Klavierrezital in der Schelfkirche Schwerin

Meisterpianis Jean-Yves Thibaudet spielt Ravel und Schumann

20160729-Jean-Yves-Thibaudet_c_Decca-KasskaraDer französische Pianist Jean-Yves Thibaudet wird von der Presse gelobt als „eines der faszinierendsten Talente unserer Zeit“, und sein Spiel besticht durch Ausdrucksstärke, eine brillante Technik und üppige Klangfarben. Zu Gast in der Reihe „Meisterpianisten“ präsentiert er in der Schweriner Schelfkirche am Sonntag, den 7. August um 16:00 Uhr neben den berühmten „Kinderszenen“ von Schumann auch Ravels „Pavane pour une infante défunte“ und „Miroirs“, die zu den Schlüsselwerken des französischen Impressionismus zählen. Vor dem Konzert können sich die Besucher um 14:00 Uhr vom Musikwissenschaftlicher und Schumann-Experten Dr. Matthias Wendt in das Programm einführen lassen.

Die Veranstaltung findet mit freundlicher Unterstützung der Stadtwerke Schwerin GmbH statt. Für das Konzert gibt es noch Karten zum Preis von 42 Euro, 32 Euro und 22 Euro (sowie 5 Euro für die Konzerteinführung) unter www.festspiele-mv.de, telefonisch unter 0385 5918585, an den bekannten Vorverkaufsstellen sowie an der Tageskasse, die um 13:30 Uhr öffnet.

 

Die Kinderszenen op. 15 komponierte Robert Schumann im Frühjahr 1838. Die einzelnen Stück gleichen Momentaufnahmen, und doch steht keines von ihnen für sich da. Vielmehr sind sie durch motivische Verwandtschaften und Tonartenverhältnisse in ein Netz von Beziehungen eingebunden. In nur vier Tagen schrieb Schumann die Sonate Nr. 1 a-Moll für Klavier und Violine op. 105. Bevor das dreisätzige Stück im März 1852 in Leipzig uraufgeführt wurde, spielten Schumanns Frau Clara, bekanntlich eine versierte Konzertpianistin, und der Geiger Joseph von Wasielewski die Sonate im Oktober 1851 im privaten Kreis. Die „Pavane pour une infante défunte“ zählt zu den bekanntesten Schöpfungen Ravels und entstand Anfang 1899. Neben der Originalfassung für Klavier, gibt es auch eine Fassung für Orchester. Ravel galt zu Lebzeiten und gilt bis heute als einer der Komponisten, der für die Pianisten dieser Welt einige der schwersten, aber schönsten Werke für das Instrument Klavier geschaffen hat. In den Jahren 1904 und 1905 schuf Ravel eines seiner Hauptwerke, die „Miroirs“ – fünf kurzweilige „Spiegelbilder“, mit denen sich der Komponist aus den impressionistischen Zwängen seiner Zeitgenossen zu befreien suchte.

Jean-Yves Thibaudet, dessen musikalisches Genie ihn seit über 30 Jahren um die ganze Welt führt und in mehr als 50 Alben dokumentiert ist, besitzt eine musikalische Tiefe und natürliche Ausstrahlung, die ihn zu einem der begehrtesten Solisten der heutigen Zeit machen. In der Saison 2015/16 hatte er drei Residencies: beim Royal Concertgebouw Orchester, bei der Seattle Symphony und an der Colburn School of Music. In Colburn betreute er die nächste Generation junger Musiker, gab Meisterkurse und trat zusammen mit seinen Studenten auf. Thibaudet war Solist der Oscar- und Golden-Globe-prämierten Filmmusik von „Abbitte“, dem Oscar-nominierten Film „Stolz und Vorurteil“ sowie von „Extremely Loud & Incredibly Close“. Im Jahre 2010 ehrte die Hollywood Bowl Thibaudet für seine musikalischen Leistungen und Erfolge durch die Aufnahme in ihre Hall of Fame. Außerdem verlieh das französische Kultusministerium ihm im Jahr 2012 den dem „Chevalier“ folgenden Titel „Officier des Ordre des Arts et des Lettres“.

Die Schweriner Schelfkirche ist die heute einzige stilreine Barockkirche Westmecklenburgs. Sie wurde von 1708 bis 1713 nach Plänen von Jakob Reutz erbaut und war Nachfolger der um 1238 gestifteten Kirche St. Nikolai. Der gotische Vorgängerbau wurde um 1705 abgetragen, weil er offenbar sehr baufällig war: Ein Sturm hatte zwei Jahre zuvor seinen Turm umgerissen. Außerdem war er wohl für die neu geplante Stadtanlage der Schelfstadt zu klein und zu wenig repräsentativ. Die Grundform der Schelfkirche ist ein Kreuz mit stark abgekürztem Fuß und vorgesetztem Turm im Westen. In der Gruft ruhen Mitglieder des großherzoglichen Hauses Mecklenburg-Schwerin, darunter die 1735 verstorbene Sophie Luise, Königin von Preußen.

