie ganz persönlich das Beeindruckende an Anne Frank?

Katrin Hübner: Dadurch, dass in dieser Oper die reale Person der Anne Frank im Mittelpunkt steht, ist diese Rolle viel unmittelbarer. Auch wenn der Rahmen des Stückes ein Museum ist, hat die Inszenierung nichts „Museales“.  Man weiß, Anne Frank hat wirklich gelebt, die Worte und Gedanken von ihr existierten tatsächlich, es ist alles authentisch, umgesetzt in künstlerischer Form. Man kennt den traurigen Ausgang ihrer Lebensgeschichte, man erfährt aber – dank ihrer Tagebuch-Aufzeichnungen –viel von der Lebenslust und geistigen Reife Anne Franks. Dieser harte Bruch zwischen dieser Lebenslust trotz schwierigster Lebensumstände und ihrer Ermordung im Alter von 15 Jahren – das ist das Ergreifende an dieser Rolle.

Frage: Sie spielten unter anderem am Mecklenburgischen Staatstheater den Stephano in „Romeo und Julia“, die Gretel in Humperdincks „Hänsel und Gretel“ oder die „Morgana“ in der „Alcina“. Alle sehr facettenreich, sehr vielseitig. Ihre Lieblingsrolle davon?!

Katrin Hübner: Es ist gerade das Spannende, dass die Rollen so unterschiedlich sind. Das übt einen besonderen Reiz aus. Man muss sich ohnehin zu jeder Rolle einen neuen, ganz speziellen Zugang schaffen. Ob es Präferenzen gibt?! Die Gretel war schon eine Lieblingsrolle von mir, die wollte ich schon immer gerne spielen. Aber ansonsten hat jede Rolle für mich einen eigenen Stellenwert. Ich mag jede dieser Figuren, die ich in den einzelnen Inszenierungen verkörpern durfte.

Frage: In jedem Jahr kommt die Diskussion um die Kulturförderung auf. Würden Sie sich als Künstlerin etwas mehr Engagement von den Politikern wünschen, die eigentlich das Geld verwalten, was andere erarbeitet haben, um letztendlich doch als scheinbar großzügige Kulturförderer da zu stehen?!

Katrin Hübner: Die Finanzierung der Kultur… Das ist natürlich ein sehr nervenaufreibendes Thema. Diese Diskussionen wird es wahrscheinlich immer geben. Ich kann mir das ganze Procedere darum fast schon nicht mehr wegdenken, weil Kunst bzw. Kultur nicht messbar ist. Man kann nicht sagen: „So viel stecken wir da rein und so viel bekommen wir wieder heraus …“ Das ist nun einmal das große Problem, dass man diese Frage nach dem Kosten-Nutzen-Faktor in puncto Kultur gern eindeutig beantwortet haben möchte. Man merkt erst dann, wenn viele kulturelle Angebote nicht mehr vorhanden sind, welche negativen Auswirkungen dieses auf die ganze Gesellschaft hat. Das wird immer ein schwieriger Diskussionsprozess bleiben, und ich möchte daher auch niemandem den „Schwarzen Peter“ zuschieben. Man sollte sich auch nichts vormachen: Die öffentlichen Kassen sind klamm, da wird der Verteilungsspielraum logischerweise ebenfalls kleiner. Unserer gesamten Gesellschaft sollte einfach bewußt sein, wie wichtig und unverzichtbar Kultur ist. Dennoch ist für alle Beteiligten eine äußerst schwere Aufgabe, alle zufrieden zu stellen.

Frage: Kultur und Kunst hat in der heutigen Gesellschaft eine Bildungs-, ja Kompass-Funktion. Wie ist Ihre Meinung zum Stellenwert der Kultur in M-V?

