Olympia 2012 bereits im Blick
Ein gefragter Gesprächspartner beim MV-Tag 2010 in Schwerin war ebenfalls Radsportler Stefan Nimke, der 1978 in Hagenow geboren wurde und seit 1987 dem Radsport treu verbunden ist. Der Olympiasieger 2004 im Teamsprint, zweifache Weltmeister im 1000 Meter-Zeitfahren 2003/2009 und amtierender Weltmeister im Teamsprint 2010, nur vier seiner größten Erfolge, ist Mitglied des „Track Cycling Teams MV“, das sich während des Mecklenburg-Vorpommern-Tages gemeinsam mit Trainer Ronald Grimm auf der Landesbühne auf dem Alten Garten in Schwerin vorstellte. Stefan Nimke bereitet sich gegenwärtig auf die kommenden Qualifikationsrennen vor, die bereits im Zeichen der Olympischen Spiele 2012 stehen.
Stefan Nimke über 20 Jahre M-V, seine olympischen Ziele und die baldigen Olympia-Quali-Rennen
„Danke an Mecklenburg-Vorpommern!“
Frage: Stefan, seit dem gebürtigen Rostocker Günther Schumacher, der 1972 und 1976 mit dem Bahnvierer gewann, hat kein Mecklenburger mehr so goldig auf der Bahn in die Pedale getreten wie Sie. Athen 2004 war mit dem Olympiasieg der größte Triumph Ihrer Karriere. Sie waren im Einheitsjahr 1990 zwölf Jahre. Haben Sie noch eine lebendige Erinnerung an die DDR und wie ist Ihre Meinung zu 20 Jahren deutsch-deutschem Miteinander?
Stefan Nimke: Natürlich gibt es noch rege Erinnerungen an die Vor-Wende-Zeit und damit meine ich nicht nur Pittiplatsch & Co. im Deutschen Fernsehfunk. Natürlich erinnere ich mich noch an die ersten Jahre meiner Schulzeit sehr gut, an die Pionier-Zeit mit dem obligatorischen Halstuch. Leider habe ich das Pionierhemd mit dem Tuch irgendwann weggeworfen, hatte mir gedacht „Was willst Du mit dem Zeug eigentlich noch!“ und jetzt ärgere ich mich, dass ich es nicht mehr habe. Ich hätte gern mal die Gelegenheit genutzt, um meinen Töchtern, Bekannten oder Sportkollegen zu zeigen „Schaut her, dass war auch die DDR!“. Es ist keine Nostalgie oder gar Ostalgie, auch nicht der verklärende Blick zurück, sondern es ist, es war ein wichtiger Abschnitt in meinem Leben, den ich nicht missen oder vergessen möchte. Noch vor der Wende begann ich ja mit dem Radsport.
Das Fördersystem damals war ja schon ein ganz anderes. Die Dinge, die Grundlagen, die ich damals mitbekommen habe, wie zum Beispiel „eiserne“ Selbst-Disziplin sowie Ehrgeiz, von denen zehre ich heute noch. Tja, ansonsten 20 Jahre Mecklenburg-Vorpommern: Trotz aller Veränderungen – ohne die Wende wäre ich mit Sicherheit nicht dort, wo ich jetzt bin. Ich konnte in Gegenden reisen, Trainingslager in den verschiedensten Ländern absolvieren, was zu DDR-Zeiten so nicht möglich war. Von daher kann ich gegenüber dem Land Mecklenburg-Vorpommern nur Danke sagen – gerade, was die Unterstützung und Förderung betrifft. Man ermöglicht mir – neben dem Radsport – auch eine berufliche Perspektive nach dem Sport. So bin ich in der Ausbildung bei der Landespolizei. Also: „Herzlichen Glückwunsch, Mecklenburg-Vorpommern! War und ist eine tolle Zeit bei und mit dir!“
Frage: 2010 war für Sie ebenfalls ein Erfolgsjahr mit dem WM-Titel im Teamsprint in Kopenhagen. Wie beurteilen Sie das gegenwärtige Leistungsniveau im deutschen Bahnradsport-Team?
Stefan Nimke: Der Sprintbereich im Bahnradsport hat deutlich zugelegt. Es ist eine sehr starke Breite vorhanden, also wir haben in dieser Hinsicht ein sehr gutes Niveau. Es gibt viele Sprinterinnen und Sprinter, die hervorragende Leistungen zeigen und abrufen können, aber es sind noch zu wenige Sportlerinnen und Sportler in der absoluten Spitze dabei. Insgesamt sind wir jedoch hervorragend aufgestellt. Daher brauchen wir uns auch alles andere als internationale zu verstecken. Wir müssen die Talente, die wir haben, einfach noch intensiver fördern.
Frage: Der MV-Tag 2010 in Schwerin, in zwei Jahren Olympia in London. Was kommt für Sie dazwischen?
Stefan Nimke: Die Olympia-Qualifikation hat ja so gut wie begonnen. Die kommenden offenen Europameisterschaften im November sind bereits das erste Nominierungsrennen. Die nächsten zwei Jahre, mit den verschiedenen internationalen und nationalen Titelkämpfen, sind wirklich geprägt von Qualifikations- und Nominierungsrennen nonstop für Olympia 2012. Und da hoffe ich natürlich, dass ich da vorn dabei mit, um auch in London wieder durchstarten zu können.
Frage: Die Athleten des „Track Cycling Teams MV“ sorgten zuletzt bei den 124. Deutschen Meisterschaften in Cottbus für einen Goldregen. Mit Miriam Welte startet zudem eine hoch motivierte Rad-Amazone für das Team. Wann gibt es die nächsten gemeinsamen Trainingseinheiten aller Team-Mitglieder?
Stefan Nimke: Ab 16. August sind endlich wieder einmal alle Athletinnen und Athleten nach längerer Zeit in Schwerin für knapp zwei Wochen wieder vereint. Auch die Miriam Welte aus Kaiserslautern, die ja „Gast-Mecklenburgerin“ ist, wird mit uns trainieren. Es ist schon für den Zusammenhalt der Truppe wichtig, dass auch die Auswärtigen ab und zu gemeinsame Trainingsblöcke mit den „Alt-Eingesessenen“ bestreiten. Dann beginnt ja auch bald wieder die Schule und die meisten Mitglieder des Teams können dann ohnehin gemeinsam vor Ort trainieren.
Dann maximale Erfolge für die kommenden Herausforderungen im Hinblick auf London 2012!
Text und Fotos Marko Michels