 

Nachtrag, 02.08.2016:

Besetzungsänderung: Jonathan Gilad springt für Jean-Yves Thibaudet ein

Jonathan Gilad (Foto: Augustin Detienne)Da der französische Pianist Jean-Yves Thibaudet seinen Auftritt in der Reihe „Meisterpianisten“ der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern aus familiären Gründen kurzfristig absagen musste, wird sein Landsmann Jonathan Gilad das Konzert am Sonntag, den 7. August um 16:00 Uhr in der Schweriner Schelfkirche spielen. Der Pianist und langjährige Festspielpreisträger präsentiert statt der angekündigten Werke von Schumann und Ravel ein epochenübergreifendes Programm, das den Bogen spannt von Beethoven über Chopin und Liszt bis zu Prokofjew. Zu hören ist unter anderem Beethovens aufwühlende Klaviersonate „Der Sturm“. Mit diesem Werk machte der ertaubende Komponist einen wichtigen Schritt in der Musikgeschichte. Hier ist nichts mehr Form, hier ist alles Klang. Des Weiteren erlebt das Publikum Chopins vier Impromptus, Liszts Klaviertranskription von Isoldes finaler Arie aus Wagners „Tristan und Isolde“ sowie Prokofjews frühe Klaviersonate Nr. 2, die die moderne Ästhetik des 20. Jahrhunderts widerspiegelt. Als Auftakt wird Jonathan Gilad bereits um 14:00 Uhr im Rahmen eines Künstlergesprächs in das Programm einführen.

Die Veranstaltung findet mit freundlicher Unterstützung der Stadtwerke Schwerin GmbH statt. Für das Konzert gibt es noch Karten zum Preis von 40 Euro, 30 Euro und 20 Euro (sowie 5 Euro für die Konzerteinführung) (zzgl. VVK-/AK-Gebühr) unter www.festspiele-mv.de, telefonisch unter 0385 5918585, an den bekannten Vorverkaufsstellen sowie an der Tageskasse, die um 13:30 Uhr öffnet.

Jonathan Gilad, geboren in Marseille, begann im Alter von vier Jahren mit dem Klavierspiel und studierte zunächst bei Dmitri Baschkirow in Madrid. Bereits drei Jahre nach Beginn seiner Ausbildung am Konservatorium seiner Heimatstadt gewann er als Elfjähriger den „Premier Grand Prix de la Ville de Marseille“ und die Goldmedaille der Kammermusikklasse. Bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern erspielte er sich 2000 den Solistenpreis und ist seitdem regelmäßig als Kammermusiker und Solist beim Festival zu Gast. Weitere Auszeichnungen erhielt er bei den internationalen Mozart-Wettbewerben von Paris und Genf sowie am Salzburger Mozarteum. Zu seinen Lehrern gehören ferner Karl-Ulrich Schnabel, Leon Fleisher und Fou-Tsong. Jonathan Gilad konzertierte bei wichtigen europäischen Festivals, darunter Verbier, Rheingau, Mecklenburg-Vorpommern, Ruhr, Schwetzingen, Moskau, St. Petersburg, Luzern, Turku, Kuhmo, La Roque d’Anthéron und Santander, sowie beim Ravinia Festival in Chicago und spielte Solo-Recitals in London, Paris, Wien, München, Berlin, Amsterdam, Mailand, Genf, Luzern, St. Petersburg und New York. Als Solist gastierte er mit dem Israel Philharmonic Orchestra unter Zubin Mehta, dem Chicago Symphony Orchestra unter Daniel Barenboim und Pinchas Zukerman, dem Boston Symphony Orchestra unter Seiji Ozawa sowie dem Orchestre de Paris und dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin unter Osmo Vänskä. Des Weiteren erhielt er Einladungen von den Warschauer Philharmonikern, vom Orchestre de Chambre de Lausanne, von der Camerata Salzburg, vom Baltimore Symphony Orchestra, von den Bamberger Symphonikern und vom Zürcher Kammerorchester. Tourneen führten den Pianisten mit den St. Petersburger Philharmonikern unter Yuri Temirkanov in die USA sowie mit dem Orchestre Philharmonique de Liège nach Südamerika. Weitere Auftritte erfolgten mit dem Rundfunksinfonieorchester Berlin, dem WDR Sinfonieorchester Köln, dem Stuttgarter Kammerorchester, dem Radio-Sinfonieorchester Prag, dem Orquestra Sinfônica do Estado de São Paulo, dem Orchestre de la Suisse Romande, dem Frankfurter Museumsorchester, dem Russischen Nationalorchester und dem Orchestre national de France; mit den Rotterdamer Philharmonikern gestaltete er einen Beethoven-Zyklus. Kammermusik-Projekte führten ihn mit Partnern wie Daniel Müller-Schott, Viviane Hagner, Julia Fischer, Nikolaj Znaider, Renaud und Gautier Capuçon, Daniel Hope und Li-Wei Qin zusammen. 1998 erschien bei EMI Classics Jonathan Gilads erste CD mit Werken von Mozart, Beethoven und Brahms. Es folgten zahlreiche weitere Aufnahmen, darunter ein mit dem „Diapason d’Or“ ausgezeichnetes Album mit Mendelssohn-Klaviertrios (mit den Festspielpreisträgern Julia Fischer und Daniel Müller-Schott) sowie ein Duo-Recital mit Daniel Müller-Schott.

 

Quelle: Festspiele MV

Nach oben scrollen