Das Mecklenburgische Staatstheater SchwerinKatrin Hübner: Ich glaube, dass sehr viel auf die Beine gestellt wird, dass sehr viele schöne Ideen sehr gut umgesetzt werden. Das Problematische ist nur, wie die Leute diese Angebote auch wahrnehmen und nutzen können. Man muss die Menschen bereits frühzeitig für die Anliegen und die Chancen, die die kulturellen Angebote und Projekte bieten, sensibilisieren. Man sollte Kinder und Jugendlich entsprechend an Kunst und Kultur heranführen, ihnen das Anregende, das zum Beispiel der Besuch einer Oper mit sich bringen kann, vermitteln.

Auf diese Weise geistig aktiv zu sein, ist besser als ausschließlich vor dem Fernseher oder dem Computerspiel zu hocken. Der zündende Funke für kulturelle Begeisterung kann schon im Kindesalter verinnerlicht werden – hier sind Eltern, Pädagogen oder Sozialarbeiter und natürlich auch die Theaterschaffenden selbst gefordert. In Deutschland gibt es genügend kulturelle Angebote. Leider blieb die Resonanz auch auf die Mono-Oper „Anne Frank“ begrenzt. Wir suchten frühzeitig das Gespräch mit den Pädagogen, boten Informationsveranstaltungen dazu an. Es kamen ja auch einige Schulklassen, die sehr angetan waren, aber hier hätte ich mir schon mehr Zuspruch gewünscht, eine bessere Resonanz  gerade bei den Schulen.

Frage: Die Schlossfestspiele 2010 waren künstlerisch betrachtet weltmeisterlich, hatten allerdings das Pech, das zeitgleich die „Macht des WM-Fußballs“ stattfand oder das Wetter in diesem Jahr einfach zu schön war. Wie ist Ihre Meinung zu den Schlossfestspielen 2010 ?

Katrin Hübner: Viele Besucher aus den verschiedensten Bundesländern und darüber hinaus zeigten sich von den Schlossfestspielen 2010 sehr begeistert. Aber man darf nicht vergessen: Schwerin muss sich gegen immer mehr Konkurrenz behaupten. Es gibt immer mehr kulturelle Angebote.

Auf der Freilichtbühne am Schlossgarten finden 2011 die Schlossfestspiele stattMan muss sich immer wieder etwas Neues, mitunter Spektakuläres einfallen lassen. Das ist schon sehr komplex. Nächstes Jahr wird der Spielort gewechselt vom Alten Garten zur Freilichtbühne. Sicherlich ein guter Standort für die neue Aufführung, den „Freischütz“, mit vielen neuen Möglichkeiten.

Frage: Schwerin, die 850-jährige Stadt. Was überwiegt bei Ihnen: die Liebe zur wunderschönen Landesmetropole von M-V oder der Ärger über die „verstaubenden Beamten“?

Katrin Hübner: Die Liebe zu Schwerin überwiegt eindeutig. Es hat sich in den letzten Jahren viel Positives getan, gerade im Hinblick auf das Stadtbild. Sicherlich bleibt auch weiterhin eine Menge zu tun, aber wo ist das nicht so?! Und es gibt durchaus nette Beamte in Schwerin…Nein, Schwerin ist ein schöner Ort, in dem man gut leben kann.

Dann weiterhin maximale künstlerische und persönliche Erfolge! Möge Ihre Liebe zu Schwerin nie versiegen.

Marko Michels

Nicht vergessen: Am 7. und 8. August werden die „Puppen im Park“ wieder in der Schweriner Schelfstadt gastieren. Seit 2001 lassen dabei die Puppenspieler in Schwerin ihre Puppen tanzen und Zuschauerzahlen um 6000 Puppen-Fans sind keine Seltenheit.

Die ersten Premieren der neuen Spielzeit 2010/2011
– 09.09. Kleiner Mann, was nun? – E-Werk
– 10.09. Kabale und Liebe – Großes Haus
– 15.10. Carmen (Ballett) – Großes Haus
– 19.10. Frikadellen (Fritz-Reuter-Bühne) – Großes Haus

Karten: 0385 – 5300 123 | kasse@theater-schwerin.de – Weitere Informationen: www.theater-schwerin.de

Fotos: M. Michels

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